Hinzu kommt, dass es sich bei den bisher erfolgreichen SaaS-Diensten in der Regel um standardisierte Funktionen handelt. Unternehmen dagegen verlangen heute von ihren IT-Abteilungen, dass sie zum Geschäftserfolg beitragen, indem sie individuell, rasch und flexibel auf neue Anforderung reagieren. Solche Aufgaben lassen sich auf absehbare Zeit nicht an externe Dienstleister auslagern, die tausende von Kunden über die gleiche Infrastruktur bedienen müssen.
Das heißt nicht, dass sich IT-Leiter dem SaaS-Gedanken grundsätzlich verweigern. Allerdings sehen sie darin vor allem ein Werkzeug, um die bei stagnierenden Budgets wachsenden Aufgaben zu meistern – insbesondere das IT-Business-Aligning. Mit SaaS lagert man, wie auch mit Outscouring, Aufgaben aus, die man nicht zu den eigenen Kernkompetenzen zählt. Tatsächlich werden aber die Unternehmen immer seltener, in denen IT nicht dazu beiträgt, einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen,
So verzeichnet Salesforce.com am meisten Akzeptanz und Erfolg bei Unternehmen, die noch keine eigene IT-Abteilung unterhalten und sie deshalb vor allem für einen Kostenfaktor halten – noch. Hier greift auch das Argument, dass ein professioneller IT-Dienstleister in aller Regel höhere Sicherheitsstandards (vertraglich über Service Level Agreements, technisch über Breitband-Verbindungen und gespiegelte Rechenzentren) einhalten kann als ein Unternehmen ohne eigenes IT-, Security- und Datenschutz-Know-how.
Dennoch gehört gerade der Datenschutz zu den Schwachstellen von Salesforce.com. Gereizt reagiert das Unternehmen auf Hinweise, wonach europäische Firmen Industriespionage fürchten, wenn ihre Kundendaten im Ausland lagern. Einen besonders schlechten Ruf genießen hier zu Lande China und die USA. Zwar hat sich das US-Unternehmen Salesforce im Rahmen des Safe-Harbor-Abkommens verpflichtet, europäische Datenschutzrichtlinien einzuhalten, das schützt aber nicht vor den – rechtlich zulässigen – Zugriffen der US-Regierung. Erst die von Salesforce.com für Europa versprochenen Rechenzentren dürften für mehr Vertrauen sorgen.
Wenn es dennoch Kunden aus Deustchland und der Schweiz gibt, so liegt das daran, dass diese recht genau wissen, welche Daten sie außer Landes lassen. Salesforce-Schnittstellen sorgen dafür, dass sich die bei Salesforce.com gespeicherten Daten beim Anwender mit den vertraulichen Informationen – meist aus dem ERP-System – verbinden lassen. Das zumindest geht aus Anwendergesprächen in London hervor.
Von diesen Salesforce-Kunden kam auch keiner auf die Idee, die Entwicklung der eigenen IT-Abteilung oder des SAP-Systems einzuschränken – auch wenn sie wenig Schmeichelhaftes über SAPs CRM-Funktionen (bei R/3 und Business-by-Design) zu sagen fanden. Für sie stellt Salesforce.com eine preiswerte Zusatzfunktion dar. Insofern ist für sie die ideologische Polarisierung zwischen Cloud-Computung und On-Premise-Software lediglich als amüsantes bis ärgerliches Marketing.
Ein komplettes ERP-System-as-a-Service halten sie für die kommenden Jahre noch für unrealistisch, obwohl Coda in London seine Finanzsoftware auf Basis der Salesforce-Plattform vorgestellt hat und auch andere ERP-Anbieter On-Demand-Lösungen anbieten – wenngleich bislang mit bescheidenem Erfolg.
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5 Kommentare zu Salesforce.com: übers Ziel hinausgeschossen
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Salesforce.com übers Ziel hinausgeschossen
Sehr geehrter Herr Gfaller,
mir scheint bei Ihrem Artikel, dass Sie sich auf der DF Europe in UK nicht das geringste mit sfdc auseinander gesetzt haben und wahrscheinlich der Flug von SAP oder MS gesponsort war und Sie sich mit keinem der anwesenden 2.200 Kunden unterhalten haben, warum die sich für diese Lösung entschieden haben. So einen negativen Schmarren habe ich schon lange nicht mehr gehört…
"Hinzu kommt, dass es sich bei den bisher erfolgreichen SaaS-Diensten in der Regel um standardisierte Funktionen handelt. Unternehmen dagegen verlangen heute von ihren IT-Abteilungen, dass sie zum Geschäftserfolg beitragen, indem sie individuell, rasch und flexibel auf neue Anforderung reagieren. Solche Aufgaben lassen sich auf absehbare Zeit nicht an externe Dienstleister auslagern, die tausende von Kunden über die gleiche Infrastruktur bedienen müssen."
Gerade die Flexibilität, Skalierbarkeit, Individuatlität, welche wir durch dieses Produkt bei eigener Einführung und Umsetzung (ohne Dienstleister) erfahren haben, war allen anderen Systemen um Welten voraus, was unsere täglichen flexiblen neuen Anforderungen erwarten.
