Technologiewechsel kommen ERP-Anwender teuer – meistens

Das Problem der ERP-Modernisierung stellt sich nicht nur für Großkonzerne, sondern mehr noch für mittelständische Anbieter, denn deren Produkte sind oft Jahrzehnte alt und stehen am Ende ihres Lebenzyklus. Soft-M beispielsweise nutzte im vergangenen Jahr die unverhoffte Chance, sich mit Semiramis ein technologisch fortschrittliches Produkt ins Haus zu holen, das sich den Kunden nun als Zukunftspfad anpreisen lässt. Damit kann das Unternehmen allerdings nicht verhindern, dass Kunden bei einer grundlegenden Modernisierung auch Konkurrenzprodukte in Erwägung ziehen. Viele Mitbewerber von Soft-M, die nicht das Glück hatten, preiswert zu einer Neuentwicklung zu kommen, setzen daher für sich und ihre Kunden vorsichtshalber auf Produkte eines scheinbar sicheren Marktführers wie Microsoft oder SAP.

Einen gänzlich anderen Weg geht schließlich der amerikanische ERP-Aufkäufer Infor Global Solutions. Dort hat das Management erkannt, dass es technisch illusorisch ist, hunderte von Produkten zu integrieren und zu modernisieren. Auch der Versuch, zumindest die Hauptprodukte auf Java-Basis zu vereinheitlichen, wurde aufgegeben. Stattdessen hat Infor seinen Kunden versichert, jedes Produkt werde auf Dauer gewartet – und sei es noch so alt.

Aber auch Infor modernisiert in Richtung SOA. Basistechnik wie den Enterprise Service Bus erhalten die Kunden kostenlos im Rahmen ihrer Updates. Über attraktive, als Services angebotene Funktionen sollten die Anwendern dann dazu verlockt werden, die neue Basistechnik auf zu nutzen. Erhöht wird die Akzeptanz durch die Zusicherung, nur offene Standards zu verwenden, so dass theoretisch auch Services von Drittanbietern eingesetzt werden könnten. Infor hofft, dass neue Services nach und nach die alten Applikationen so überwuchern, dass man sich kaum mehr darum kümmern muss. Für die Anwender liegt der Vorteil darin, dass sie so lange an ihrer vertrauten Software festhalten können, wie sie möchten, und die Wartungsgebühren zahlen. Dennoch geht die SOA-Modernisierung nicht an ihnen vorbei.

Kurz: Infors Konzept zur Kundenbindung heißt SOA zum Nulltarif. Eine nachahmenswerte Idee – falls sie funktioniert.

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