Kommunikationsprobleme und Konflikte zwischen IT- und Fachbereichen sind keineswegs neu, sie haben sich aber nach Ansicht von Martin Haas, Director Research & Consulting bei IDC Deutschland, in letzter Zeit verschärft. Den wichtigsten Grund sieht Haas darin, dass Informations- und Kommunikationstechnologien mittlerweile wesentlich enger mit den Geschäftsprozessen verzahnt sind – und somit wesentlich wichtiger für einen reibungslosen Geschäftsablauf.
Laut IDC können in den meisten Branchen die IT-Abteilungen lediglich rund 50 Prozent ihrer Ressourcen für Projekte mit den Fachabteilungen bereitstellen. Dadurch könne etwa der Faktor Zeit zu einer kritischen Größe werden, etwa bei der Einführung einer neuen Softwarelösung. Die Folge: Immer mehr Fachabteilungen investieren ohne Absprache mit der IT-Abteilung. Laut der IDC-Umfrage waren es zuletzt 19 Prozent.
Das Ergebnis korrespondiert gut mit einer kürzlich veröffentlichten Studie des Beratungshauses Corporate Quality. Darin sehen 80 Prozent der Befragten Kommunikationsprobleme zwischen Fach- und IT-Abteilungen, die Hälfte spricht von häufigen Missverständnissen, und 44 Prozent sagen gar, dass man ständig aneinander vorbei arbeite.
Die engere Verbindung von IT und Geschäftsprozessen erfordert aber, dass bei der Umsetzung von IT-Projekten Mitarbeiter einbezogen werden, die tagtäglich in die Prozesse eingebunden sind und diese daher bis ins Detail kennen. Sonst sind die Projekte zum Scheitern verurteilt.
Andererseits können Alleingänge der Fachabteilungen zu technischen Problemen oder sogar zu Sicherheitslücken führen. Haas fordert daher, dass die IT-Abteilung ihr Profil als „Berater in allen IT-Fragen“ schärfen muss: „Gelingt dies nicht, drängt sich den Verantwortlichen in den Unternehmen sehr schnell der Outsourcing-Gedanke auf.“
Die zweite Erkenntnis der IDC-Studie zeigt jedoch, dass die Analysten nicht glauben, dass sich die Situation schnell zum Besseren für die IT-Abteilungen ändern wird. Sie empfehlen nämlich, dass sich „IT-Anbieter in ihrer vertrieblichen Ansprache verstärkt auch die Fachabteilungen“ wenden sollten. Manche haben das schon getan: So berichtete etwa Ulrich Beckmann, Deutschland-Geschäftsführer des Business-Intelligence-Anbieters QlikView kürzlich, dass ein großer Teil der Neuinstallationen seiner Software durch Fachabteilungen angestoßen werde.
Für viele andere Anbieter dürfte es jedoch eine Herkulesaufgabe werden, dem bestehenden, meist technisch orientierten Vertriebsteam die Business-Argumente nahezubringen, die die Fachabteilungen überzeugen können – und viel wichtiger noch, dort die richtigen Ansprechpartner ausfindig zu machen.
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3 Kommentare zu Fachabteilungen entscheiden häufig hinter dem Rücken der IT
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IT vs. Fachabteilung
Oft ist der Versuch einer Kommunikation mit der IT-Abteilung schon zum scheitern verurteilt; anstatt einen "Partner" zu finden, findet sich eher ein Gegner oder Hemmschuh, der anscheinend nur auf der Suche nach zukünftigen "Bevormundungsmöglichkeiten" ist, anstatt eine sinnvolle Löusng beiderseits zu suchen. Einen solchen "Martergang" macht man nur einmal!
Meist verfügt die IT wohl über enorme Fachkompetenz hinsichtlich der IT selbst – jedoch keinerlei Gespür fürs eigentliche Business samt den Anforderungen und nötiger Flexibilität/Schnelligkeit.
Kommunikation / Delegation
Meiner Meinung nach tut sich hier ein generelles Problem auf.
Entscheidungsprozesse werden nicht mehr straff durchgeführt sondern benötigen 7 Entscheidungsvorlagen, für die GF, die diese wiederum an ihre Vertraute weitergibt, die dann wieder 20 Nachfragen haben, die aber so abstrus sind, dass die betroffnen Abteilungen erst einmal 50 Rückfragen haben usw…
Ja klar benötigt die IT Business-Fachwissen. Aber die "Jungs aus dem Keller" dürfen sowas ja auch nicht haben!
Eine Umdenke muss stattfinden und zwar seitens der GF – Drop Down.
IT ist eben das Herzstück eines jeden Businesses also muss man es auch als solches betrachten.
Schließlich will der GF beim Kunden ja auch lieber mit nem Luxusklasseauto vorfahren, also mit nem Polo, oder?
AW: Kommunikation / Delegation
"Schließlich will der GF beim Kunden ja auch lieber mit nem Luxusklasseauto vorfahren, also mit nem Polo, oder?"
So ist es aber nun einmal: Die große Limo kann ein jeder sehen – die IT aber nicht. So wird nach dem Motto "Es geht schon, bisher ging ja auch nichts schief" weitergewurstelt.