Marken wie .daimler oder .tesa genießen Markenschutz, generische Begriffe wie .auto können von beliebigen Bewerbern erworben werden. Sie haben dann die Kontrolle über diese Domain und bestimmen selbst, wem sie eine Second-Level-Domain zugestehen. Hat ein Bewerber zum Beispiel die Domain .auto für sich erworben, dann gehört sie ihm exklusiv, andere Interessenten, zum Beispiel Autohersteller, sind also von ihrem Gebrauch ausgeschlossen.
Andererseits werden an den Markenschutz sehr hohe Ansprüche gestellt – so dürfte es allen außer dem Unternehmen Daimler so gut wie unmöglich sein, .Daimler als gTLD zu erwerben. Nach den ICANN-Regularien sollen Streitigkeiten um gTLDs entsprechend amerikanischem Recht geregelt werden, sprich: sie werden teuer, und zwar unabhängig von Recht oder Unrecht. Denn Kläger und Beklagter zahlen zu gleichen Teilen.
Doch ob die Praxis dieser Vorstellung entsprechen wird, ist unklar. Niemand kann beispielsweise einen deutschen Markeninhaber daran hindern, vor einem deutschen Gericht gegen die Verletzung seiner Rechte durch eine gTLD zu klagen. Wie die hiesigen Rechtsinstanzen in solchen Fällen entscheiden werden, ist vollkommen unklar. Den Fachanwälten für Internetrecht dürfte sich hier mittelfristig ein interessantes neues Geschäftsfeld eröffnen.
Die Firmen – selbst die großen – wissen noch nicht so recht, was sie mit der neuen Möglichkeit anfangen sollen. Disney, Shell und Yahoo haben schon mal eine Dot-Marke-Domain registriert. Susan Kawaguchi, Global Domain Managerin bei Ebay, hält .ebay, für eine „praktibale Option“ – beispielsweise, um später einmal Namen nach dem Muster www.my-shop.ebay anzubieten.
Lego ist noch unentschieden. Wenn man sich zu einer Registrierung entschließen würde, dann höchstens, um die Marke zu verteidigen – sozusagen präventiv. Diese Argumentation zeigt auch eine Problematik der neuen gTLDs. Nach den bisherigen Erfahrungen mit Domain-Grabbing und anderen Auswüchsen sind die Firmen vorsichtig geworden. Wahrscheinlich stecken sie erst einmal ihre Claims ab und schauen danach, ob dort tatsächlich Gold verborgen ist. Denn sobald die ersten Nuggets gefunden werden, dürfte es zu spät sein – oder sehr, sehr teuer werden.
Die neuen gTLDs sind also auch eine gigantische Gelddruckmaschine für die ICANN: Denn welche Firma von Weltruf – und dafür halten sich zumindest selbst ja sehr viele – wird schon darauf verzichten wollen, sich angemessen im Internet zu präsentieren und mit eigener Domain zu glänzen? Und im Gegensatz zu den bisherigen länderspezifischen oder genrespezifischen Domainendungen ist die Zahl der Dot-Brand-Domains nahezu grenzenlos.
Nimmt man als Minimum einmal an, dass sich wenigsten die Fortune-1000-Firmen so eine Adresse zulegen werden, sind damit einmalige Einnahmen von 500 Millionen Euro für die ICANN garantiert. Nicht zu vergessen die jährlichen Kosten von 100.000 Euro pro Domain – was jedes Jahr noch einmal 100 Millionen in die Kassen spülen würde. Damit lässt sich schon ein ganz ansehnlicher Bürokratieapparat aufbauen und unterhalten.
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