Angriffe auf das Internet: Wie realistisch ist der Totalausfall?

Obwohl das Netz sich nicht so einfach durch den Ausfall von Leitungen abschalten lässt, kommt es dadurch zu erheblichen Einschränkungen. Es entstehen Bottlenecks, die sich dadurch bemerkbar machen, dass viele Dienste langsam laufen. So muss man eventuell sehr lange auf den Aufbau einer Webseite warten. Andere Dienste, etwa das Anschauen eines YouTube-Videos, können gar nicht genutzt werden, da der nötige Datendurchsatz nicht mehr erreicht wird. Gleiches gilt für VoIP-Gespräche.

Eine physische Leitung kann beispielsweise durch Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Blitzeinschläge ausfallen. Davon können sowohl Leitungen als auch die Vermittlungsstellen mit ihren Routern betroffen sein. Wie stark die Auswirkungen sind, hängt vor allem davon ab, wie viel Datenverkehr über einen Übertragungsweg normalerweise abgewickelt wird und wie viele Alternativrouten zur Verfügung stehen.

Zu erheblichen Einschränkungen kann es beispielsweise bei einer Beschädigung von Unterseekabeln kommen, die Internet-Knoten zwischen Kontinenten verbinden, und über die ein erheblicher Teil des Traffic läuft. Zwischen Europa und den USA verlaufen besonders viele dieser Unterseekabel. Ein Beispiel: Das „Apollo“ getaufte und 2003 in Betrieb genommene Kabel ist mehr als 12.000 Kilometer lang und für eine Bandbreite von 3,2 TBit/s ausgelegt.

Was passiert, wenn ein solches Unterseekabel tatsächlich beschädigt wird, fanden Internet-User in Indien, Ägypten und seinen Nachbarländern Anfang 2008 unfreiwillig heraus. Der Datenstrom dieser Länder wird zum großen Teil über ein im Mittelmeer zwischen Palermo und Alexandria verlegtes Kabel abgewickelt. Vermutlich durchtrennte ein Schiffsanker seinerzeit dieses Kabel. Der Datenverkehr brach in der betroffenen Region um bis zu 60 Prozent ein. Rund 70 Prozent des örtlichen Netzes fielen aus. Ansässige Börsenhändler konnten keine internationalen Orders mehr platzieren, Unternehmen klagten über Verdienstausfälle und viele Orte waren vom Internet abgeschnitten.

Solche Fälle gab es bisher jedoch nur selten. Lokale Ausfälle, etwa durch einen ungeschickten Baggerfahrer bei Straßenarbeiten, ärgern meist nur einen kleinen Teil der Internetnutzer. Nicht selten kommt es zu einem Ausfall durch Verkehrsunfälle, denen die grauen Verteilerstellen der Kabelanbieter am Straßenrand zum Opfer fallen. Gleiches gilt für die Outdoor-DSLAMs bei VDSL. Die häufigsten Ausfalle verursachen jedoch Softwarefehler, die meist beim Einspielen eines Updates von Routersoftware auftreten. Oft sind dann bundesweit die Dienste eines Providers mehrere Stunden nicht verfügbar.

In der Regel erreichen die Provider allerdings eine Verfügbarkeit oberhalb von 99,9 Prozent. So führt etwa Hansenet (Alice DSL) auf seiner Webseite eine Statistik über die durchschnittlich erzielte Erreichbarkeit seiner Dienste. Danach lag die Internet-Verfügbarkeit zwischen März und April bei mindestens 99,98 Prozent. Das bedeutet einen Ausfall von acht Minuten und 40 Sekunden pro Monat. Andere Provider weisen ähnliche Verfügbarkeiten auf.

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