Alfresco bringt Open-Source-Konkurrenz zu SharePoint

Mit Alfresco Labs 3, das früher als Alfresco Community vertrieben wurde, stellt der Open-Source-Anbieter eine Alternative zu Microsoft SharePoint vor. Interessant ist sie durch die tiefe Integration in das Office-Paket.

Über die EU wird viel geschimpft, eines kann man ihr aber nicht vorwerfen: Dass sie nicht für Wettbewerb sorgt. Das ist jetzt wieder einmal der Fall: Um einer Entscheidung der Europäischen Kommission vom 24. März 2004 zu entsprechen, hat Microsoft nach vier Jahren in diesem Frühjahr das SharePoint-Protokoll veröffentlicht. Alfresco hat am schnellsten reagiert und stellte jetzt ein Enterprise-Content-Management-System vor, das die Microsoft-Office- und Windows-SharePoint-Services-Protokolle emulieren kann und sich so nahtlos einbinden lassen soll.

Alfresco-CTO John Newton sieht als Markt für diese Lösung vor allem Firmen, die sich auch bisher schon bei Open-Source-Lösungen bedienen. „Wenn jemand eine komplette Microsoft-Umgebung hat, also mit Windows, SQL, SharePoint-Portal, SharePoint-Server und Internet Explorer, dann ist er damit sicher gut bedient. Es gibt aber viele Firmen, die bereits Open-Source-Komponenten verwenden und die eine Wahlmöglichkeit suchen.“

Dabei gehe es nicht nur um die geringeren Anschaffungskosten, auch das vorhandene Know-how der Mitarbeiter spiele eine Rolle. „Mit Alfresco Labs 3 können Unternehmen ihre bestehenden Investitionen in Linux- und Java- sowie in Microsoft-.NET-Verbindungssoftware nutzen, um ihre Betriebskosten für SharePoint erheblich zu reduzieren und ihre Hardware- und Software-Investitionen optimal auszunutzen“, wirbt Newton.

Außerdem habe die Alfresco-Lösung Vorteile bei der Skalierbarkeit: Während Microsoft bis zu fünf Millionen Dokumente und 15 Millionen Objekte im Index verwalten könne, habe ein aktueller Benchmark von Unisys gezeigt, dass Alfresco auch mit 100 Millionen Dokumenten noch gut zurechtkomme – ohne Performance einzubüßen.

Damit ist auch klar, in welche Größenordnung sich Alfresco mit dem SharePoint-Killer orientiert: Dahin, wo Microsoft zumindest derzeit kaum Erfolgschancen hat. Dass Microsoft die Lage realistisch einschätzt, wurde bereits im Frühjahr deutlich, als der für SharePoint zuständige Manager Peter Fischer auf einer Konferenz zusammen mit Vertretern führender ECM-Anbieter erste Ansätze einer vertieften Zusammenarbeit vorstellte. Mit an Bord waren damals Vertreter von EMC, IBM und Opentext. Sie zeigten, wie ihre Lösungen SharePoint im High-End ergänzen.

Wo Alfresco im Vergleich zu ihnen nun die Nase vorn hat, ist die enge Integration in das Microsoft-Office-Paket. „Angesichts des massiven Wachstums von SharePoint suchen Kunden nach einer offenen Alternative, die ähnliche Vorteile bietet, aber zusätzlich eine wirkliche Auswahl der Plattform möglich macht“, sagt Newton. „Alfresco Labs 3 ist das erste ECM-Produkt, welches das SharePoint-Protokoll implementiert und Anwendern den gleichen Zugang aus Microsoft Office bietet. Gleichzeitig haben Unternehmen die freie Wahlmöglichkeit für Hardware, Datenbank, Betriebssystem, Applikationsserver und Portalprodukte.“ Kunden hätten so Zugriff auf die Vorteile aus beiden Welten.

Screenshot von Alfresco Labs 3
Der Screenshot zeigt die enge Integration von Alfresco Labs 3 in das Microsoft-Office-Paket (Bild: Alfresco).

Um das Angebot abzurunden, bringt der Open-Source-Spezialist zusätzlich mit einer „Surf“ genannten Plattform ein Tool auf den Markt, mit dem sich einfach neue kollaborative Web-Applikationen entwickeln lassen. „Surf“ baut auf der Web-Scripts-Technologie von Alfresco auf und nutzt die Yahoo User Interface Library (YUI) sowie Adobe Flash. Es ist in unterschiedlichen Web-Umgebungen und innerhalb des Microsoft-SharePoint-Portals einsetzbar. Im September will Alfresco mit Alfresco Share zudem eine Social-Computing-Applikation vorstellen, die auf die Surf-Plattform aufsetzt.

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