ZDNet: Wo Sie Firefox erwähnen: Das Beispiel zeigt ja, dass man den Desktop sehr gut über den Consumer-Markt erobern kann. War vielleicht die Strategie von Linus Torvalds und seinen Kollegen verfehlt, über den Enterprise-Markt Einzug auf Windows-Rechnern zu halten? Hätte man vielleicht schon früher an einem Consumer-Linux arbeiten müssen?
Smid: Ich halte es für eine Fehlinterpretation, zu sagen, dass das nicht stattgefunden hat. Das Enterprise-Segment steht durch die großen Player wie IBM, HP, SAP, Red Hat, Novell oder Intel sehr im Fokus. Der Consumer-Markt wächst aber ebenfalls sehr rapide: Opensuse, unsere Consumer-Version, wurde mehr als eine Million Mal in den ersten sechs Monaten nach der Veröffentlichung heruntergeladen. Andere Anbieter im Consumer-Markt verzeichnen ähnliche Ergebnisse.
ZDNet: Ein weiteres Beispiel dafür wäre Ubuntu. Nun haben wir allerdings Ubuntu, Knoppix, Oracle-Linux, Suse und Red Hat Linux, um nur einige zu nennen… War es nicht vor wenigen Jahren noch das erklärte Ziel, den Linux-Markt nicht ähnlich ausfransen zu lassen wie den Unix-Markt? Das Ziel, nur zwei große Distributionen zu haben, wurde offenbar verfehlt.
Smid: Solange es dem Linux-Markt gelingt, den Fehler des Unix-Marktes zu vermeiden, ist alles in Ordnung. Der Unix-Fehler war es, den Code sich gabeln zu lassen, so dass es dann verschiedene Versionen gab. Bei Linux verändert sich dagegen eigentlich nur immer die Service-Komponente, der Kern bleibt immer derselbe.
ZDNet: Lassen Sie uns noch auf Novell selbst eingehen: Seit dem Deal mit Microsoft im Oktober vergangenen Jahres gilt Novell etwas als der Paria der Open-Source-Szene. Merken Sie, dass Sie einen schweren Stand haben?
Smid: Ich würde nicht von einem schweren Stand sprechen. Man darf nicht unterschätzen, dass Novell ein gewichtiger Teil der Community ist – wir führen viele verschiedene Projekte. Wie sind also in gewisser Weise die Community. Wir sind zudem – neben beispielsweise IBM, Red Hat und nun auch Oracle – im Open Invention Network stark vertreten und stellen der Community eine Vielzahl von Patenten zur Verfügung. Es gab und gibt eine kontroverse Diskussion, die man aber führt, um ein konstruktives Ergebnis daraus zu ziehen. Der Ausgangspunkt unserer Vereinbarung mit Microsoft war ein Kundenbedarf. Dieser orientierte sich an der Frage, ob Systeme zusammenarbeiten können oder nicht. Solange wir diesen Pfad der Interoperabilität beschreiten – und wir konnten seitdem Abschlüsse mit der Deutschen Bank, Credit Swiss First Boston oder auch Walmart bekannt geben -, ist mir nicht bange.
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