In Turin wird derzeit ein Handy-Service getestet, der blinden Menschen die Navigation erleichtern soll. Das so genannte Easy Walk – entwickelt und betrieben von Il Village – ist ein Assistenzsystem, das GPS-Daten mit einer individuellen Betreuung am Telefon kombiniert.
Laut einem Bericht von BBC-Online sind derzeit 30 Sehbehinderte des italienischen Blindenverbandes im Raum Turin an einem Pilotversuch beteiligt. „Neben der Technik ist es wichtig, dass im Callcenter ein Mensch sitzt, der versteht, wo ein Problem liegt und zur Lösung beiträgt“, sagte Il-Village-CTO Andrea de Paoli. Das System arbeite mit einem „Schutzengel“, der sicherstelle, dass man dorthin komme, wohin man will.
Für den Einsatz von Easy Walk ist ein Mobiltelefon mit Symbian-Betriebssystem, ein Bluetooth-GPS-Empfänger und eine Software zur Sprachausgabe notwendig. Zudem stehen Mitarbeiter eines Callcenters rund um die Uhr zur Verfügung.
Über zwei fest zugeordnete Tasten am Mobiltelefon wird der Dienst gesteuert. Sobald der eine Knopf gedrückt wird, ermittelt das Telefon den aktuellen Standort und gibt Straße und Hausnummer wieder. Ist weitere Hilfe nötig, wird nach Betätigung der zweiten Taste eine Verbindung mit dem Callcenter hergestellt, wo der Mitarbeiter mit den benötigten Informationen aushilft. Nutzer erhalten Informationen zu Restaurants oder auch Apotheken in ihrer Nähe oder zu beliebigen anderen Zielen. Schließlich kann sich der User vom Callcenter-Mitarbeiter lotsen lassen, der die Position des Nutzers in Echtzeit auf dem Monitor verfolgen kann.
Bereits im Herbst soll der Regulärbetrieb im Piedmont starten und dann 3000 Anwendern zur Verfügung stehen. Da Easy Walk auf Basis von digitalen Karten arbeitet, ist es denkbar, den Dienst für ganz Europa anzubieten. Erste grenzübergreifende Tests in Frankreich und der Schweiz wurden bereits gemacht. In der nächsten Zeit sollen laufend neue Tester in das Programm aufgenommen und Kinderkrankheiten beseitigt werden. „In der ersten Phase hatten wir 95 Prozent Verfügbarkeit, mittlerweile erreichen wir nahezu 100 Prozent“, erklärte de Paoli.
„Easy Walk bringt mich an Orte, die ich noch nicht kenne und gibt mir dabei die nötige Sicherheit“, sagte Federico Borgna, einer der Tester. Mit seiner Hilfe lernen auch die Mitarbeiter des Callcenters, wie man die Blinden am besten unterstützt. „Für mich ist es wichtig, dass man sagt: Gehe zwei Blocks weiter, überquere zwei Straßen und wende dich dann nach rechts. Mit der Information ’nach 200 Metern links‘ kann ich nichts anfangen“, so Borgna.
Die Testphase wird von der Regionalregierung des Piedmont mit 70.000 Euro finanziert. Il Village sucht derzeit nach Sponsoren. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass der Service etwa 450 Euro pro Person kosten wird. Die langfristige Planung sieht allerdings einen kostenlosen Dienst vor.
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