OnPremise kann dies leider nicht bieten und desshalb fahren 41.000 Kunden gerade diesen höchst flexiblen Ansatz um IHRE Anforderungen und Umgebung in sich stark veränderten Märkten mit einer solch skalierbaren Lösung gerecht zu werden.
PS:
Wir haben eine Bidirektionale SAP und Lotus Notes Integration und 273 Benuzter in 9 Wochen weltweit ausgerollt.
Doch es scheint mir, dass Sie mit Sätzen wie "Datenschutz gehört zu den Schwachstellen von sfdc" nicht wirklich Ihrer Aufgabe einer objektiven Reserche gerecht werden. Da wir gerade desshalb u.a. uns für sfdc versa SIEBELoD oder SUGAR nach gründlichem Audit entschieden haben.
AW: Salesforce.com; Kein Gefälligkeitsjournalismus
Sehr geehrter Herr Legler,
vielen Dank für Ihr Interesse an meinem Artikel. Ich bin gerne bereit Ihre Erfahrungen zu Salesforce.com in einen meiner nächsten Artikel aufzunehmen.
Zuerst muss mich aber scharf gegen den Verdacht verwehren, ich würde mich von irgendjemanden für meine Meinung zahlen lassen. Wenn ich einer Fehleinschätzung unterliege, haben weder die Publikationen, für ich schreibe, noch Hersteller haben damit etwas zu tun.
Zum Inhalt: Ich habe mich nicht weder gegen das SaaS-Konzept noch gegen die Technik von Salesforce.com gewendet. Im Gegenteil wird im Artikel erwähnt, dass Anwender (mit denen ich entgegen ihrer Vermutung tatsächlich gesprochen habe) mit SAPs CRM unzufrieden waren.
Worum es mir ging, war ein übertrieben aggressives Auftreten der Firmenleitung und die – meiner Ansicht nach – überzogenen Versprechungen. Hinzu kommt die (auch von Salesforce.com-Kunden geteilten ) Befürchtung, das Platform as a Service-Konzept könne zu Abhängigkeiten führen.
Missverständlich scheine ich mich in Sachen IT-Business-Aligning ausgedrückt zu haben. HIer spielt die Frage eine extrem große Rolle, ob IT mehr Geschäftsvorteile bringt, wenn man sie im eigenen Hause mit eigenem Know-how organisiert, oder eine Aufgabe (inklusive Know-how) einem Dienstleister überlässt. Bislang galt hier die Daumenregel, dass möglichst nur klar von den internen Prozessen abkoppelbare und weniger geschäftskritische Aufgaben ausgelagert wurden.
Wenn Sie hier eine andere Meinung haben, wäre ich daran interessiert.
AW: Salesforce.com übers Ziel hinausgeschossen
Vielen Dank für diese ausführliche Stellungnahme. Leider wird man den Eindruck nicht los, dass der Autor wenig verstanden hat auf dem Event in London. Und die Kombination "Keine Ahnung" und "schlechte Schreibe" war schon immer wenig lesenswert.
Selten so einen schwachen Artikel gelesen – da bieten die meisten Blogs deutlich mehr.
Ich muss an dieser Stelle unsere Erfahrung mit Salesforce teilen um andere Anwender zu schützen: wir haben SF vor 1,5 Monaten eingeführt, uns eigens einen teuren Salesforce Berater geholt….geholfen hat alles nichts. Ihr Unternehmen hat nur wenige Anwender von SF (in unserem Fall 5). Finger weg!!! Die Software ist eine einzige Katastrophe…..Doch damit nicht genug: die App stürzt ständig ab, es gibt keine semantische Suche, Accounts die in der Desktop Version verfügbar sind tauchen in der App nicht auf uswusw….Und was die UX betrifft stammt das gesamte Konstrukt eindeutig aus den 90ern. Hier hat jemand den Zeitgeist komplett verschlafen. Mittlerweile nutzen wir eine andere Lösung mit der wir sehr zufrieden sind (ja, es gibt sehr gute Alternativen zu Salesforce!). Ich will hier aber explizit keine Namen nennen um nicht befangen zu wirken.
Im Übrigen: unsere Erfahrungen haben wir sowohl dem Support als auch dem Vertrieb von SF mehrfach mitgeteilt mit der Bitte uns aus dem Vertrag zu entlassen. Keine Chance! Obwohl das Produkt nicht funktioniert werden wir gezwungen 1 Jahr (!) lang zu zahlen….Dass es eine 30tägige Probezeit gibt wurde uns anfangs auch nicht gesagt. Stattdessen bekamen wir sofort einen Anruf einer Vertriebsmitarbeiterin mit der Aufforderung bis Ende der Woche eine Vertrag abzuschließen weil sonst die bereits eingepflegten Daten verloren gingen. Absolute Abzocke!
So sind halt große Unternehmen. Diese Produkte haben Kleinstfirmen eben nicht auf dem Radar, die zählen nicht, und die interessieren nicht, wenn sie Kritik üben. Ist bei SAP auch nicht anders, die bewegen sich auch nur bei Großunternehmen, wenn es um hohe Beträte geht.