Eine weitere Neuerung, die Strato ab sofort anbietet, ist die native Unterstützung von IPv6. Kunden von dedizierten Servern erhalten auf Wunsch ohne Aufpreis eine öffentliche IPv6-Adresse und ein /56-Netz mit weiteren 4,7 Trilliarden IPv6-Adressen, siehe Bild 5.
Für einen Produktivserver mag IPv6 auf den ersten Blick derzeit bedeutungslos erscheinen, da es kaum Internetnutzer mit IPv6-Anbindung gibt. Dennoch ist es für Serverbetreiber an der Zeit, sich mit dieser Technologie zu beschäftigen. So lassen sich beispielsweise schnell Serveranwendungen finden, die nicht IPv6-fähig sind, etwa MySQL und Asterisk.
Daneben kann man Erfahrung im Umgang von IPv6-Netzen sammeln. Beispielsweise sollte man tunlichst ungenutzte Adressen in die Routing-Table aufnehmen. Bindet man aus einem IPv6-Netz eine oder mehrere Adressen an ein Interface und routet den öffentlichen IPv6-Adressraum 2000::/3 an den Default-Router (bei Strato fe80::1), wie man es von IPv4 gewohnt ist, so hat man den Effekt, dass alle ungenutzten IPv6-Adressen aus dem eigenen Netz an den Router zurückgeschickt werden, was den Traffic unnötig belastet.
Die sinnvollste Lösung ist, alle eigenen Netze an das Loopback-Interface zu binden. Besitzt man beispielsweise das Netz 2001:db8:4711:1200::/56, so kann man unter Linux mit dem Befehl ip -6 route add 2001:db8:4711:1200::/56 dev lo erreichen, dass zunächst alle Adressen den Fehler „Network unreachable“ melden. Diese Einstellung gilt nur bis zum nächsten Reboot. Strato hält für die unterstützten Distributionen eine Anleitung bereit, wie man diese Route dauerhaft festlegt.
Unter Windows reicht es aus, den Kommandozeilenbefehl netsh interface ipv6 add route 2001:db8:4711:1200::/56 interface=1 store=persistent zu verwenden, um diese notwendige Route dauerhaft einzurichten.
Sobald man eine IP-Adresse an ein Interface bindet oder ein Teilnetz an einen anderen Rechner routet, hat die neue Route Vorrang vor der „unreachable route“, da kleinere Subnetze (/57 bis /127) und Hosts (/128) Vorrang vor größeren haben. Daher braucht man sich später um die Route an das Loopback-Interface nicht mehr kümmern.
Einige paranoide Experten vertreten allerdings die Meinung, dass es besser sei, ungenutzte Adressen an die Netzwerkkarte (eth0 beziehungsweise unter Windows LAN-Verbindung oder Local Area Connection) zu routen, da statt dem Fehler „Network unreachable“ nur ein Time-out zu erwarten sei. Das erschwere das Scannen von IPv6-Netzen. In der Praxis dürfte es jedoch grundsätzlich unmöglich sein, 4,7 Trilliarden IP-Adressen zu scannen. Selbst bei einer Pingzeit von einer Millisekunde dauert das 149 Milliarden Jahre.
Im ZDNet-Dauertest über zwei Wochen zeigen sich mit der IPv6-Anbindung bei Strato überhaupt keine Probleme. Die Verbindung funktioniert zu jeder Tages- und Nachtzeit, siehe Bild 6.
In einem weiteren Test bindet ZDNet einige virtuelle Server bei Strato und anderen Hostern mit einem Tinc-Tunnel über das /56-Netz in das öffentliche IPv6-Netz ein, siehe Bild 7. Auch das macht keine Probleme. An den unterschiedlichen Pingzeiten lässt sich ablesen, dass diese Server teilweise bei anderen Hostern stehen.
Neueste Kommentare
2 Kommentare zu Mehr als nur Server: Strato bietet Systeme für Cloud-Computing an
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Strato jetzt Telekom?
das ist ja furchtbar, da glaubt man, diesem unsäglichen T-Konzern endlich entkommen zu sein und freut sich über ein gut funktionierendes Unternehmen wie STRATO, das in Sachen Leistung und Service ein echte Oase ist, und nun? Wieder suchen, denn bei der Telekom oder einem seiner Unternehmen zu bleiben geht einfach nicht. SCHADE!!
AW: Strato jetzt Telekom?
Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Man kann nur hoffen, dass die Telekom schlau genug ist, sich nicht bei Strato ins Geschäft einzumischen. So kann die Profitabilität von Strato gewahrt bleiben.
Ich habe im Vorfeld des Artikels mit Strato gesprochen. Bis jetzt scheint sich die Telekom zurückzuhalten.