Das Chaos lieben lernen: Web 2.0 forciert Wissensmanagement

Der Boom rund um Social Software bietet auch für Unternehmen sinnvolle Konzepte und Anwendungen. "Folksonomie" und "Jams" gehören zu den interessantesten Aspekten von Web 2.0 - auch wenn noch wenige die Begriffe kennen.

Viele Theorien aus dem Reich des Wissensmanagements gehen von hehren Idealen aus, statt von wirklich praktikablen Konzepten. Sie alle sollen das versteckte Know-how der Mitarbeiter „heben“. Das roch in der Vergangenheit unter klingenden Namen für Managementmethoden wie TQM, Kaizen oder BPM nicht selten nach Rationalisierung oder gar verkappter Ausbeutung der menschlichen Ressourcen, von der meist am Ende das Unternehmen stärker als der Mitarbeiter profitierte.

Es handelt sich also um ein sensibles Metier mit einem relativ großen Blendwerk. „Das klassische Wissensmanagement hat sehr oft versucht, Optimierungen ohne wirkliche Änderung an den Prozessen und Abläufen umzusetzen“, beschreibt Peter Schütt, Leiter Knowledge Management Germany bei IBM Deutschland.

Im Klartext: Leicht erkennbare Kommunikationsdefizite zwischen Organisationsteilen wurden nicht wirklich angegangen, stattdessen die Mitarbeiter lediglich dazu aufgefordert, ihr Wissen in Datenbanken preis zu geben und zu dokumentieren. „De facto war daran aber niemand wirklich interessiert, und deshalb ist es auch fast überall gescheitert“, bilanziert der Experte.

Mit dem Hype um Web 2.0 rollt jetzt eine neue Welle. Eine „Architektur der Partizipation zur Ausnutzung kollektiver Intelligenz“ bildet den zentralen philosophischen Ausgangspunkt. Das enorme Wissen der Mitarbeiter, Kunden und Partner soll mit Hilfe von Web 2.0 systematischer und schneller als bisher genutzt werden. Wirklich neu ist auch dieser Gedanke nicht.

Zudem ist der Begriff Innovationsorientierung für die meisten Unternehmen heute alltägliches Handwerk. Ein Gutes hat dieser Trend: Im Kern bedeutet Web 2.0 nichts anderes, als mit Hilfe einfach handhabbarer Tools die Kommunikation zu beschleunigen und im Idealfall quasi nebenbei das Qualitätslevel des Informationsaustausches zu intensivieren. Entsprechende Softwarelösungen zielen deshalb „nur“ darauf ab, die Teamarbeit zu verbessern, statt eine Grundsatzdebatte auszulösen.

Themenseiten: Breitband, Business Intelligence, IT-Business, Strategien

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2 Kommentare zu Das Chaos lieben lernen: Web 2.0 forciert Wissensmanagement

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  • Am 18. August 2009 um 14:25 von Alexander Stocker

    I-Know `09
    Das Thema Wissensmanagement ist auch DER Schwerpunkt der I-KNOW 09 (http://i-know.tugraz.at/), welche vom 2. bis 4. September in Graz (Österreich) stattfindet. Dort gibt es auch eine äußerst spannende Podiumsdiskussion über die dunklen Seiten des Wissensmanagement und Web 2.0 (http://i-know.tugraz.at/praxisforum/professors4industry). Aspekte wie mangelnde Privacy und die zunehmende Transparenz über Menschen werden im akademischen Rahmen diskutiert.

    Weiteres wartet die I-KNOW 09 mit drei hochrangigen Keynote Speakers aus Wissenschaft und Wirtschaft auf. In ihren Keynote-Vorträgen konzentrieren sich die drei international anerkannten Experten auf folgende Themen: Future Internet, Wissensmanagement in China, Semantic Web und Web 2.0.

    Das Themengebiet der I-KNOW 09 ist vielfältig: Web 2.0, Future Internet, Wissenstechnologien, Knowledge Management Education sowie Wissensmanagement-Software and Services, Wissensmanagement in China und Semantic Web.

  • Am 9. November 2006 um 9:58 von Der Skeptiker

    Unsinn
    > Das roch in der Vergangenheit … gar
    > verkappter Ausbeutung der
    > menschlichen Ressourcen, von der
    > meist am Ende das Unternehmen stärker
    > als der Mitarbeiter profitierte
    Schmeißt Toyota wegen Kaizen Leute raus?

    Nein!

    Hat VW oder GM Kaizen? Nein! Schmeißen die Leute raus? Ja!

    Wer immer einen durchorganisierten, produktiven Arbeitsplatz hat, verdient mehr Geld und hat einen sicheren Arbeitsplatz.

    Ob man sich ausgebeutet fühlt oder nicht. Das Ergebnis zählt. Wie viel Schutz kann die Gewerkschaft bei VW oder Opel den Mitarbeitern geben?

    Der Autor sollte wissen, wovon er redet, bevor er solche Blasen in die Luft setzt.

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