Das derzeit noch in einer Versuchsphase steckende Google Voice hat das Potenzial, die Strukturen der Telekommunikationsbranche kreativ zu zerstören. Im Augenblick benötigt der Dienst noch bestehende Telefonleitungen. Es liegt aber nahe, dass das Unternehmen irgendwann entweder eigene Telefondienstleistungen anbieten wird, oder sich zumindest mit Mobilfunknetzbetreibern zusammentut, ähnlich, wie es das auch bei der Vermarktung des Mobiltelefonbetriebssystems Android schon getan hat. Ziel dürfte es auf jeden Fall sein, Telefonie im Google-Look-and-Feel anzubieten.
Im Gegensatz zu allen anderen internetbasierenden Telefonielösungen, die von Nutzern verlangen, ihre Nummern und Kontakte auf das neue System umzustellen, soll Google Voice auch für Nutzer funktionieren, die sich nicht in einem Rutsch komplett umstellen wollen. Das macht es aus Sicht der etablierten Anbieter so heimtückisch und aus Sicht der Anwender so schlau: Wer seinen Kontakten statt seiner Festnetz- oder Mobilfunknummer seine Google-Voice-Nummer gibt, befreit sich aus der Abhängigkeit von seinem Carrier. Er kann seine Nummer unkompliziert umstellen, wenn er diesen wechselt.
Google Voice kombiniert SMS und Sprachnachrichten in einer Inbox (Screenshot: Rafe Needleman/CNET).
Vergleiche mit der heute existierenden Rufnummernmitnahme anzustellen, sind nicht fair. Google Voice ist viel mehr als das, es ist in gewissem Sinne ein übergeordnetes Frontend für die bekannten Telefondienste und den meisten heute üblichen Telefonen weit überlegen.
Auch wenn die Spracherkennung derzeit noch etwas holprig ist, sind die Möglichkeiten, mehrere Leitungen zu verwalten, SMS zu senden und zu empfangen und regelbasierende Anrufweiterleitung für viele Länder revolutionär. Der altgediente deutsche ISDN-Nutzer mag sich darüber zwar wundern – wird sich gleichzeitig aber auch wieder einmal bewusst, dass er weltweit gesehen in der Minderheit ist.
Zusammengefasst ist Google Voice ein mächtiges „Gateway“ zu anderen Telefonie-Angeboten. Es hat das Potenzial hoher Kundenbindung und könnte durchaus fähig sein, die Bilanzen der etablierten TK-Anbieter durcheinanderzuwirbeln, indem es die Kündigungs- und Wechselraten in nie gekannte Höhen treibt. Der positive Aspekt daran ist, dass Google Voice die Carrier zwingen könnte, endlich kundenfreundliche Dienstleistungen anzubieten. Es ist aber fraglich, ob sie dazu schnell genug in der Lage sein werden.
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2 Kommentare zu Google: Ideenschmiede oder zerstörerischer Moloch?
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Wir sind alle in der Googlefalle
die fakten sprechen meines erachtens eine deutliche sprache: google will alles, was sich im web abspielt, kontrollieren und vermarkten, auch die nutzer. google hat zwei gesichter, das nette, das uns mit gratis-services versorgt und dann das gefährliche eines großen bruders. die lektüre der webseite http://www.googlefalle.com bringt licht ins dunkel
Google, ein Instrument der US-amerikanischen Geheimdienste?
Was mich an Google irritiert ist, das klaglos die Datensammlung, seitens der amerikanischen Regierung, hingenommen wird. Von den Satellitenbildern bis Google Streetview, Bücherscannen (oder Bücher verbrennen?, klingt ähnlich, oder?) alles ist erlaubt und wird nur in geringem Umfang verboten.
Warum es im geheimen tun, wenn es doch unter den Augen der Öffentlichkeit viel einfacher geht. Ein paar Personen schmieren, die sagen "Wissen ist Allgemeingut und gehört allen!" und schon sind die Kritiker erstickt.
Die Geimdienste im Vor-DV-Zeitalter (Griechen, Römer, Mittelalter, drittes Reich, die beiden Machtblöcke) hatten nicht das Problem des Datensammelns, sondern des datenauswertens. Selbst zig-Stasi-Spitzel konnten mehr Infos beschaffen, wie die Auswertungsabteilungen verifizieren konnten. Jeder durchschnittliche Geheimagent auf der Welt kann heute mit Kenntnissen in Datenbankprogrammierung, umfangreichere Auswertungen über Personen/-gruppen erstellen ohne dass es jemand merkt oder ein Richter dies erlaubt.
Der Datensammler