Ein bis 862 MHz ausgebautes Fernsehkabelnetz ist im Downstream für einen Hochgeschwindigkeitszugang zum Internet genauso geeignet wie ein VDSL-Zugang. Da das dicke Koaxialkabel anders als die dünne Zweidrahtleitung eines DSL-Zugangs nicht bis an die Grenzen ausgereizt wird, müssen weniger Fehlerkorrekturtechniken wie die Verschränkung von Datenpaketen eingesetzt werden, was sich in deutlich geringeren Ping-Zeiten bemerkbar macht.
In Baden-Württemberg ist das Kabelnetz bereits komplett bis 862 MHz ausgebaut. Daher kann der Hochgeschwindigkeitsausbau bis 100 MBit/s Mitte 2010 abgeschlossen werden. Jeder Haushalt mit Kabelanschluss kann die neue Geschwindigkeit nutzen. In einigen Fällen muss der Hausverstärker und die Anschlussdose in der Wohnung ausgetauscht werden.
Unity Media und Kabel Deutschland müssen weiter in ihre Netzbandbreite investieren. Viele Cluster sind bis maximal 606 MHz oder 750 MHz ausgebaut. Eine Umrüstung auf EuroDocsis 3.0 ist zwar technisch möglich, jedoch steht nicht genug Bandbreite zur Verfügung, um einen ganzen Cluster so zu versorgen, dass dreistellige Megabit Geschwindigkeiten regelmäßig erreicht werden.
Ohne einen Netzausbau auf 862 MHz wäre ein Hochgeschwindigkeitszugang nur durch Abschaltung der analogen Fernsehkanäle möglich. Das verweigern die Kabelnetzbertreiber jedoch aus politischen Gründen. Ein Gegensteuern von Gesetzgeber und Regulierungsbehörde wäre dringend erforderlich. Ferner hätte die Analogabschaltung den Vorteil, dass weitere, vor allem HDTV-Programme, eingespeist werden können, ohne die Internetbandbreite unnötig einzuschränken. Die Erfahrungen mit DVB-T haben gezeigt, dass Verbraucher die einmalige Anschaffung eines Digitalreceivers akzeptieren.
Ein generelles Problem der Kabelnetze liegt im immer wichtiger werdende Upstream. Es ist nicht durch den EuroDocsis-Standard begründet, sondern darin, dass der für den Rückkanal zur Verfügung stehende Frequenzbereich nur insgesamt 60 MHz umfasst. EuroDocsis 3.0 bietet zwar neue Modulationsarten für den Upstream, die das Problem reduzieren, realistisch müssen Kabelnutzer jedoch auf lange Sicht eine Begrenzung auf etwa 5 MBit/s in Kauf nehmen.
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5 Kommentare zu Highspeed-Internet im Kabel: 200 MBit/s mit EuroDocsis 3.0
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100Mbit für was?
Für welche Anwendung brauchen privatbenutzer 100mbit?
Ich komm nicht drauf…
Schön wärs gewesen
„Die Erfahrungen mit DVB-T haben gezeigt, dass Verbraucher die einmalige Anschaffung eines Digitalreceivers akzeptieren.“
In erster Linie geht es hier kaum um den Decoder sondern eher darum das mancher Kabelanbieter der Meinung ist er müsse das digitale Signal verschlüsseln. Es wird dann gegen eine Monatliche Gebühr anboten.
Satelit und DVB-T sind nachwievor gratis zu erhalten. (Ausser HDTV)
flächendeckend
ich bin nu zufällig über diesen artikel gestolpert….
was bedeutet für euch fächendeckend ????
„Internetanschlüsse über das Fernsehkabel sind zu einer echten Konkurrenz für DSL-Anschlüsse geworden. In Deutschland bieten die drei großen Betreiber der sogenannten Netzebene 3, Kabel Deutschland, Unity Media und Kabel BW, flächendeckend Anschlüsse mit 32 MBit/s an. “
dann sind wir das kleine gallische dorf und ich denk es gibt “ flächendeckend “
heute noch sehr viele dieser dörfer.
Wiso nicht gleich 400 MBit/s ?
Der DOCSIS 3.0 Standard ermöglicht auch über Distanzen von mehreren Kilometern Downstream- Bandbreiten von 400 Mbps und mehr pro Kanal, und Upstream- Bandbreiten von 120 Mbps und mehr.
Quelle: http://www.cablemodem.ch
AW: Wiso nicht gleich 400 MBit/s ?
Wie im Artikel beschrieben sind pro Kanal maximal 50 MBit/s netto (55 Brutto) möglich. Da laut Standard mindestens vier Kanäle gebündelt werden können, erreicht man mindestens 200 MBit/s. 400 MBit/s gibt es nur bei der Bündelung von acht Kanälen.
Der Upstream schafft höchstens 288 MBit/s, den sich alle Nutzer eines Clusters (das können hunderte sein) teilen müssen.