Damit haben die wenigsten gerechnet: Microsoft öffnet seine Schnittstellen für Entwickler, Partner, Kunden und Mitbewerber freigiebig und zum Teil kostenlos, anstatt wie bisher das eigene Windows-Monopol zu missbrauchen, um sich Vorteile gegenüber Mitbewerbern zu verschaffen.
Man hatte erwartet, dass Microsoft bestenfalls zähneknirschend den Auflagen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) folgen würde und nur so weit, wie unbedingt nötig. Tatsächlich aber geht das Unternehmen über die Forderungen des Gerichts hinaus. Mehr als 30.000 technische Dokumente werden ins Internet gestellt, Schnittstelleninformationen sollen offengelegt werden, viele davon kostenlos. Die Open-Source-Gemeinde wird sogar aktiv unterstützt.
Der EuGH hat damit der globalen IT-Industrie einen großen Dienst erwiesen – und wohl auch Microsoft. Denn der Software-Konzern erkannte – auch durch den Druck der Gerichte – wie sehr sich die Welt verändert hat. Die Zeit von Bill Gates, in der es galt, den Desktop mit Betriebssystem und Anwendungen zu beherrschen, sind vorbei.
Software dafür gibt es heute nicht nur von Google geschenkt. Im Internet-Zeitalter zählen offene Standards und Verbindungen von überall nach überall. Erfindungen machen sich nicht durch teure Lizenzen bezahlt, sondern dadurch, dass sie von der halben Welt benutzt werden. Damit sind nicht nur Internetumgebungen und Software-as-a-Service gemeint.
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