Die Newspaper Association of America (NAA) hat die Ergebnisse einer Ausschreibung veröffentlicht, in der sie um Entwürfe eines Inhalte- und Bezahlsystems für journalistische Berichterstattung im Internet gebeten hatte. Einsendungen kamen unter anderem von Google, IBM, Microsoft und Oracle.
Google schlägt als zentrales Element für die Zeitung der Zukunft sein zuletzt fehleranfälliges Bezahlsystem Checkout vor. In bestimmten Bereichen bringt der Suchriese auch andere seiner Dienste in Stellung: beispielsweise lasse sich seine Suchtechnologie implementieren und der Meta-Content des umstrittenen Google News für die Verlinkung nutzen.
Besonders interessant an Googles Vorschlägen ist, dass das Papier eine konkrete Beschreibung enthält, wie die Zeitung der Zukunft funktioniert – welche Bezahlverfahren Google beispielsweise favorisiert. Als Bezahlmodell empfiehlt Google Pauschalangebote – etwa „die zehn wichtigsten Business-Publikationen“. Eine Option für Micropayment müsse vorhanden sein, werde aber nicht zur Norm. Google empfiehlt eine Art virtuelle Geldbörse, die Leser vorab füllen und aus der sich kleine Gebühren (10 Cent für einen Artikel) abbuchen lassen.
Google geht davon aus, dass jedes journalistische Angebot einen Anteil an freien Inhalten haben wird. Für überall verfügbare Nachrichten wolle wohl kein Anwender zahlen. Geld könne man etwa für rechercheintensive Berichte, exklusive Interviews oder Meinungsbeiträge verlangen. Außerdem schlägt das Unternehmen ein „First Click free“-Modell vor: Das erste Mal, dass ein Anwender auf Premium-Inhalte zugreift, wäre damit ausnahmsweise kostenlos.
Als kritisch bezeichnet Google den freien Zugang von Suchmaschinen zu den Inhalten. Nicht nur das, die Suchmaschine sollte Google zufolge auch wissen, auf welche Inhalte ein Leser zugegriffen hat. Außerdem könne ein Bezahlmodell Werbeeinnahmen nicht ablösen, ja nicht einmal ergänzen. Die eigene Erfahrung zeige, dass Bezahlinhalte am besten dazu genutzt würden, die Auslieferung von Werbung zu verbessern.
IBM identifiziert vier Komponenten der Zeitung der Zukunft. Eine davon kann es in Form der Software NICA bereitstellen (Diagramm: IBM).
IBM sieht seine Plattform Networked Interactive Content Access (NICA) als geeignete Lösung an. Sie vereint als „Digital Workflow“-Produkt ein System zur Verwaltung von Inhalten mit einer Commerce-Lösung für Zahlungsvorgänge und Authentifizierung der Nutzer. Es kann mehrere Medien verwalten und jedem Abonnenten die gebuchten Inhalte zeigen.
Microsoft stellt der NAA – nach einem Hinweis, dass man keine branchenspezifischen Fertiglösungen anbiete – ebenfalls eine Vision der „Next-Generation Newspaper“ vor. Zur Umsetzung listet es die für bestimmte Teilbereiche geeigneten Produkte auf: Das sind unter anderem SharePoint Server für die Erstellung von Inhalten und Fast Recommendations, um verwandte Inhalte zu finden. IIS als Content-Präsentationsserver wird ergänzt um den Kopierschutz PlayReady, und Windows Live soll die Nutzerauthentifizierung übernehmen. Als Bezahlsystem empfiehlt Microsoft seinen Commerce Server.
Microsoft sieht alle Bestandteile zukünftiger Medienveröffentlichungen im Internet durch seine Produktpalette abgedeckt (Diagramm: Microsoft).
Eine Lösung mit Oracles Universal Content Management (UCM) hat Digital Integrated Business Solutions (DTI) eingereicht. Das Oracle-System genüge den meisten der von der NAA ausgeschriebenen Anforderungen. DTI beschreibt, wie es in sechs Schritten eine Anpassung an ein konkretes Projekt vornehmen würde.
Diese und weitere sieben Antworten auf die Ausschreibung der NAA sind online als PDF nachzulesen.
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