Spätestens seit Google für 1,6 Milliarden Dollar die Video-Plattform Youtube gekauft hat, herrscht in der Internet-Welt wieder Goldgräberstimmung. Ein neuer Investitionsboom hat die Online-Gemeinde erfasst. Web 2.0 scheint das neue Paradies zu heißen, das mit seiner interaktiven, sozialen Ausrichtung Millionen von Menschen auf der ganzen Welt anlockt. Und auch die Kommunikationsbranche schwärmt von den Möglichkeiten, die Blogs und Podcasts bieten.
Die Frage lautet: Steuern wir in ein neues Kommunikationszeitalter? Eine Umfrage im Auftrag der Hamburger PR-Agentur ZPR zeigt auf, inwieweit der neue Hype um Web 2.0 tatsächlich schon im deutschen Alltag angekommen ist. Befragt wurde die allgemeine Wohnbevölkerung Deutschlands im Alter von 16 bis 65 Jahren, und zwar in 1008 Fällen. Durchgeführt wurde die Befragung von Academic Data aus Essen.
Rund ein Drittel der befragten 16- bis 65-Jährigen (32 Prozent) haben keine Möglichkeit, das Internet zu nutzen. Dabei bestehen durchaus signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Während lediglich 24 Prozent der befragten Männer keine Möglichkeit der Internet-Nutzung haben, liegt dieser Anteil bei Frauen deutlich höher, nämlich bei 45 Prozent. Von denjenigen, die prinzipiell Zugang zum Internet hätten, nutzen sechs Prozent – vorwiegend ältere Befragte – das Internet trotzdem nicht.
Insgesamt wird das Internet also von 67 Prozent der Befragten genutzt. 55 Prozent surfen täglich, 27 Prozent mehrfach pro Woche, 17 Prozent seltener. Hier finden sich je nach Geschlecht ebenfalls signifikante Unterschiede. So liegt der Anteil der täglichen Nutzer bei den Männern bei 63 Prozent, bei den Frauen lediglich bei 46 Prozent. Auch das Alter spielt eine Rolle: 64 Prozent der bis 30-Jährigen nutzen das Internet täglich, bei den über 30-Jährigen sind es 52 Prozent.
Bei der Nutzung des Internets zeigt sich, dass die bisher gängigen Angebote des „Web 1.0“ eindeutig im Vordergrund stehen. So kaufen 68 Prozent der Befragten über das Internet ein, 56 Prozent beteiligen sich an Auktionsbörsen, ebenfalls 68 Prozent nutzen Nachschlagewerke und Suchmaschinen. Nur drei Prozent der Internetnutzer betreiben ein Weblog, neun Prozent lesen regelmäßig Weblogs, 14 Prozent nutzen Podcast-Angebote und ganze 16 Prozent sind Mitglied einer Community. Erwartungsgemäß liegen die Nutzungswerte in der Altersgruppe der 16- bis 20-Jährigen höher: Hier betreiben 14 Prozent ein Weblog, 35 Prozent lesen regelmäßig Weblogs und 42 Prozent sind Mitglied in einer Community.
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3 Kommentare zu Web 2.0 in Deutschland noch kaum bekannt
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Web 2.0 – Sinn oder Unsinn?
Ich liebe online einkaufen und bin entsprechend intensiver Online-Shopper. Doch welches Produkt ist gut? Hier helfen häufig Meinungen von früheren Käufern weiter – Foren oder Lesermeinungen sind hier oft sinnvoll. Als kritischer Leser stelle ich dort präsentierte Aussagen natürlich in Frage, sind sie doch oft Fake.
Nun bin ich bei der Infosuche nach einem geeigneten Saugroboter über die Seite eines wesentlichen Anbieters gestoßen. Sehr schön auf den 1. Blick ist, dass 22 Lesermeinungen zu einem Produkt vorhanden sind. >>> http://www.iroboteurope.de/item?sku=56004&secid=39815#item-reviews
Die totale Kommunikation
Mal ganz ernsthaft: Wer behält noch den Überblick, wenn aktive Beteiligung in 3 Communities, 3 Blogs und der Erhalt der von 4 täglichen Newslettern vorliegen?
Das kostet doch täglich eine Menge Zeit, nur um auf den Laufenden zu sein.
Soviel möchten/können Durchschnittsuser gar nicht kommunizieren, wenn man die Tippgeschwindigkeit hinzunimmt.
Es gibt sicherlich eine Zunahme von Blogs, Foren zu jedem Pups und anderer sogenannter "Web 2.0"-Applikationen.
An der Qualität der Inhalte ändert es nichts. Mich interessiert nicht die Allerweltsmeinung zur Weltpolitik der Gärtnerin aus Hinterpuffingen, aber mit der Nachbarin ist ein Gespräch aufgrund der Entwicklung sozialer Bindungen wichtig. Aber mit der Nachbarin muss man nicht via Blog oder Forum kommunizieren, man kann sich doch mal die Zeit nehmen zu Kaffee und Kuchen – netter Sonntagnachmittag.
Viel neues – außer unreflektierter Rechthaberei – erfährt man oftmals ohnehin nicht. Wertvolle Informationen für die Fragen, die man hat, dafür gibt es bereits die nötigen Sites. Nur die Ergonomie und inhaltliche Qualität müßte verbessert werden. Aber wo Menschen am Werk sind…
Was soll also der Durchschnittsuser mit Web 2.0, wenn er mit den derzeitigen Möglichkeiten bereits gut bedient ist und lediglich die Qualität verbessert werden muss?
Web 2.0 ist nur eine Medienblase, um frischen Wind ins Internet zu blasen?
MfG Munir Hanna
AW: Die totale Kommunikation
Das spiegelt schon der absurde Begriff "Web 2.0", der suggeriert, daß es sich um eine neue Web-Software handelt. Aber es hat nicht nur damit nix zu tun, sondern ist auch nicht neu: daß User laufend Einträge schreiben gibts seit jeher im Usenet und anderen Foren. Und daß sie sich selbst präsentieren und Inhalte bereitstellen ist so alt wie das Internet selbst. Bloß daß es über große Platformen gehyped und standardisiert wird, ist die einzige Veränderung.
Was soll das also schon heißen, daß "Web 2.0 in Deutschland" wenig bekannt ist ?