Skype-Verkauf: Wirklich ein „gutes Geschäft“?

So richtig hat Ebay wohl nie gewusst, was es mit Skpye eigentlich anfangen soll. Na ja, warum soll es dem Konzern besser gehen als vielen seiner Kunden? Auch einige, die sich über die Auktionsplattform vermeintliche Schnäppchen ins Haus geholt haben, können ein Lied davon singen, dass diese nachher nur rumstehen.

Im Gegensatz zu seinen Kunden hatte Ebay aber mehrere Optionen. So wurde etwa über einen Börsengang nachgedacht und fleißig die die Werbetrommel gerührt: „Zwei Milliarden Dollar wären ein echtes Schnäppchen“, sagte Ebay-CEO John Donahoe etwa in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender Bloomberg. „Skype ist viel mehr wert. Es gibt nicht viele Anlagen mit ähnlich hohen Wachstumsraten.“

Zur Erinnerung: Ebay hatte Skype 2005 für 2,6 Milliarden Dollar übernommen.

Kritische Stimmen, die bezweifelten, dass der Kauf ein gutes Geschäft war, gab es schon damals. Sie hatten zumindest teilweise recht. Nach einer Abschreibung von 900 Millionen Dollar belief sich der Buchwert von Skype zum Zeitpunkt des Interviews noch auf 1,7 Milliarden Dollar.

Mit dem Börsengang wurde es ja nichts: Scheinbar hatten die Skype-Gründer Janus Friis und Niklas Zennström etwas dagegen. Sie pochten offenbar auf irgendwelche Lizenzrechte. Man verklagte sich anscheinend sogar gegenseitig. Nicht schön, aber auch das kommt vielen Ebay-Kunden irgendwie bekannt vor.

Ganz abschreiben wollte Ebay Skype aber auch nicht. Also begab man sich auf die Suche nach einem Käufer. Der war mit der Firma von Netscape-Gründer Marc Andreessen auch bald gefunden. Andreessens Investmentunternehmen Andreessen Horowitz war jedoch allein nicht in der Lage, das nötige Kapital aufzubringen. Aber Andreessen gelang es, noch weitere Interessenten zu finden. Jetzt ging der Zuschlag für 65 Prozent der Skype-Anteile an eine von Silver Lake angeführte Investorengruppe, der außerdem noch Index Ventures, Andreessen Horowitz und Canada Pension Plan angehören.
Der Kaufpreis: 1,9 Milliarden Dollar. Umgerechnet ist Skype damit also wieder 2,75 Milliarden Dollar wert. Rein rechnerisch, zumindest. Ebay-CEO John Donahoe hält das alles für ein „hervorragendes Geschäft“.

Zur Erinnerung: Ebay hatte Skype 2005 für 2,6 Milliarden Dollar übernommen.

Laut Donahoe bedeutet der Deal sowohl kurz- als auch langfristigen Wertzuwachs für Ebay und gewaltiges Potenzial für Skype. Als eigenständige Firma werde Skype die notwendige Konzentration auf den Bereich Online-Kommunikation per Audio und Video aufbringen können, um schneller zu wachsen. Zumindest die Nutzerzahlen gehen nach oben: Skype hat im vierten Quartal 2008 einen Umsatz von Viertes 145 Millionen Dollar generiert. Das sind 26 Prozent mehr als im vierten Quartal 2007. Die Zahl der registrierten Anwender stieg jedoch um 47 Prozent auf 405 Millionen.

Fällt Ihnen was auf? Mir schon: Nutzerzahlen plus 47 Prozent, Umsatz plus 26 Prozent. Immerhin: Im vergangenen Quartal hat Skype 170 Millionen Dollar erwirtschaftet und nochmal Nutzer hinzugewonnen. Mit 480 Millionen registrierten Anwendern ist es der unbestritten größte VoIP-Dienst.

Der Avaya-Faktor

ZDNet-Autor David Greenfield ist noch etwas aufgefallen. Silver Lake Partners ist einer der großen Finanzinvestoren. Sie mischen in vielen Firmen mit. Was für den Skype-Deal bedeutsam sein könnte, ist dass Silver Lake vor ein paar Jahren auch beim TK-Anbieter Avaya groß eingestiegen ist. Passt das? Und was bedeutet das für Skype, vor allem aber, für Skypes Bemühungen, mit Unternehmen ins Geschäft zu kommen?

Auf kurze Sicht ändert sich sicherlich nicht viel. Auf lange Sicht könnte es jedoch sein, dass Skype und insbesondere Skype for Business die Nische im Einstiegssegment besetzt, die Avaya nie vernünftig besetzen konnte und aus der es sich Anfang des Jahres auch offiziell verabschiedet hat. Denkt man den Gedanken weiter, dann könnte es durchaus sein, dass Skype for Business irgendwie mit Avayas IP-Office-Angeboten zusammengeführt wird. Vielleicht gibt es auch eine Art „Skype for Avaya“ – vergleichbar mit der „Skype-for-Asterisk„-Implemetierung. Abwegig wäre es nicht, schließlich beteiligt sich Avaya ja bereits am Skype-for-SIP-Program, das allerdings nur sehr begrenzte Integrationsmöglichkeiten bietet.

Vorstellbar ist vieles. Bringt Silver Lake die beiden wirklich eng zusammen, dann könnte es eine vernünftige Konkurrenz zu Cisco und dessen mit WebEx gekoppelten Angeboten geben. Und das wäre nicht schlecht. Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft und spornt zu Höchstleistungen an.

Und zum Schluß, einfach so, weil es so schön ist, nochmal das Ebay-Lied von Weird Al Yankovic:

ZDNet.de Redaktion

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