Umsatz um jeden Preis: falsche DNS-Antworten der Provider

Recht unterschiedlich verhalten sich die Provider gegenüber Kunden, die keine gefälschten DNS-Antworten wünschen. Wer bei den „Hilfeseiten“ von Alice oder T-Online landet, weil er sich bei der Domain vertippt hat, findet unten einen Link zum Kundencenter. Dort kann der Benutzer die DNS-Fälschungen deaktivieren. So lassen sich mögliche technische Störungen vermeiden.

Allerdings ist es problematisch, DNS-Fälschungen per Default „anzubieten“. Ein technisch weniger versierter Benutzer wird möglicherweise auf Fehler stoßen, kann diese aber nicht mit den DNS-Falschantworten in Zusammenhang bringen. Er wird alles Mögliche versuchen, die Probleme zu beheben. An das Abschalten der „Navigationshilfe“, wie T-Online seinen „Dienst“ nennt, denkt er wahrscheinlich nicht.

Die Deutsche Telekom erklärte gegenüber ZDNet, dass man „im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten einen uneingeschränkten Internetzugang“ anbiete. Das gelte auch, wenn ein Kunde eine nicht vorhandene URL aufrufe, da man den Nutzern keine Seiten vorenthalte. Hansenet hat keine Stellungnahme abgegeben.

Der Auffassung der Telekom ist entgegenzuhalten, dass es bei DNS nicht um „URLs“ und „Seiten“, sondern um Domains und IP-Adressen geht. Was im Dienst „World Wide Web“ nur ärgerlich ist, führt bei anderen Diensten im Internet zu Störungen. Ferner muss die Aussage, man biete einen „uneingeschränkten Internetzugang“ an, als durchaus mutig betrachtet werden. Schließlich gehört die Deutsche Telekom zu den Providern, die unabhängig vom Internetzensurgesetz mit dem BKA freiwillig einen Zensurvertrag unterschrieben haben, der nur deshalb nicht umgesetzt wird, weil das BKA derzeit keine Zensurlisten liefert.

Bei Kabel Deutschland kommt man nicht so einfach von den gefälschten DNS-Antworten los. Gegenüber ZDNet betonte Kabel Deutschland, dass man auch DNS-Server anbiete, die keine Informationen verändern. Dazu müsse der Nutzer die kostenlose 24-mal-7-Servicerufnummer (0800) 526 66 25 anrufen. Dort schalte man für Kunden auf Wunsch andere DNS-Server.

Ein Testanruf von ZDNet ergab jedoch, dass der Servicemitarbeiter von nichts wusste. Nach einer kurzen Erklärung verstand er zwar die Problematik, musste aber eingestehen, dass er keine Möglichkeit habe, die DNS-Einstellung zu verändern.

Die Pressestelle erklärte gegenüber ZDNet, dass sich derzeit einige Prozesse in der Umstellung befänden und möglicherweise noch nicht alle Mitarbeiter auf dem aktuellen Stand seien. In Zukunft werde sich das ändern. Die Bearbeitungsdauer für die gewünschte Umstellung betrage etwa 14 Tage. ZDNet wird über die weitere Entwicklung bei Kabel Deutschland berichten.

Auch wenn die Nutzung der zahlreichen, jedoch von den IP-Adressen her unbekannten DNS-Server ohne Fälschung von Antworten derzeit noch faktisch unmöglich ist, muss man Kabel Deutschland zugutehalten, dass dort ein Umdenken stattgefunden hat und den Kunden in naher Zukunft vermutlich keine DNS-Server mit „Hilfestellung“ aufgezwungen werden. Besser wäre es allerdings, grundsätzlich keine DNS-Server zu verwenden, die Antworten modifizieren.

Themenseiten: Alice, Big Data, Breitband, Datenschutz, Kabel Deutschland, Kommunikation, Mobil, Mobile, Privacy, Security-Analysen, Telekom, Telekommunikation, Zensur

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6 Kommentare zu Umsatz um jeden Preis: falsche DNS-Antworten der Provider

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  • Am 21. April 2010 um 14:33 von Marc

    Erfahrungen mit Kabel Deutschland lassen sich bestätigen
    Leider muss ich die schlechten Erfahrungen von Herrn Hochstätter mit Kabel Deutschland bestätigen: Bei meinem Anruf unter der Service-Rufnummer (0800) 526 66 25 erklärte sich die Kabel Deutschland-Mitarbeiterin für generell unzuständig – selbst dann noch, als ich ihr die im obigen Artikel zitierte Kabel Deutschland-Stellungnahme wörtlich vorlas („… Dazu müsse der Nutzer die kostenlose 24-mal-7-Servicerufnummer (0800) 526 66 25 anrufen. Dort schalte man für Kunden auf Wunsch andere DNS-Server …“).

    Stattdessen wollte sie mich an eine kostenpflichtige 0900er-Nummer verweisen, mit der ich bereits in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht habe, bzw. alternativ – das ist jetzt kein schlechter Scherz von mir – an eine *Postadresse* in Erfurt (!).

    Offensichtlich ist sich Kabel Deutschland gar nicht bewusst, wie heikel das eigene Vorgehen in dieser Angelegenheit rechtlich ist.

  • Am 21. April 2010 um 2:04 von Marc

    Nicht nur E-Mail, sondern auch SAMBA ist betroffen
    Vielen Dank für diesen investigativen, gut recherchierten Artikel – umso mehr, als dass das Thema in Fachzeitschriften bisher leider eher vernachlässigt worden ist.

    Kabel Deutschland scheint überhaupt nicht zu überblicken, welchen Blumenstrauß technischer Probleme diese fragwürdige Geschäftspraxis dem Kunden bringt. Die Probleme mit E-Mail erwähnt der Artikel bereits. Hinzufügen lässt sich etwa, dass Ubuntu-Benutzer innerhalb des eigenen LANs nicht mehr auf ihre SMB-Freigaben (!) zugreifen können, wenn sie an einem Kabel Deutschland-Anschluss sitzen und die standardmäßigen DNS-Server von Kabel Deutschland benutzen:

    http://forum.ubuntuusers.de/topic/windows-rechner-sind-urploetzlich-nicht-mehr-/#post-2010345

  • Am 28. Februar 2010 um 22:36 von Olaf Sendhorst

    Habe gerade bei Kabel Deutschland umgestellt
    Hallo,

    ich habe gerade bei KD angerufen. Der Techniker wusste sofort worum es geht und hat die Umschaltung vorgenommen. Nach max 90min. (neuer DHCP-Request vom Client erforderlich) ist die Umschaltung aktiv. Mals sheen…

    • Am 8. März 2010 um 23:17 von Christoph H. Hochstätter

      AW: Habe gerade bei Kabel Deutschland umgestellt
      Wir haben es heute auch noch mal versucht. Ohne jeden Erfolg. Wieder wussten die Techniker nicht, worum es überhaupt geht.

  • Am 4. Januar 2010 um 7:35 von Django

    Link
    Hallo zusammen, wieso beschreibt ihr den Weg zu dem Opt-Out bei T-Online nicht.

    Ich kann diesen im Kundencenter nicht finden.

    Grüßle

  • Am 31. Dezember 2009 um 3:39 von Martin

    T-Online
    Ja, das ist mir bei T-online auch schon oft passiert: Nur ein kleiner Vertipper, und man erhält eine völlig unnötige Liste von anderen Angeboten.
    Ich glaube, das hat mit dem neuen Zugangserschwerungsgesetz zu tun.

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