Selbstverständlich sieht auch er die drohende Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung. „Wir müssen jetzt lernen, eine Regelung für diese neue Welt zu finden, in der jeder seine Chancen wahren kann“, laviert der neue Ministerpräsident. Unterstützt werden soll dieser Lernprozess durch einen so genannten Public-Value-Test, wie ihn die EU verlangt hat. Dabei sollen alle Betroffenen einer Programmplanung involviert werden, also auch die Mitbewerber. Beckstein hofft dabei vor allem, dass sich im Rahmen dieses mehrstufigen „Tests“ die handhabbare Formulierung eines künftigen öffentlich-rechtlichen Medienauftrags herauskristallisiert. Sein Vorgänger Edmund Stoiber war hier deutlicher. Er forderte einen klaren Schnitt nach dem Vorbild des britischen Senders BBC, der als öffentliche Anstalt völlig auf Werbung verzichtet.
Mit seiner abwartenden Vorgehensweise leistet Beckstein den Wünschen der Industrie Widerstand, nun endlich und endgültig zu klären, was eigentlich noch alles vom bisherigen Auftrag abgedeckt ist und wie dieser in einer IP-Zukunft zu verstehen sei: Warum sollen wir denn noch investieren, wenn wir nicht wissen, ob uns die öffentlichen Rundfunkanstalten nicht morgen Konkurrenz machen.
Ganz unrecht haben sie mit ihrer Ungeduld nicht, denn ZDF-Intendant Markus Schächter, der sich viel auf die frühzeitige Einführung des Public-Value-Tests zugute hält, kann sich mehr als eine beratende Funktion durch Mitbewerber nicht vorstellen. Damit erweckt er den Eindruck, dass er auf Zeit spielt, um so lange wie möglich im Internet mit öffentlichen Geldern den Privaten Marktanteile abzujagen. Altverleger Hubert Burda zweifelt, dass es den Öffentlichen dabei um ihren gesellschaftlichen Auftrag, insbesondere um politische oder kulturelle Bildung geht. So zeigt er anhand der festen ZDF-Online-Rubriken „Tiere & Lebensräume“, „Essen & Trinken“ oder „Geld & Verbraucher“ auf, wie tief sie sich in die Kernkompetenz von Printmedien einmischen. Von einem sendebegleitenden Angebot könne kaum mehr die Rede mehr sein.
Neueste Kommentare
3 Kommentare zu Was dürfen ARD und ZDF im Internet?
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.
Bezahlen für politische Information
Danke Herr Beckstein … für ihre Offenbarung. Der Bürger zahlt GEZ-Gebühren dafür, dass er von den "Öffentlichen" politisch informiert wird. Sollte diese Info nicht eigentliche kostenlos sein ?
Information nur von den ÖRR??
Warum meint Meister Beckstein, die Jugend könne sich nur bei den Öffentlich Rechtlichen informieren?? Ausserdem möchten viele Jugendlichen nicht pauschal mittels PC-Gebühr abgezockt werden!
Eine Umfrage auf http://www.gebuehrenstop.de zeigt, dass man eher zu einer nutzerabhängigen Bezahlung tendiert, als zu einer pauschalen wie bei der GEZ-Gebühr oder einer Haushaltsabgabe.
AW: Information nur von den ÖRR??
Ganz einfach: Weil man die miese Informationsqualität der werbefinanzierten Privatsender nicht de facto zum Standard machen darf. Schlimm genug, dass sich das Niveau des Programmangebots der Sender sich immer weiter dem kleinsten gemeinsamen Nenner anzunähern scheint, jetzt soll das möglichst auch noch für die Online Auftritte erzwungen werden. Und den Wunsch für jeden Abruf nutzungsabhängig zu zahlen, den haben vor allem diejenigen, die ohnehin nicht vorhaben überhaupt für Informationen zu bezahlen, ganz nach dem Motto "Besser Trash als Cash"