Mit ihren optimistischen Prognosen für die zweite Jahreshälfte haben die europäischen Chiphersteller die Börsianer elektrisiert. So enttäuschte der deutsche Chipriese Infineon zwar im abgelaufenen Quartal mit einem Umsatzrückgang, sagt aber für die kommenden Monate einen Aufschwung insbesondere im Mobilfunkbereich voraus. Insgesamt rechnet die europäische Chipindustrie mit einem kräftigen Anstieg der Nachfrage, berichtet das „Wall Street Journal“ (WSJ). Das könnte nicht zuletzt für ein deutliches Plus bei den Aktienkursen sorgen, vermuten Analysten.
„Es gibt konkrete Anzeichen dafür, dass wir uns in einer positiven Periode befinden. Der Markt hat großes Potenzial und die Preise könnten in den kommenden zwölf Monaten um 25 Prozent steigen“, zitiert das WSJ den Fondsmanager Geoff Paton von Henderson Global Investors. Allerdings sind längst nicht alle Marktbeobachter von einem kräftigen Aufwärtstrend nach den zuletzt stark sinkenden Preisen überzeugt. Der Markt sei stabiler geworden. „Die Aktien sind nicht so stark gesunken wie in der Vergangenheit, und der volkswirtschaftliche Ausblick ist nicht so gut“, sagt Scott Geels, Analyst bei Sanford C. Bernstein.
In den vergangenen Jahren haben Anleger, die zum richtigen Zeitpunkt in den Chipmarkt eingestiegen sind, satte Gewinne einstreichen können. Wer etwa im ersten Quartal 2003 Aktien des niederländischen Chipzulieferers ASML gekauft hat, konnte sein Geld innerhalb von zwölf Monaten verdreifachen. Allerdings zeigt sich auch Janardan Menon, Analyst bei Dresdner Kleinwort, aufgrund der schwächeren Nachfrage nach Handys und Notebooks eher vorsichtig. Menon rechnet laut WSJ nicht vor 2008 mit einem deutlichen Aufschwung der Chipindustrie in Europa und Asien.
Dennoch konnten bereits in den vergangenen Monaten einige Vertreter der Branche höhere Kursgewinne als der Durchschnitt verbuchen. So kletterte der Aktienkurs des Chipherstellers Wolfson Microelectronics, der unter anderem Halbleiter für Apples Ipod und die Playstation produziert, im Laufe dieses Jahres um elf Prozent. Mit ähnlichen Zuwachsraten glänzte auch der niederländische Chip-Equipment-Hersteller ARM Holding. Der pan-europäische Index Dow Jones Stoxx 600 legte dagegen lediglich um 5,7 Prozent zu. Infineon wiederum enttäuschte die Investoren in der vergangenen Woche mit seiner Quartalsbilanz und musste Verluste beim Aktienkurs hinnehmen.
Insbesondere die 3G-Technologie soll sich zu einem der wichtigsten Wachstumstreiber für die Chipbranche entwickeln. Nicht nur Multimedia-Chips, sondern auch Speicher- und Energiemanagement-Chips würden durch die Verbreitung des 3G-Standards in ihrer Anwendung aufgewertet und verbessert, prognostizieren die chinesischen Marktforscher von CCID Consulting. „3G ist der große Treiber, auf den letztlich alle setzen“, sagt Commerzbank-Analyst Dennis Etzel. Die Verbreitung der 3G-Technologie könnte den steigenden Preisdruck bei Mobiltelefon-Herstellern und damit in der gesamten Wertschöpfungskette mildern, so auch bei den Chip-Herstellern.
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