Schwieriges Terrain: der deutsche Telekommunikationsmarkt

Die Vorstellung einer alljährlichen Studie hat VATM-Präsident Eickers zum Anlass genommen, die Telekom für ihre Blockadepolitik zu kritisieren. Die Ergebnisse gewähren aber auch Einblicke in die sich wandelnden Telefoniergewohnheiten der Deutschen.

Der Branchenverband VATM hat in Frankfurt am Main auf der Kongressmesse „VOICE+IP Germany“ zusammen mit der Unternehmensberatung Dialog Consult eine umfangreiche Studie zum Stand des Telekommunikationsmarkts in Deutschland vorgestellt. Demnach schrumpfen die Umsätze mit Telekommunikationsdiensten in Deutschland 2009 um 3,6 Prozent auf rund 62 Milliarden Euro. Wichtigste Ursache sind die weiter sinkenden Endkundenpreise. Im Festnetzbereich können alternative Anbieter (0,4 Milliarden Euro) und Kabelnetzbetreiber (0,6 Milliarden Euro) zulegen. Im Mobilfunk sinkt der Umsatz trotz steigender Minutenzahlen und Datenumsätze um 1,8 Milliarden Euro auf 23,6 Milliarden Euro.

Die Investitionen der TK-Branche in Sachanlagen sind rückläufig. 2008 waren es noch 6,5 Milliarden Euro, 2009 lediglich rund 5,9 Milliarden Euro. Die Wettbewerber der Telekom kommen für 58 Prozent der Investitionen auf. Bei ihnen steigt auch die Zahl der Mitarbeiter leicht: um 500 auf 54.000. Die Deutsche Telekom AG reduziert ihr Personal dagegen um über 16.000 Beschäftigte.

Laut VATM-Präsident Gerd Eickers verdeutlicht die Marktstudie, wie sehr der Wettbewerb weiterhin einer effizienten Regulierung bedarf. In den vergangenen Monaten seien zudem massive Anstrengungen der DTAG festzustellen, den Wettbewerb insgesamt, aber auch den Ausbau der neuen schnellen Netze zu erschweren. „Eine zunehmend aggressive Verdrängungsstrategie führt zu einem deutlich ansteigenden Neukundenanteil der DTAG.“ Dieser wuchs nach eigenen Angaben der Telekom für den gesamten Breitbandmarkt im zweiten Quartal 2009 auf 59 Prozent.

Der Neukundenanteil sei in dem für die Frage der Marktbeherrschung relevanten DSL-Markt sogar auf über 80 Prozent gestiegen. „Bei den Resellern erleben wir dramatische Einbrüche, da die Deutsche Telekom keine marktgerechten Vorprodukte anbietet.“ Obwohl das deutsche und europäische Recht Anschluss-Resale – also die Verfügungstellung von Endkundenanschlüssen zu Großhandelspreisen – verpflichtend vorsehe, wenn der Markt dies erfordere, verweigere die Telekom seit Jahren ein solches Angebot. „Die Bundesnetzagentur ist hier dringend aufgefordert, die längst überfälligen Entscheidungen zu konsistenten Entgelten zu treffen.“

„Politik und Regulierung müssen sich auf neue Herausforderungen vor allem beim Breitbandausbau zur Schaffung einer flächendeckenden Versorgung und moderner Glasfaserstrukturen einstellen“, so der VATM-Präsident. Überall in Deutschland entstünden neue Glasfasernetze. In diesem Zusammenhang stelle sich für potenzielle Investoren die Frage, wie deren Auslastung erreicht werden könne. Außerdem benötigten die Geldgeber Planungssicherheit hinsichtlich der Zugangsprodukte und Rahmenbedingungen.

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass der Gesamtmarkt 2010 weiter schrumpfen wird, wenn auch in geringerem Maße als 2009. Grund seien weiterhin die zurückgehenden Endkundenpreise. Sie prognostizieren einen Rückgang zwischen zwei und drei Prozent. 2010 sollen vor allem digitale Angebote beziehungsweise Pay-TV-Angebote, der Ausbau des DSL-TV sowie der Bandbreitenwettbewerb eine Rolle spielen.

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