ZDNet: Welche Auswirkungen wird das Erscheinen programmierbarer Roboter wie der Mindstorms NXT-Modelle von Lego auf den Robotermarkt für Privatleute haben?
Thrun: Ich glaube, dass der programmierbare Roboter für Amateure etwas Fantastisches ist, da er vielen jungen Menschen einen Zugang zur Robotik bietet, die anders über diese Disziplin denken. Ich denke häufig, dass die Robotik sich an dem Punkt befindet, an dem sich der PC vor der Erfindung von Visicalc befand. Visicalc wurde damals von Enthusiasten gekauft, die nicht wirklich einen Zweck damit verfolgten, sondern von der Technologie fasziniert waren. Dasselbe gilt heute für Lego Mindstorms. Im Computerbereich ist klar zu erkennen, dass 95 % aller interessanten Ideen nach Visicalc entstanden sind. Das ganze Gebiet hat sich damals verändert. Textverarbeitung, Netzwerke, und so weiter. All dies kam viel, viel später. Wenn wir darüber spekulieren, was Roboter tun können, lässt sich vorhersagen, dass wir ganz neue Ansätze im Haushaltsbereich entwickeln werden, an die heute noch niemand denkt, und ich glaube, dass Lego Mindstorms hier einen wirklichen Beitrag leisten wird.
ZDNet: Glauben Sie, dass es zu Ihrer Aufgabe als lenkende Kraft auf dem Gebiet der Robotik gehört, eher Projekte auszuwählen, die der Gesellschaft nützlich sein können als solche, die für Sie als Intellektuellen von besonderem Interesse sind?
Thrun: In meinem Fall stimmen die Dinge, die mich interessieren, und das, was für die Gesellschaft von Interesse ist, zu fast 100 Prozent überein. Als Wissenschaftler betrachte ich es als meine Aufgabe, die Gesellschaft voranzubringen. Wenn ich mich also an etwas beteiligen sollte, das für die Gesellschaft nicht von Interesse ist, sondern nur für sich genommen interessant ist, wäre ich daran nicht interessiert. Ein Umstand, der mich umtreibt ist, dass die Robotik meiner Ansicht nach eine unglaublich junge Wissenschaft ist. Wir befinden uns gewissermaßen im 16. Jahrhundert der Robotik. Auch die Computerwissenschaft ist jung – vielleicht im 17. Jahrhundert. Die Gesellschaft verändert sich durch diese neuen Technologien sehr schnell, und ich konzentriere mich darauf, diese Veränderungen in eine positive Richtung zu bringen.
ZDNet: Wie viele Jahre sind wir von einer vollständig umgesetzten Version von PEARL – einem persönlichen Roboterassistenten für ältere Menschen – entfernt, an dem Sie an der Carnegie-Mellon-Universität gearbeitet haben?
Thrun: Das ist eine schwierige Frage. Ich kenne mich mit Autos viel besser aus. Im Grunde handelte es sich bei PEARL um eine Art Forschungsprojekt, mit dem wir herausfinden wollten, welche Bedürfnisse ältere Menschen haben. Indem wir in Pflegesituationen forschten, erfuhren wir mehr über die tatsächlichen Bedürfnisse dort. Eines der Nebenprodukte von PEARL ist eine robotische Gehhilfe, die momentan noch in einer Einrichtung in Pittsburgh, Pennsylvania, getestet wird. Dieser Roboter sah nicht im Mindesten nach PEARL aus. Er war vielmehr ein mechanisches Gerät, das Menschen zur Orientierung dient und selbstständig zur Seite fahren kann, wenn es im Wege steht. Diese Spezialgeräte haben eine Chance, in den nächsten fünf bis sechs Jahren serienreif zu sein. Ein humanoider Roboter für allgemeine Aufgaben hat noch um die 15 Jahre vor sich.
ZDNet: Nur 15 Jahre?
Thrun: Oder auch 20. Ich meine, die Technologie hat sich in den letzten Jahren so rasant entwickelt, und angesichts der Mittel, die investiert wurden… Fast alle interessanten Entwicklungen aus dem humanoiden Bereich stammen aus den letzten fünf Jahren. Meine Sorge angesichts der aktuellen Welle humanoider Roboter ist, dass wir meiner Ansicht nach kaum Gründe dafür nennen können, warum sie vielen Menschen tatsächlich nützlich sein sollten. Wir befinden uns noch immer in der Forschungsphase und spielen herum, um zu sehen, was passiert. Bis wir einen konkreten Nutzen ermittelt haben, bleibt die Frage im Raum. Werden wir eine Antwort darauf finden? Sagen wir, dass dies wirklich nützlich ist? Sobald ein Nutzen gefunden ist, wird sich die Technologie in etwa 10 Jahren oder so entwickelt haben.
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2 Kommentare zu Autos: Der nächste Schritt in Richtung Künstlicher Intelligenz
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! Stop !
Nichts gegen Technik und Fortschritt, aber es kommt der Punkt wo wir darüber nachdenken sollten ob wir als Mensch überall ersetzbar sind. Auf der anderen Seite, so lange es Länder wie Indien, oder China gibt werden die menschlichen (kindlichen) Arbeitskräfte nicht verdrängt, da hier der Kostenfaktor zu günstig ist.
AW: ! Stop !
Ich sehne den Tag herbei, an dem alle sog. "Arbeitnehmer"-Tätigkeiten von high tech übernommen werden können.
Wenns die dann nicht mehr gibt, bleibt endlich nur mehr, immer weiter zunehmende Rationalisierungseffizienz auf immer breiter gestreute Schultern zu verteilen ;-)
Dann ist hoffentlich niemand mehr marginalisierbarer Kostenfaktor seiner eigenen Arbeit!