ZDNet: Lassen Sie uns zu etwas anderem übergehen. Firefox ist ein echter Erfolg, das lässt sich unschwer an den Download-Zahlen ablesen. Ich frage mich, was Mozilla als gemeinnütziges Projekt mit all den Einnahmen macht – die es ja zur Genüge geben muss.
Shaver: Jedenfalls zahlen wir unseren Aktionären keine Dividende aus, so läuft das bei uns nicht. Wir sind eine Non-Profit Foundation. Wir messen unseren Erfolg daran, ob das Web gesünder wird oder nicht. Sinnvoller, nützlicher, sicherer. Dafür geben wir Geld aus, etwa indem wir unsere Mitarbeiter bezahlen.
Gerade fangen wir damit an, in den Ausbau der Mozilla-Community zu investieren. Etwa durch den Kauf von neuen Rechnern für besonders hilfreiche Mitarbeiter. Wir haben zudem beschlossen, 100.000 Dollar in die Entwicklung des Open-Source-Videoplayers Miro zu stecken. In der Betaphase hieß er noch Democracy Player. Wir fühlen uns diesem Projekt verwandt.
Ich kann nicht spezifizieren, wo unsere Gelder im Einzelnen hinfließen. Aber mit all unseren Investitionen wollen wir sicherstellen, dass es uns und das offene Web noch eine lange Zeit geben wird. Die Community wacht im übrigen sehr genau darüber, dass wir kein Schindluder mit unseren Einnahmen treiben.
ZDNet: Für mich hört sich das an, als ob bei Mozilla lauter Sozialisten arbeiten würden.
Shaver: (Erschrocken:) Nein!
ZDNet: Hier in Europa hat das Wort keinen so negativen Klang, wie das in den USA vielleicht der Fall ist.
Shaver: Okay, wir sind in dem Sinne Netz-Sozialisten, als dass wir das Web als universelle Quelle für jedermann ansehen. Aber wir glauben auch, dass die Leute ein Recht darauf haben, im Internet Geschäfte zu machen. Das Letzte, was wir wollen, ist, Mozilla zu einer Art Weltregierung des Internets aufzubauen. Das Internet ist für uns genauso ein Markt der Ideen wie ein Markt für Waren. Und wir sehen unseren Job darin, die Schwelle für den Eintritt in diese Märkte möglichst gering zu halten. Wir wollen, dass auch die restlichen 4,5 Milliarden Menschen, die bislang noch nicht im Internet sind, diese Quelle nutzen können.
ZDNet: In Deutschland haben wir für so etwas den Ausdruck „Gutmenschentum“.
Shaver: Naja, irgendwie sind wir schon eine sehr idealistische Organisation.
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1 Kommentar zu Gefahr für das Internet: Mozilla warnt vor Microsoft
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Ein bisschen naiv ist ja schön…
… aber so naiv wie Mr. Shaver und sein Interviewer ist schon schwer zu ertragen. Fakt ist jedenfalls, dass es keine Firma mit strengerem ‚closed shop‘ Denken gibt als Google. Was Google mit den Nutzerdaten tut, wie sie die Verhaltensdaten von Google Usern zur Generierung von Werbeeinnahmen nutzen, soll niemanden etwas angehen, schon gar nicht den User selbst. Dazu dürfte sich Mr. Shaver ruhig auch kritisch äußern statt nur Dankadressen an Google abzustatten. Wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing, das stimmt in der Open Source community nämlich genauso wie überall sonst. Und deswegen gibts da auch keine Gutmenschen, sondern lediglich die gelebte Erkenntnis, dass man derzeit gegen MS & Co in den meisten Märkten keine Software mehr verkaufen kann.
Daraus eine Religion zu machen, ist natürlich Unsinn. Sobald es die Möglichkeit gibt, in einem Markt mit einer "Extended Version" Lizenzgeld zu machen, ist Schluss mit kostenlos, die Beispiele dafür gibt es längst. Jede der etablierten Open Source Firmen würde auf exakt die gleiche Art und Weise Geld machen wie MS & Co, wenn sie es nur schon könnte. Glaubhafte Unterschiede sehe ich allenfalls in der Einstellung zu Software Patenten, aber wer weiß, ob das nicht sogar das eine Illusion ist.