Der andere Mythos betrifft den Vorwurf von Microsoft, die Kommission wolle in Entwicklungsentscheidungen des Unternehmens eingreifen und würde damit den technischen Fortschritt behindern. Tatsächlich untersagte die Kommission Microsoft nie, den Media-Player in Windows zu integrieren. Sie hat lediglich verboten, Partner zu zwingen ausschließlich die integrierte Version anzubieten. Es müsse aber für Partner wie Kunden eine einfach zu realisierende und freie Wahl geben, ob sie den Media-Player von Microsoft oder den eines Wettbewerbers einsetzen.
Kein Wort verliert das Urteil darüber, dass das Integrationskonzept von Microsoft schon viele Opfer gekostet hat. Ins Aus gedrängt wurden unter anderen Wordstar, Wordperfect, Foxbase, Dbase, Lotus 1-2-3, DR-DOS, OS/2, Netscape und mit ihnen der Markt für Textverarbeitungen, Office-Pakete, Basic-Tools, PC-Datenbanken und Browser. Die Methode folgte dem immer gleichen Muster: Microsoft kauft oder klont das Produkt seines ärgsten Konkurrenten, verschränkt es eng mit seinem Betriebssystem, wirbt mit der hohen Integration und senkt die Preise. Wenn nötig, wird die Software sogar verschenkt, wie die einstige Hochpreisdatenbank SQL-Server (als Teil der Windows NT Server-Edition).
Doch längst hat Microsoft seine Methoden, bestehende Monopole auf neue Geschäftsfelder auszuweiten. Besonders aktuell ist die Verwendung von Office-Funktionen für weitergehende Anwendungen. So dient Excel als Front-end-Werkzeug für Business-Intelligence-Funktionen und Outlook für das Management von Kundenkontakten. Dabei geht es nicht nur um reine Microsoft-Produkte, sondern um die Öffnung der Applikationen für ERP- und BI-Anbieter, die Office zur Standard-Benutzeroberfläche ihrer Software machen sollen. Nach den marktbeherrschenden Positionen von Microsoft im Betriebssystem- und Office-Markt, droht nun eine ähnliche Postion bei Benutzeroberflächen für Geschäftsanwendungen.
Generell gilt jedoch: Europäische Union und europäischer Gerichtshof haben den großen Konzernen gezeigt, dass das Recht auch ihren Ambitionen Grenzen setzt. Schon läuft in Brüssel ein weiteres Verfahren gegen Hardwarehersteller Intel.
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1 Kommentar zu Microsoft unterliegt der Gerechtigkeit
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Schon läuft in Brüssel ein weiteres Verfahren gegen Hardwarehersteller Intel.
Finde ich richtig so, schliesslich ist es erwiesenermaßen ein Feature von Skype, Konferenzen mit bis zu 10 Teilnehmern zu ermöglichen, sofern diese Intel und nicht AMD CPUs einsetzen.
Man mag für besser halten was man möchte, Intel hat mit seinen Dualcore CPUs wieder die Nase vorn, aber solche Machenschaften dienen dazu, den Technischen Gegenschlag von AMD im voraus zu unterbinden oder nichtig werden zu lassen.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/70286
Es ist eben noch selten auf die Qualität von technischen Neuerungen angekommen, als auf die damit zusammenhängenden Verträge und Bindungen.
Beispiele gefällig?
Video 2000/VHS
HD-DVD/Blu-Ray
usw…