Der WDR kritisiert zudem, dass das Gesetz und die Negativliste zwar vieles sehr detailliert regeln, aber dennoch viele Fragen offen bleiben.
Der Sender führt auch einige Beispiele an. Trifft das Verbot von Spielen ohne Sendungsbezug auch auf Spiele auf den Seiten der Kindersendungen (Die Sendung mit der Maus, Kapitän Blaubär, et cetera) zu, die sich nicht auf eine konkrete, einzelne Folge der Sendung beziehen? Schließt das Verbot von Bewertungsportalen für Dienstleistungen, Einrichtungen und Produkte auch die kritischen Einordnungen und Tests der „Servicezeit“ oder bei WDR 2 aus? Bedeutet das Verbot von Partner-, Kontakt-, Stellen-, Tauschbörsen auch das Aus für die Lehrstellenaktion von WDR2 und 1LIVE?
Außerdem blähe das Gesetz die Bürokratie auf. Es sei „äußerst aufwändig“, die neuen Vorschriften umzusetzen. Selbst nach Abschluss des Dreistufentest für das derzeitige oder auch für neue Angebote sieht sich der WDR nicht auf der sicheren Seite. Schließlich hätten Vertreter des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) und des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDVZ) bereits angekündigt, gegen derartige Zustimmungen der Gremien in vielen Fällen klagen zu wollen. Dann müssten sich Verwaltungsgerichte mit einer Fülle einzelner Projekte beschäftigen – möglicherweise über Jahre.
VPRT-Präsident Jürgen Doetz weist dagegen immer wieder auf die Ausgestaltung des von der EU vorgegebenen Verfahrens in Großbritannien hin. „Von der britischen Umsetzung der EU-Vorgaben könnte Deutschland lernen. Es ist wie das deutsche System im Grundsatz darauf ausgerichtet, festzustellen, ob durch ein neues gebührenfinanziertes Angebot nachweislich ein ‚publizistischer Mehrwert‘ entsteht, mit dem Wettbewerbsbeeinträchtigungen im privaten Sektor gerechtfertigt werden könnten.“
Doetz lobt am britischen Modell auch, dass das Testverfahren, dem sich die BBC zu unterziehen habe, unabhängiger und transparenter als in Deutschland sei. „Die Briten haben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland eines voraus: Sie haben begriffen, dass der Public-Value-Test die einzige Möglichkeit ist, die gebührenfinanzierte Existenz der BBC auch im Internetzeitalter weiter zu legitimieren. Dafür ist in Deutschland noch ein großer Wandel im öffentlich-rechtlichen Selbstverständnis notwendig.“
Neueste Kommentare
5 Kommentare zu Das Ende der Internet-Blase für ARD und ZDF
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.
Zurückrudern für den Untergang
Das Zurückrudern der Öffentlich-Rechtlichen und die Einschränkung der ersten gut funktionierenden Web Angebote von TV Anstalten (egal ob OR oder privat) ist nicht nur bedenklich, sondern eine Bankrotterklärung gegenüber der veränderten Medienlandschaft, die sich (a) durch den technischen Fortschritt und (b) durch die veränderten Konsumentenbedürfnisse ergibt. Damit die gesamte TV- und Filmbranche nicht ebenso drastische Einbußen wie die Musikindustrie der letzten Jahre hinnehmen muss, werden Zukunftskonzepte und neue Angebote gebraucht! Und nicht ein Festhalten am Status Quo mit einer Einschränkung derer, die innovative Konzepte und Angebote liefern.
Aus meiner Sicht ist die Verwendung der Rundfunkgebühren für nutzerorientierte Online-Angebot der einzig richtige und zukunftsorientierte Weg!
Es ist mir ein Rätsel, wie die Verantwortlichen so die Augen vor den veränderten Konsumentenbedürfnissen verschließen können.
AW: Zurückrudern für den Untergang
Diesem Kommentar kann ich nur zustimmen.
Natürlich muss ein Autor einer privaten Onlineseite ´kritisch schreiben.
Aber ich als GEZ zahlender Bürger möchte auch etwas anderes als old fashioned TV bekommen. Als Nutzer der Internetangebote der öRechtlichen möchte für meine Gebühren auch etwas bekommen.
Leider hat die Lobbyseite der privaten es geschafft die Interessen der Verbraucher aus den Köpfen der Entscheidungsträger zu löschen..
AW: AW: Zurückrudern für den Untergang?? NEIN
Als 60-Plus-angehöriger INTERNET-Fan unterstütze ich die kritischen Kommentare zur Einschränkung des Internet-Angebots von ARD und ZDF uneingeschränkt.
Bei ARD und ZDF bot sich bislang auch für die 60-Plus-Internutzer mal die Möglichkeit, die Angebote der Tele-Medien möglichst kostengünstig zu nutzen. Wir zahlen "für unser Gutes Recht" schließlich auch regelmäßig GEZ.
Das alles soll nun vorbei sein? Ich sage: NEIN!
Wir wollen nicht überall nur mit werbe-gesponsorten Informationen zugemüllt werden.
Wann machen die 60-Plus-Leute mal mehr Stunk, wenn sie von derartigen Entscheidungen mit betroffen sind?
Hat es die einschlägige Wirtschafts-Lobby nun doch geschafft, die politischen Entscheider zu bequatschen?
AW: Zurückrudern für den Untergang
…dazu kann ich nur sagen TYPISCH GEZ…. Sender und Programme die, die heutige GENERATION garnicht anschaltet oder interesiert. Überaltet und den ZEITZUG verpasst. ….
AW: Zurückrudern für den Untergang
[Zitat]
Aus meiner Sicht ist die Verwendung der Rundfunkgebühren für nutzerorientierte Online-Angebot der einzig richtige und zukunftsorientierte Weg!
Es ist mir ein Rätsel, wie die Verantwortlichen so die Augen vor den veränderten Konsumentenbedürfnissen verschließen können.
[Zitat Ende]
Ich habe sicherlich dafür Verständnis, dass es um ein derart gewachsenes Angebot Schade ist, wenn es im Daten Nirvana verschwinden soll. Jedoch muß ich als langjähriger (gezwungener) GEZ Zahler dazu sagen, dass wenn man sich auf einen "zukunfstorientieten Weg" und auf "Konsumentenbedürfnisse" beruft, zu diesem Thema mit Kritik rechnen muß.
Ich persönlich würde es als zukunftsorientiert und für meine Bedürfnisse angemessen empfinden, wenn ich selbst entscheiden könnte ob ich die GEZ Gebühren überhaupt bezahlen möchte … aus mangelndem Interesse an den ÖR sehe ich meine "Zwangsabgabe" seit Jahren nicht komplett aber größtenteils als verschwendet an, da ich weder das ÖR Fernsehen und schon gar nicht das ÖR Radio Angebot nutze!
Wie gesagt, um einiges ist es sicherlich Schade wenn es verschwindet, die Verantwortlichen sollten sich aber auch mal überlegen, für was sie das Geld ausgeben das Ihnen förmlich in den Schoß geworfen wird und sich lieber auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Wenn die ÖR ein derartiges Angebot weiterführen wollen um sich der "neuen Welt" anzupassen, sollen sie sich gefälligst auch über die Liberalisierung der Gebühren den Kopf zerbrechen!