Jens Rabe, Vice President Web Solutions Group bei Open Text, weist die Kritik weitgehend zurück. Er räumt zwar ein, dass es nach der Vignette-Übernahme einige Zeit dauern wird, bis das Unternehmen den Kunden einen klaren Fahrplan vorlegen kann, aber das sei normal. „Es wäre doch fahrlässig, wenn wir nach so einer bedeutenden Übernahme mit einer unterschiedlichen Technologie nach ein oder zwei Wochen eine Aussage treffen.“ Spätestens im Oktober, bei der Hausmesse Open Text Content World, wolle man jedoch eine detaillierte Roadmap bekannt geben.
Ganz ohne Strategie sei die Übernahme aber natürlich nicht erfolgt. Derzeit differenziere man jedoch in erster Linie nach den Anwendungsfällen, weniger nach der technologischen Basis. Die von Red Dot stammenden Produkte verfolgten einen „seitenorientierten Ansatz“. Darunter versteht Rabe, dass einem Autor der Inhalt im Kontext einer Seite zur Verfügung gestellt wird – bei Bedarf auch in unterschiedlichen Sprachen oder lokalisierten Versionen. Rund 2300 Kunden nutzten diese Produkte derzeit.
Vignette dagegen biete einen Ansatz, der von den Inhalten ausgehe. Sowohl Autoren als auch Administratoren sehen primär die Inhalte, statt der Seite. Anschaulich werde der Nutzen dieses Ansatzes bei der hochkomplexen Site von Mercedes Benz in den USA: Dort fließen etwa bei der Konfigurationsseite für Fahrzeuge so viele Informationen zusammen, dass ein Autor unmöglich alle aktuell halten kann. Dies geschieht daher verteilt, die Inhalte werden bedarfsgerecht in jeweils anderen Zusammenhängen verwendet.
„Wettbewerb schafft in Wild-West-Manier Unruhe“
„Beide Ansätze haben ihre Berechtigung“, sagt Rabe. Daher werde man auch keine Produkte streichen. „Wir wären ja verrückt, angestammte Kunden nicht mehr mit den Ihnen vertrauten Konzepten zu bedienen.“
Mittelfristig werde man jedoch dafür sorgen, dass die Technologien, die hinter den einzelnen Produkten stehen, zusammenwachsen. „Wir werden uns jedoch die Zeit nehmen, das gründlich zu tun. Dass der Wettbewerb in der Zwischenzeit in Wild-West-Manier versucht Unruhe in der installierten Basis zu schaffen, lässt sich nicht verhindern.“ Ohnehin, so Rabe, stünde etwa alle fünf Jahre eine gründliche Erneuerung der Technologieplattform an.
Da bei den Web Solutions (ehemals Red Dot) das Datenmodell und damit die Definition der Inhalte sehr weitgehend sei, erwartet Rabe, dass sich Umstellungen dank XML relativ einfach vornehmen lassen. Beim Templating für die Erstellung der Website seien die Editoren nicht mehr der neueste Stand der Dinge, aber auch daran arbeite man bereits. Und über APIs, wo ReST-basierter Zugriff mehr und mehr Standard wird, lasse sich ebenfalls viel vereinfachen und vergleichsweise unkompliziert regeln.
„Ich sage nicht, dass das ein Upgrade auf die nächste Technologiegeneration schmerzfrei geht“, räumt Rabe ein, „aber ich glaube auch nicht, dass es für Kunden aufwändiger wird, als der Wechsel von einem Major Release zu einem anderen – sei es nun bei Open Text oder einem Mitbewerber.“
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1 Kommentar zu „Die CMS-Branche hat ein Glaubwürdigkeitsproblem“
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EIN Problem? ECMS wird Infrastruktur und Unternehmensplatform
Die CMS-Branche hat nicht nur EIN Problem. Nach wie vor fehlt es (im Vergleich z.B. zu ERP) an klaren Begriffsbestimmungen. Was muss ein CMS eigentlich können? Nicht umsonst sind mehr als 1000 Anbieter unter dem Label CMS unterwegs. Zum anderen wird (E)CMS immer mehr zur standardisierten Infrastruktur, wie sie nur noch von den grossen Anbietern wie Microsoft (mit SharePoint), IBM usw. bezahlbar angeboten werden kann. Das stellt m.E. nach den CMS Markt insgesamt infrage.
Mehr Infos zum Thema CMS und SharePoint finden Sie hier:
http://www.layer2.de/de/leistungen/sharepoint-portale/Seiten/default.aspx