Adobe-CEO: Ernste Gefahr durch Google und Microsoft

ZDNet: Stehen Sie im Bereich der elektronischen Formulare in Konkurrenz zu Microsoft und Office 2007?

Chizen: Ja. Wir stehen in Konkurrenz zu Microsoft, kommen uns aber nicht wirklich ernsthaft in die Quere. Die meisten unserer Anwender sind im Bereich Finanzdienstleistungen, in der Herstellung, im Gesundheitswesen, im Bereich Pharmazie oder in Behörden tätig. Das heißt, sie müssen sich auch außerhalb der Firewall bewegen und brauchen die Vertrauenswürdigkeit des Adobe Reader – hier kann Microsoft nicht mithalten. Man kann nicht Vertrauenswürdigkeit fordern und gleichzeitig verlangen, dass alle Windows XP, das XP Service Pack 2 oder Vista verwenden.

Unsere Kunden erwarten, dass ihre Klienten Zugang zu den entsprechenden Formularen und Geschäftsprozessen haben, ganz gleich, welches Betriebssystem oder welchen Browser diese Personen benutzen. Und dabei ist Sicherheit von großer Bedeutung – HTML sind hier Grenzen gesetzt. Wir bieten hier also wirklich ein ganz besonderes Nutzenversprechen. Schauen Sie sich bei Ameriprise oder Fidelity um – dort werden Adobe Flex und Live Cycle verwendet. Selbst bei Yahoo: Wenn Sie sich einmal die Yahoo Maps anschauen – das alles ist Flex/Flash. Sogar Google Finance basiert auf Flash.

Wir machen etwas wirklich Einzigartiges. Viele Anwender brauchen uns auch gar nicht. Aber wenn wir etwas Einzigartiges hervorbringen, ist es auch wirklich einzigartig. Es dann noch auf andere Weise zu erreichen, ist fast unmöglich. Das einzige Unternehmen, das tatsächlich in der Lage ist, etwas Ähnliches zu entwickeln wie wir, ist Google – allein schon aufgrund seines großen Talentpotentials und seiner schier unerschöpflichen Ressourcen.

ZDNet: Es überrascht, dass Sie Google als einziges Unternehmen nennen, das zum Teil in der Lage ist, ähnliche Projekte wie Adobe in Angriff zu nehmen. Können Sie das noch ein bisschen genauer erläutern?

Chizen: Wenn ich sage, zum Teil, meine ich damit, dass Google beeindruckende Websites entwickeln kann – teilweise ohne dafür unsere Tools zu verwenden. Das liegt daran, dass Google es sich leisten kann und sich im Bereich Handcodierung hervorragend auskennt, weil das Unternehmen auf einen enormen Talentpool zurückgreifen kann, den andere sich eben nicht leisten können.

ZDNet: Fällt Microsoft denn nicht in diese Kategorie?

Chizen: Wenn Sie sich einmal die Microsoft-Website anschauen, entdecken Sie, dass sowohl Flash als auch PDF häufig verwendet werden. Die Tatsache, dass die eigenen Technologien nicht besonders intensiv zum Einsatz kommen, legt nahe, dass Microsoft zwar großartige Tools entwickelt, die Fähigkeit allerdings, diese Tools auch für ihre eigene Website zu nutzen, nicht so ausgeprägt ist wie bei Google.

ZDNet: Und wie sieht es mit Google als Konkurrenz zu Ihren gehosteten Anwendungen aus?

Chizen: Wenn wir es nicht schaffen, schafft es Google. Wir müssen einfach vor Google da sein! Die Anwender verlassen sich auf uns und erwarten, dass wir Ihnen diese Anwendungen bereitstellen. Wenn sie also möchten, dass ihnen solche Online-Lösungen im Rahmen eines für den Nutzer kostenlosen Geschäftsmodells zur Verfügung gestellt werden, sollten wir uns wohl darum kümmern – sonst verlieren wir diesen Kunden.

Es ist so ähnlich wie bei der Einführung von Photoshop Elements vor ein paar Jahren. Da ist einerseits der professionelle Photoshop-Kunde, doch alle waren besorgt, was wir für die Kunden im Low-End-Bereich tun würden. Nun, wenn wir heute kein Angebot machen könnten, würde die Welt ziemlich anders aussehen. Es liegt an uns, eine Lösung anzubieten. Wenn wir es nicht tun, macht es Google. Ich würde es so sagen: Ich hoffe, dass Adobe rechtzeitig da ist und auf die Anforderungen unserer Anwender reagieren kann. Natürlich könnte Google schneller sein, aber es gibt auch noch andere. Es gibt eine Marktgelegenheit und eine ganze Reihe von Leuten, die es dorthin schaffen könnten. Also sollte ich mich beziehungsweise sollte Adobe sich besser auf den Weg machen, bevor andere es tun. Dabei ist Google ein recht wahrscheinlicher, wenn auch nicht der einzige Konkurrent.

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1 Kommentar zu Adobe-CEO: Ernste Gefahr durch Google und Microsoft

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  • Am 30. März 2007 um 17:29 von Der Skeptiker

    Linux
    Wie wäre es einmal mit Photoshop oder besser noch die ganze Creative Suite auf Linux zu portieren.

    Das würde den Rest der Welt – inkl. Winzigweich abhängen.

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