Besser sieht es mit europäischen Anbietern aus, die sich den hiesigen Markt eroberten, bevor sie von in einem US-Konzern – vielleicht gerade deshalb – geschluckt wurden. Beispiele sind Microsoft-Akquisitionen wie Axapta und Navision. Erfolgreich ist auch der ehemalige Agilisys-Konzern, der sich unter anderen Brain, Varial, Baan und Infor einverleibt und sich in Infor Global Solutions umbenannte. Ein kluger Schachzug, der den misstrauischen deutschen Kunden (zusammen mit technischen Roadmaps) signalisierte, dass es hier nicht nur um den Kauf von langfristigen Lizenz-Verträgen ging, sondern um langfristiges Engagement diesseits des großen Teichs.
Zurück zu Lawson. Obwohl seine zentraleuropäischen Manager sehr wohl um den schwierigen Markt wissen, soll als neues Lawson-Produkt ausgerechnet eine Software für Personalmanagement (Human Resources oder kurz HR) eingeführt werden. Warum hat Marketing-Manager Dieter Roskoni seine US-Zentrale nicht vor diesem Wagnis gewarnt? Schließlich weiß er aus seiner Zeit bei Peoplesoft und Oracle zu gut, wie schwer es ist, hier mit HR-Funktionen Fuß zu fassen. Der Markt ist seit langem besetzt, und selbst die SAP tut sich schwer, Uralt-Systeme wie Paisy abzulösen.
Fragwürdig ist zudem die starke Fixierung auf Technologie-Partner. Dass sich das Unternehmen bei Middleware und im SOA-Umfeld auf IBMs Webshpere festgelegt hat, dürfte bei der AS/400-Historie vieler mittelständischer Anwender zwar nicht besonders aufstoßen. Ob sich damit aber Neukunden mit Unix-, Windows- oder Open-Source-Erfahrung anlocken lassen, scheint fraglich. Am Front-End verweist Lawson stolz auf seine Windows-Vista-Integration – und unterschätzt möglicherweise die Vorurteile vieler Anwender gegenüber Microsoft. Zwar entscheiden sich die meisten im Zweifel nach wie vor für Windows und MS-Office, aber sie bevorzugen es, bei der Prüfung von Angeboten Alternativen vorgelegt zu bekommen.
Doch all diese Kritik ist deutsche Nabelschau. Es gibt Hinweise darauf, dass sich Lawson die größten Synergieeffekte auf dem amerikanischen Heimmarkt erwartet. Dort nämlich gelten Intentias M3-Produkte für industrielle ERP als hervorragende Ergänzung zum hauseigenen S3-Portfolio, das sich vor allem an Dienstleister und Behörden richtet.
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