An der Spam-Front hat sich die Lage dagegen etwas beruhigt, der Anteil von Spams am gesamten Mail-Volumen ist leicht zurückgegangen. „Die Dateigrößen der Spam-Mails sind gewachsen, weil zunehmend Bilder, Excel-Tabellen oder PDF-Dokumente angehängt werden, in denen sich die Malware verbirgt“, so Swidler. Gegenmaßnahmen haben nur kurzfristige Auswirkungen: Obwohl in den vergangenen Monaten drei Internet-Service-Provider, die als Spamschleudern fungierten, von den Behörden abgeschaltet wurden, konnte die Spammer-Szene diesen „Verlust“ – wie auch bei ähnlichen Ereignisse zuvor – innerhalb weniger Tage kompensieren.
„Unternehmen sollten sich als Schutz Cloud-basierte Sicherheits-Angebote wie unseres ansehen, da sie so nicht gezwungen sind, auf Kapazitätsspitzen zu reagieren und sie sich nicht um Updates zu sorgen brauchen“, empfiehlt Swidler nicht ganz uneigennützig. Er räumt aber auch ein, dass ein rein cloud-basierter Schutz nicht ausreicht, gibt es doch Malware, die nicht über das Web verbreitet wird, sondern etwa über USB-Sticks.
Spam stammt inzwischen überwiegend aus China
Die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden bewertet Swidler kritisch. Zwar gebe es einzelne Erfolge in den USA und Europa, aber in vielen Ländern könnten die Cyberkriminellen de facto ohne Furcht vor Verfolgung agieren. Da dürfte er recht haben: Kaspersky Lab hat im August China als Land ausgemacht, aus dem die meisten Spam-Mails versendet wurden. Fast 40 Prozent der weltweit umlaufenden unerwünschten Mails stammen von dort. Aus der ehemaligen Spam-Hochburg USA kommen nur noch 8,7 Prozent, Platz drei belegt in dieser Liste mit 7,2 Prozent Indien.
Dass der illegale Handel mit Daten floriert bestätigt auch Candid Wüest, Virenforscher bei Symantec. Seiner Ansicht nach gehört das Ausspionieren von Nutzerdaten nach wie vor zu den größten Gefahren im Internet. „Wie der Internetsicherheitsreport von Symantec jährlich zeigt, ist eine regelrechte Industrie entstanden, in der Konto- und Kreditkarteninformationen zu festen Preisen gehandelt werden.“
2008 hat Symantec auf Schwarzmarktforen über 45.000 Angebote für Personendaten im geschätzten Wert von 200 Millionen Euro beobachtet. Mit Hilfe der illegal angebotenen Konto- und Kreditkarten hätten sich Betrüger laut Symantec knapp fünf Milliarden Euro erschwindeln können.
Spam-Inhalte haben sich geändert
Über die Veränderungen bei Inhalten beziehungsweise Betreffzeilen von Spam hat der Münchner Messaging-Dienstleister Retarus Zahlen vorgelegt. Demnach sind Werbemails, die Viagra und Aphrodisiaka anpreisen, zurückgegangen. Noch vor einem Jahr befasste sich nahezu jede dritte Spam-Mail damit, inzwischen ist es nur noch rund jede sechste. Auch andere Angebote mit erotischen Inhalten sowie Mails, in denen für Gewinnspiele, Online-Spielbanken und ähnliches geworben wird sind stark rückläufig.
Deutlich zugelegt haben Wellness-Angebote – etwa Mittel zur Gewichtsreduktion oder zur Verjüngung – sowie Spam-Mails mit vergleichsweise seriösen Versprechungen: Der Anteil von Nachrichten mit Job- und Kreditangeboten verdoppelte sich von 2,2 auf 4,3 Prozent und der Anteil von Angeboten mit unglaublich günstigen Hard- und Softwarepreisen stieg von 4,3 auf 7,2 Prozent.
„Es hat den Anschein, als sei die Wirtschaftskrise inzwischen auch bei den Spam-Versendern angekommen“, sagt Oliver Pannenbäcker, Leiter Enterprise Messaging Solutions
bei Retarus. „Statt auf zweifelhafte Sinneslust konzentrieren sie sich inzwischen auf Angebote, die einen handfesteren ‚Mehrwert‘ versprechen. Auch der Umstand, dass der Anteil von Spam-Mails mit unverständlichen Betreff-Zeilen – etwa in chinesischer oder russischer Sprache – um drei Prozent auf 15,1 Prozent zurückgegangen ist, scheint zu belegen, dass sich auch Spammer inzwischen mehr anstrengen müssen.“
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