Wer will schon preiswerte Standards?

Es drängt sich der Verdacht auf, dass den ebenfalls erwähnten Widerständen der IT- und Fachabteilungen sowie der mangelnde Management-Unterstützung eine weit größere Bedeutung zukommt, als aus der Umfrage hervorgeht. Insbesondere Manager neigen dazu, Standards, die sie für ihre Untergebenen fordern, für sich auszuschließen.

Schließlich, so denken viele, müssen sie über die neuesten technischen Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben, Instant Messaging, soziale Netzwerke und YouTube für den Unternehmenseinsatz erproben. Außerdem geht es nicht an, auf Konferenzen mit älteren und schwachbrüstigeren Notebooks zu erscheinen als der Mitbewerber. Und dass der zwei Hierarchiestufen niedriger angesiedelte Abteilungsleiter die gleiche Ausstattung erhält, ist eher degoutant.

Das klingt nach neidvoll übertriebenen Unterstellungen. Tatsächlich aber scheiterte vor einigen Jahren an den eben genannten Haltungen das weltweite Outsourcing aller Daimler-Chrysler-PCs an die Service-Abteilung von Hewlett-Packard. Die IT-Abteilung des Automobilkonzerns argumentierte damals: An Know-how fehlt es uns nicht, wir brauchen einen Dienstleister, weil wir die damit verbundenen Standardisierungsentscheidungen als interner Bereich firmenpolitisch nicht durchsetzen können. Offensichtlich fehlte zudem – trotz aller Verträge und offizieller Bekenntnisse – die Unterstützung durch die Geschäftsleitung.

War das ein Ausnahmefall? Vielleicht. Aber kann es tatsächlich sein, dass Manager, die laut IDC sehr wohl die grundsätzlichen Vorteile eines zentralen und standardisierten Vorgehens erkennen, darauf verzichten, Geld zu sparen? Schließlich rechnet ihnen jeder Berater gerne vor, um wie viel Outsourcing-Unternehmen PCs günstiger beschaffen und als IT-Spezialist auch effizienter betreiben können. Glauben wirklich zehn Prozent von ihnen, dass das PC-Management zu den Kernkompetenzen der IT-Abteilung gehört?

Die Marktbeobachter von IDC bleiben höflich und konzentrieren sich auf weitere Aufklärungsarbeit. Ob sie aber hinter geschlossenen Türen die Outsourcing-Vorteile wiederholen und den Standardisierungsgrad von PCs referieren oder aber mutig an den verschwenderischen firmeninternen Machtstrukturen kratzen, bleibt ihr Geheimnis.

Falls man an den Grundlagen des derzeitigen IT-Geschäfts rütteln möchte, böte sich auch der Schluss an, dass die gesamte Analysten-Schar sich täuscht und die IT-Auslagerung doch nicht das Gelbe vom Ei ist – und vielleicht auch nicht die Standardisierung.

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