Als unabhängige Beobachter an diesem Tiefpunkt schon schlechte Omen für die Veranstaltung zu sehen meinten, traten zwei Amerikaner auf – und sorgten für bessere Stimmung. Als erstes zeigte Intel-CEO Craig Barrett, wie man mit einfachsten Mitteln für Gelächter sorgt. Er trat ans Mikrofon und begrüßte die Zuhörer mit „Howdy“. Anschließend fand er markige Worte, trat fast im Stil eines US-Politikers auf.
Zentraler Punkt seiner Thesen war das entstehende globale Dorf, das „Global Village“. 2012 werde es zum Beispiel in Schwellenländern dreimal so viele Internetnutzer geben wie in Industrieländern. Diese Länder brächten neue Kräfte in die weltweite Wirtschaft – als Kunden, aber auch als Konkurrenten. Wie könnten die Industrienationen in diesem Markt konkurrenzfähig bleiben?
Barrett sagte: durch Investitionen in Bildung. Die könnten die Innovationsfähigkeit des Westens erhalten. Doch hier drohten Finnland und Südkorea zu überholen. In Singapur, Taiwan und Japan sei das Interesse an IT, Mathematik und Ingenieursdisziplinen weit höher als in Europa und den USA.
Barrett interpretierte das „Global Village“ als Möglichkeit, den amerikanischen Traum weltweit zu leben: „Das Land der Geburt ist nicht mehr das Schicksal. Er kommt darauf an, was man tut und was man weiß.“
Als IT-getriebenen Wachstumsmarkt nannte Barrett vor allem den Gesundheitsbereich. Hier könne man Gutes tun und gleichzeitig wachsen. Entsprechend seiner Forderung an die Politik, das Feuer durch mehr Feuer zu bekämpfen: „Man kann sich aus einer Krise nicht heraussparen. Man muss sich herausinvestieren.“
Schwarzenegger: „Die CeBIT ist wie die Olympischen Spiele“
Ob man Barretts Vertrauen in die Selbstheilungsfähigkeit des Kapitalismus teilt oder nicht, er hatte die versammelten Politiker und Industrievertreter in gute Laune gebracht. Der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger vermochte die noch zu steigern. Seine euphorischen ersten Sätze wirkten fast wie eine Parodie, und sicher hätte sich kein deutscher Politiker so auszudrücken gewagt – aus Angst, sich lächerlich zu machen: „Es ist fantastisch, hier zu sein. Eine halbe Million Menschen aus allen Ländern kommt auf die CeBIT. Das ist wie die Olympischen Spiele. Ich bedanke mich besonders bei Frau Merkel für die Gastfreundschaft. Sie ist eine inspirierende Führungspersönlichkeit.“ Das Erstaunliche an Schwarzenegger ist aber, dass man ihm auch solche Superlative fast glaubt. Zumindest in dem Moment, da er sie ausspricht.
Schwarzenegger fuhr fort, seine persönlichen Verbindungen zu Deutschland zu referieren. Zwei Jahre habe er in München in einem Fitnessstudio gearbeitet – „und es waren die entscheidenden Jahre für meine Karriere“. Dort habe er „Disziplin und Arbeitsethik“ beigebracht bekommen, sei infolgedessen Mister Universum geworden, Schauspieler und quasi als Konsequenz Gouverneur von Kalifornien. Also auch Schwarzenegger berief sich angesichts der Krise auf den amerikanischen Traum – wie Barrett vor ihm. Später sollte er diesen Teil seines Vortrags noch einmal auf Deutsch wiederholen – als wollte er sichergehen, dass die Vertreter der deutschen Industrie und Politik ihn auch richtig verstanden.
Mit nonchalanter Übertreibung rundete Schwarzenegger die Zahl der CeBIT-Aussteller auf 5000 auf – und pries sie über jedes Maß. Jetzt sei der beste Zeitpunkt, eine Messe abzuhalten. Man müsse aufrecht durch die Krise gehen. „So handeln Sieger. Verlierer lamentieren, Sieger triumphieren. Die Firmen auf der CeBIT sind alle Sieger.“
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