Ägypten: Chancen für die deutsche ITK-Branche

Große Konzerne sind im Umgang mit solchen Mentalitätsunterschieden längst erprobt. Aber auch mittelständische Unternehmen können sie in kleineren Einstiegsprojekten zur Vertrauensbildung und mit einem geduldigen Mitarbeiter vor Ort überwinden. Insofern fühlt sich die ITIDA zu Recht ermutigt, weltweit für Ägypten als Servicestandort zu werben.

So tourten der ägyptische ITK-Minister Tarek Kamel und die im zugeordnete ITIDA-Behörde im Vorfeld der CeBIT (an der das Land seit Jahren mit einem Gemeinschaftsstand teilnimmt) auch durch Europa und führte Verhandlungen im Niedrigsteuerland Irland sowie in Berlin.

Tarek Kamel, Ägyptens Minister für Kommunikations- und Informations-Technologie, bei der Eröffnung der Nile University im Januar 2007
Tarek Kamel, Ägyptens Minister für Kommunikations- und Informationstechnologie, bei der Eröffnung der ganz auf Technologie ausgerichteten Nile University im Januar 2007 (Bild: Arab Republic of Egypt, Ministry of Communications and Information Technology).

Doch wo Kamel von Outsourcing spricht, sehen die ägyptischen ITK-Unternehmen andere Chancen. Sie finden damit beim hiesigen ITK-Verband Bitkom offene Ohren. Sie möchten nicht nur Callcenter betreiben, IT-Routineaufgaben erledigen und Code erstellen. Sie bieten an, deutschen ITK-Unternehmen beim Sprung in noch unerschlossene Märkte in Nordafrika, dem Nahen und dem Mittleren Osten zu helfen.

Tatsächlich birgt die Veredelung deutscher Hard- und Software für den arabischen Markt gerade für mittelständische Anbieter enorme Chancen. In der Region wachsen die Einkommen, und fast alle Regierungen treiben die ITK-Entwicklung intensiv voran. Hinzu kommt, dass Deutschland dort unter den westlichen Industrienationen mit den besten Ruf genießt – das gilt insbesondere für Ägypten selbst.

Ägypten ist für diese Rolle als Türöffner mehr als gut geeignet. Das Land gilt in der arabischen Welt seit Jahrhunderten nicht nur als religiöses Bildungszentrum. Nach dem Zweiten Weltkrieg half es beispielsweise im gesamten arabischen Raum, Universitäten aufzubauen sowie sowjetische und später westliche Technologie zu verbreiten.

Gleichzeitig verfügt das Land über beste Beziehungen zum Westen, insbesondere zu den ehemaligen Kolonialmächten Frankreich und Großbritannien, aber auch zu Deutschland. Um Kairo und Alexandria entstehen Technologieparks nach indischem Vorbild und die modernste Infrastruktur der Region – neben Israel, das aber aus politischen Gründen nicht als Sprungbrett in die arabische Welt in Frage kommt.

Trotz Krise wächst die ägyptische Wirtschaft noch um rund 4,2 Prozent. Der ITK-Bereich inklusive der exportierten IT-Dienstleistungen legt nach Schätzungen des zuständigen Ministers Kamel sogar jährlich 20 Prozent zu.

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