IPv6 für alle: Das Internet von morgen schon heute nutzen

Relativ einfach ist eine 6to4-Anbindung ohne einen NAT-Router zu realisieren. Wer ein wenig Erfahrung besitzt, kann sein Heimnetzwerk mit IPv4 und IPv6 betreiben, indem er einen Linux-Rechner als NAT-Router für IPv4 und gleichzeitig als IPv6-Router einsetzt. Für IPv4-NAT-Routing gibt es zahlreiche Lösungen. Einen guten Einstieg, wie man das mit iptables realisiert, gibt es bei karlrupp.net.

Anschließend muss das 6to4-Gateway aufgesetzt werden. Dazu bedient man sich zweckmäßigerweise des Script-Generators bei 64x.org, siehe Bild 6. In das Eingabefeld kommt die eigene IPv4-Adresse. Nach dem Klick auf den 6to4-Button erscheint das fertige Script, siehe Bild 7. Zweckmäßigerweise verwendet man in der letzten Zeile nicht die angezeigte Gateway-Adresse 78.47.86.5, sondern die Anycast-Adresse 192.88.99.1 oder ein anderes Gateway, das man kennt und von dem man weiß, dass es einen hohen Durchsatz bringt.

Das 6to4-Interface ist jetzt betriebsbereit, siehe Bild 8. Mit tracepath oder traceroute kann man die IPv6-Anbindung testen, siehe Bild 5. Anschließend lässt sich normales IPv6-Routing verwenden, um die anderen Rechner im Heimnetz anzubinden. Diese sollten über die Autokonfiguration automatisch eine gültige öffentliche IPv6-Adresse bekommen. Die obige Methode kann natürlich auch genutzt werden, um einfach mal eine IPv6-Anbindung mit einem Linux-Rechner auszuprobieren, ohne ihn gleich als Router für das Heimnetz zu nutzen.

Auch unter Windows lässt sich für IPv6 über ein 6to4-Gateway konfigurieren, wenn der Rechner eine öffentliche IP-Adresse hat. Das geht sogar einfacher als mit Linux. Microsoft hat den Dialog allerdings ausgezeichnet versteckt. Um ihn zu finden, öffnet man den Device Manager (Geräte-Manager) und wählt „View – Show hidden devices“ (Ansicht – Ausgeblendete Geräte anzeigen). Danach findet man unter „Network adapters“ (Netzwerkadapter) mindestens einen 6to4-Adapter. Mit einem Rechtsklick auf „Properties“ (Eigenschaften) lässt sich der gesuchte Dialog öffnen. Bild 3 zeigt, wie man die Anycast-Adresse 192.88.99.1 eintragen kann. Der Rechner sollte nun ohne Neustart im IPv6-Netz sein. Mit dem Befehl tracert -6 kann man das testen, wie Bild 4 zeigt.

Schwieriger wird es, wenn man einen Windows-Client-Rechner als IPv4-NAT- und IPv6-Router für sein Heimnetz betreiben möchte. Generell ist Microsoft der Ansicht, dass man für IP-Routing einen Windows Server kaufen muss. Die dort enthaltene Routing-and-Remote Access-Komponente besitzt umfangreiche Funktionen und beherrscht unter anderem NAT-Routing. Auf einem Windows-Client-Computer kann man IP-Routing nur mit Registry-Tricks aktivieren. Hinzu kommt, dass eine NAT-Routing-Software von einem Dritthersteller nötig ist. Es empfiehlt sich daher eine Lösung unter Linux.

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2 Kommentare zu IPv6 für alle: Das Internet von morgen schon heute nutzen

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  • Am 31. Januar 2010 um 18:18 von Klaus

    Nicht gut!
    Ein sehr tendenziöser Artikel, der zudem etliche inhaltliche Fehler hat!

    Wann immer der Autor etwas für gut und funktionierend hält, werden Linux und Mac OS zuerst, und Microsoft zuletzt genannt. Klappt etwas nicht, so wird die Reihenfolge umgekehrt.
    Damit, Herr Christoph C. Hochstätter, werden Sie den Marktanteil des offensichtlich von Ihnen bevorzugten Linux auch nicht über mehr als 5 % bringen!

    Dass z. B. Windows CE und Mobile seit längerer Zeit IPv6-fähig sind, wird leider gar nicht erwähnt – obwohl das Millionen von Geräten betrifft.

    Zu den inhaltlich Fehlern:

    Seite 4: „die drei wichtigsten Betriebssysteme Linux, Mac OS und Windows“ In der Reihenfolge: *LOL*

    [Anm. der Red.: Ja alphabetisch sortiert]

    Seite 5: „Die neuesten Windows-Versionen Vista und 2008…“ Ich weiß nicht, wo Sie letztes Jahr waren, aber die neuesten Windows-Versionen sind Windows 7 und Windows Server 2008.

