Vertreter von Yahoo und Microsoft äußern sich nur äußerst zurückhaltend auf Fragen zu den China-Plänen ihrer Unternehmen, seit Google die Drohung ausgesprochen hat, Suchergebnisse in China unzensiert anzubieten oder den Markt ganz zu verlassen. Bei Microsoft lehnte man jeden Kommentar ab und erklärte nur, dass man selbst kein Opfer der Attacken gewesen sei, die im Dezember 2009 laut VeriSign 34 amerikanische Firmen trafen. Yahoo-Vertreter fanden die Attacken lediglich „sehr beunruhigend“.
„Wir brauchen die Regierungen, um Attacken gegen Länder oder andere Regierungen anzuführen, die Dinge tun, die wir nicht mögen“, sagt Ed Black, Präsident und CEO der Computer and Communications Industry Association. „Die Regierungen müssen global ein Klima schaffen, in dem Unternehmen arbeiten können.“
Auch das amerikanische Außenministerium ist anscheinend langsam bereit, Web-Tricksereien in China ernst zu nehmen. Außenministerin Hillary Clinton verurteilte die Web-Attacken in einer Stellungnahme und sagte: „Wir erwarten von der chinesischen Regierung eine Erklärung. Die Fähigkeit, sich vertrauensvoll im Cyberspace bewegen zu können, ist entscheidend für eine moderne Gesellschaft und die Wirtschaft.“
Sollte sich Google zurückziehen, würde vor allem die chinesische Suchmaschine Baidu profitieren. Nach Zahlen von Comscore vom September 2009 dominiert Baidu den chinesischen Markt mit einem Anteil von 63 Prozent.
In den vergangenen Jahren haben die Medienkonzerne in Amerika und anderswo die Balance zwischen freier Rede und wirtschaftlichem Erfolg meist damit verteidigt, dass sie sich in China „engagierten“, in der Hoffnung, den Zugang zu Informationen in dem Land zu verbessern. Doch das war vor Googles Internet-Drohung.
Wiliam Moss, ein PR-Manager, der in China arbeitet, schreibt in seinem Blog Imagethief: „Google hat den ‚Leitfaden für für Business-Kommunikation in China‘ in ölgetränkte Lumpen gewickelt, in Benzin getaucht und ein Streichholz darauf geworfen.“ Damit gerieten jetzt auch andere westlichen Unternehmen in China unter Druck, mehr Wert auf freie Meinungsäußerung als auf den Aktienkurs zu legen.
Bislang bleibt den Unternehmen aber nichts anderes übrig, als abzuwarten, ob Google seiner Drohung Taten folgen lässt, meint Erica Iacono, Executive Editor bei dem amerikanischen Branchenblatt PR Week: „In solchen Situationen halten die meisten Unternehmen so lange still, bis sie zu einer Handlung gezwungen werden – meist durch die Empörung der Kunden oder etwas, das mit der Zeit immer größer wird.“
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