„Chester Floyd Carlson hat mit seiner Erfindung das Fotografieren und Duplizieren zusammengeführt. Das war eine technische Revolution im Range eines Johannes Gutenberg„, erklärt Klaus Urbons. Während Gutenberg Wegbereiter einer säkularisierten Wissensgesellschaft sei, stehe Carlson für die Demokratisierung von Informationen: „Die Möglichkeit, einmal geschriebenes Wissen zu kopieren und mit anderen zu teilen, hat die Geschwindigkeit der Verbreitung von Wissen maßgeblich erhöht.“ Und so manche Diktatur das Fürchten gelehrt.
Dabei wollte sich Chester F. Carlson (1906 bis 1968) mit dem elektrostatischen Kopieren von Schriftzeichen lediglich die Mühe sparen, als Patentanwalt jedes Dokument einzeln abzuschreiben. Der junge Physiker aus den USA träumte von einer Maschine, die auf Kopfdruck die Kopie eines Originals ausspuckt. Nachdem am 22. Oktober 1938 mit Hilfe seines österreichischen Assistenten die Reproduktion des Schriftzuges „10-22-38 ASTORIA“ gelang, ließ der Durchbruch dieser Entdeckung jedoch noch länger auf sich warten.
Während Unternehmen wie General Electric und IBM abwinkten, erkannten die Wirtschaftsförderer des Battelle Memorial Institute und der Geschäftsmann Joseph C. Wilson von der Haloid Company die Chancen der neuen Technologie. Im Jahr 1947 verarbeitete die Haloid Company, die sich später in Xerox Company umbenannte, Carlsons Patente zur „Elektrofotografie“ in dem ersten kommerziellen Trockenkopierer, dem umständlich zu bedienenden Model A.
Im Jahr 1959 legte die Maschine Xerox 914 mit dem vollautomatischen Erstellen von sechs Kopien pro Minute die Basis für den Erfolg. Obwohl bei der ersten öffentlichen Präsentation eines von zwei Geräten in Brand geriet, erwies sich die monatliche Grundmiete von 95 Dollar für bis zu 2000 Kopien als zündender Funke. Mit dieser Vertriebsstrategie waren Ende 1962 bereits 10.000 Geräte ausgeliefert; erst 1976 wurde dieses Modell eingestellt.
Aus dem wirtschaftliche Erfolg entwickelte sich ein neuer Wirtschaftszweig mit einem Jahresumsatz von derzeit 68 Milliarden Dollar und hunderttausenden von Arbeitsplätzen. Branchenpionier Xerox rechnet mit rund 3,08 Billionen ausgegebenen Seiten in diesem Jahr und erwartet ein Wachstum von 30 Prozent in den nächsten zehn Jahren.
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