Die Wahrheit über den großen Auslands-SMS-Schwindel

Besonders wenig Spaß dürften Vodafone-Kunden beim Stöbern in der EU-Preisliste haben. Sie bezahlten beispielsweise 2006 in Frankreich je nach genutztem Netz zwischen 22 und 32 Cent, in Italien zwischen 22 und 36 Cent und in Großbritannien zwischen 25 und 32 Cent. Inzwischen ist die Tarifstruktur für Prepaid-SMS bei Vodafone deutlich einfacher geworden.

Aber diese Einfachheit hat ihren Preis. Sei es nun in Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien oder Großbritannien: Die SMS kostet überall einheitlich 41 Cent. Egal, ob der Kunde das dortige Vodafone-Netz oder das eines anderen Betreibers nutzt.

Das Merkwürdige daran: Obwohl Vodafone der einzige Anbieter ist, der in all diesen Ländern unter demselben Markennamen auftreten kann, ist er durchweg auch der teuerste. Begründet wird das damit, dass jede Landesgesellschaft als eigene Geschäftseinheit auftrete, der die anderen für die geleisteten Dienste die erforderlichen Entgelte entrichten müssten.

Für die Kunden ist es sicher trotzdem verwirrend, legen doch das Auftreten und das Marketing des Anbieters mit dem „Vodafone Reise Versprechen“ nahe, dass er „eine clevere Alternative zu den EU-Preisen“ bekomme. Und schließlich könne er mit dem kostenlos zubuchbaren „Vodafone Reise Versprechen“ in allen EU- sowie einigen anderen Länder zum selben Minutenpreis wie zuhause telefonieren.

Pro ab- oder eingehendem Telefonat kommen nur einmal 75 Cent hinzu. „Sie brauchen sich beim Telefonieren keine Gedanken mehr darüber zu machen, in welches ausländische Mobilfunknetz das Handy eingebucht ist.“ Beim SMS-Versand auch nicht: 41 Cent werden auf jeden Fall fällig. Preissenkung seit 2006? Fehlanzeige, stattdessen Preissteigerungen zwischen 14 und 86 Prozent.

„Offenkundig will die EU systematisch testen, wie weit sie die Wirtschaft mit Preisdiktaten belasten kann“, kommentierte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder die jüngste Entscheidung aus Brüssel. Das mag ja sein, aber offenbar haben die Mobilfunkbetreiber in der Vergangenheit versucht, systematisch zu testen, wie weit sie mit ihrer Preisgestaltung den Geldbeutel der Verbraucher und die Geduld der EU belasten können. Und der Krug geht eben nur so lange zum Brunnen, bis er bricht.

EU-Kommissarin Viviane Reding
EU-Kommissarin Viviane Reding konnte sich mit ihren Forderungen nach günstigeren Roaming-Preisen jetzt auch bei SMS durchsetzen (Bild: EU).

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1 Kommentar zu Die Wahrheit über den großen Auslands-SMS-Schwindel

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  • Am 29. November 2008 um 13:22 von Der Skeptiker

    Keiner ist unschuldig
    Zuerst beklaut die rot-grüne Regierung die Mobilfunkanbieter um die 100 Mrd. der UMTS-Lizenzen.

    Dann wälzen die Mobilfunker diese Kosten auf die Bürger ab. Was sollen sie sonst auch tun.

    Jetzt geht die Politik hin und nimmt den Mobilern wieder die fetten Einnahmequellen weg.

    Die Mobilfunkindustrie muss sich endlich dazu durchringen, einfache Angebote ohne versteckte Kosten am Markt zu paltzieren. Aldi & Co. zeigen, wie das gehen kann.

    Der übliche Kundenbeschiss mit Rechnungen, die man nciht mehr versteht und Tarifgeflecht verunsichert die Kunden mehr, als den Managern auf Dauergeschäftsreise und Meetings die Zusatzeinnahmen bringen.

    Hier ist eine Revolution fällig. Dabei gehen natürlich Zigtausende an Arbeitsplätzen drauf. Aber das müssen wir verkraften.

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