Aufklärung über die Störungen erhofft sich auch der Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber e.V. ANGA von dem Modellversuch von Vodafone und LfK. Laut dem technischen ANGA-Leiter Carsten Engelke hat eine gemeinsam mit dem Institut für Rundfunktechnik IRT durchgeführte Untersuchung herausgefunden, „dass eine Gleichkanalbelegung von Rundfunkdiensten im Kabel und mobilem Internet im Frequenzbereich 790 – 862 MHz zu massiven Störungen des Fernsehempfangs beim Endkunden führt“. Genauer sind die Verfasser der Studie. Sie schreiben: „Die Ergebnisse zeigen, dass die Kabel selbst unempfindlich gegenüber Einstrahlungen im Downlink/Uplink sind, während die Endgeräte (Settop-Boxen und TV-Geräte) durch die Einstrahlung zum Teil massiv beeinflusst wurden.“ Die Störungen treten schon bei Leistungen von 10 mW auf, was etwa einem Hundertstel der heute üblichen Spitzenleistungen von Mobiltelefonen entspricht.
Die Forderung der ANGA: „Vor einer Zuteilung dieser Frequenzen für mobiles Internet müssen die Auswirkungen auf die drahtgebundene Rundfunkverbreitung umfassend geprüft und Szenarien für eine verträgliche Nutzung entwickelt werden“. Das scheint aber vor allem Säbelrasseln vor der bevorstehenden Neuordnung der Frequenzen zu sein. Genau eine solche Prüfung wird bereits im Eckpunktepapier der Bundesnetzagentur erwähnt. Erste Ergebnisse könnten schon im Sommer vorliegen, also lange vor einer Vergabe der Frequenzen.
Mikrofonanbieter sprechen laut gegen Neuordnung
Die Association of Professional Wireless Production Technologies befürchtet Störungen der von ihren Mitgliedern hergestellten oder eingesetzten Funkmikrofone durch die Vergabe der Digitalen Dividende an die Mobilfunkbetreiber. Denn die meisten Funkmikrofone arbeiten in den betroffenen Frequenzbereichen. Von dieser Entscheidung seien rund 700.000 Funkmikrofone und sonstige drahtlose Produktionsmittel betroffen. Sie müssen durch neue Geräte, die in einem anderen Frequenzbereich arbeiten, ersetzt werden. Dadurch entstehen Kosten in Höhe von deutlich mehr als 1 Milliarde Euro.
Auch die Deutsche TV-Plattform warnt vor einer übereilten Vergabe der Frequenzen für die Breitbandübertragung – allerdings in erster Linie aus Sorge um die Entwicklungsperspektive der Rundfunkanbieter mit Hinweis auf die HD-Übertragung von TV-Programmen über Antenne in anderen Ländern. „Wollen wir diesen Fortschritt den deutschen Antennenhaushalten in ein paar Jahren nicht vorenthalten, braucht der Rundfunk Frequenz-Reserven“, schreibt der Pressesprecher der Deutschen TV-Plattform in einem Editorial und würde die Digitale Dividende offenbar lieber erst einmal brach liegen lassen.
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