    [Anm. der Red.: Der Artikel stammt vom Januar 2009. Da waren Windows 7 und 2008 R2 in Beta]

    Seite 6: Die Website „Tal.de“ kann nicht über IPv6 aufgerufen werden. Sie arbeitet nur mit IPv4.

    [Anm. der Red.: In dem Absatz geht es eindeutig um tal.de als ISP. Und es ist nun mal eine Tatsache, dass Tal.de einer der wenigen DSL-Provider ist, die Privatkunden bereits heute natives IPv6 anbieten. Ob sie ihre eigene Website mit IPv6 anbinden, hat damit nichts zu tun.]

    Teredo ist nicht etwa ein Microsoft-Standard, sondern ein offener Standard (RFC), den Microsoft in seine Betriebssysteme integriert hat. (Sonst wirft man MS doch immer vor, sie würden keine offenen Standards beachten…)

    [Anm. der Red.: Teredo ist zu über 90 Prozent von Microsoft-Mitarbeiter Christian Huitema entwickelt und gecoded worden. Er steht auch als alleiniger Autor im RFC 4380.]

    Seite 7: Für eine 6to4-Anbindung benötigt man keinen „Linux-Rechner als NAT-Router“. 6to4 funktioniert übrigens nicht über NAT.

    [Anm. der Red.: Ein Linux-Rechner als NAT-Router ist eine von vielen Möglichkeiten. Wenn ein Rechner selbst NAT-Router ist, hat Zugang zur öffentlichen IP-Adresse und kann natürlich 6to4-Router sein. Zudem darf man die pauschale Aussage „6to4 funktioniert nicht über NAT“ nicht so stehen lassen. Es funktioniert nur dann nicht, wenn der NAT-Router nicht in der Lage ist, das IP-Protokoll 41 an einen bestimmten Rechner im privaten Netz weiterzuleiten. Wenn der NAT-Router dazu in der Lage ist, dann kann für 6in4 und seinen Spezialfall 6to4 auch ein Rechner mit privater IP-Adresse genutzt werden]

    Einfacher ist: Von AVM und Apple gibt es IPv6- und 6to4-fähige DSL-Router. (Siehe unten)

    [Anm. der Red.: Im Januar 2009 gab es noch keine öffentlich verfügbare Fritz!Labor-Version mit IPv6. Als sie Ende Februar erschien, haben wir unmittelbar darüber berichtet, siehe http://www.zdnet.de/41000863 ]

    Unter Windows kann die 6to4-Funktionalität mit einem Netsh-Befehl aktiviert werden. Dazu braucht man keinen Geräte-Manager. Aber wer sich nicht auskennt…

    Der letzte Absatz auf der Seite ist auch Mist: Wiederum über Netsh-Befehle lässt sich auch ein Windows-Client als bsp. IPv6-Router aktivieren, der seine Präfixe „advertised“.

    [Anm. der Red.: ja mit „netsh int ipv6 set int advertise=enabled“ lassen sich Routes advertisen. Das geht sogar schöner als mit Linux, da man unter Linux erst den radvd installieren und konfigurieren muss. Der Absatz beschreibt allerdings eine Lösung bei der ein Rechner gleichzeitig IPv4-NAT-Router und 6to4-Router ist. Dazu braucht man eben einen Windows-Server oder eine Third-Party-Lösung, da Windows-Clients von sich aus kein NAT-Routing beherrschen.]

    Seite 8: Gut, dass zdnet.de ja schon IPv6-fähig ist! *LOL*
    [Anm. der Red.: Finden wir auch gut.]

    Microsoft wird von Akamai gehostet! Warum die kein IPv6 können, weiß ich auch nicht. Schließlich ist es ein Unix-Laden.

    Das 6Bone-Netz wurde abgeschaltet. Insoweit ist der Hinweis auf die Uni-Münster-Seite vergebens.

    Sowohl AVM als auch D-Link und Andere haben IPv6-fähige Router im Programm ( http://www.ipv6ready.org/phase-1_approved_list ).

    Wenn eine Anwendung schlecht programmiert ist, und unter IPv6 nicht läuft, kann man nicht wirklich den Betriebssystemhersteller verantwortlich machen. IE und Firefox funktionieren schließlich mit IPv6.

    Google ist unter ipv6.google.com im IPv6-Netz erreichbar.

    • Am 27. Oktober 2010 um 18:58 von Jogy_s

      AW: Nicht gut!
      Ich habe da mal eine Frage.
      Ich habe an meinem SBS 2008 Server aus dummheit das ipv6 aus den Netzwerkverbindungen weggeklickt.
      Kann es auf gleichem wege nicht mehr korregieren, da der ganze Server hängt (kann hälfte der Dienste nicht starten).
      bewirkt den "netsh int ipv6 set int advertise=enabled" das gleiche?

      mfg Jogy_s

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