Das tunesische Telekommunikationsunternehmen Tunisie Telecom hat jetzt die Installation des ersten Unterseekabels abgeschlossen, das sich vollständig in afrikanischem Besitz befindet. Das Kabel verbindet Nordafrika über eine Landestation in Sizilien mit dem paneuropäischen Glasfasernetz des europäischen Netzbetreibers Interoute. Damit soll dem Land die „digitale Unabhängigkeit“ gesichert und ein günstiges Umfeld für regionale IT-Innovationen geschaffen werden.
Tunesien ist zwar bereits über zwei Kabel (SEA-ME-WE-4, zwischen Marseille in Frankreich und Bizerta in Tunesien, sowie „Keltra“ zwischen Kélibia in Tunesien und Trapani auf Sizilien) mit Europa verbunden, aber diese befinden sich teilweise im Besitz eines italienischen Betreibers (Keltra) beziehungsweise eines internationalen Konsortiums. Die neue, ganz in afrikanischem Besitz befindliche Verbindung, soll neben zusätzlichen Kapazitäten auch größere Sicherheit und Verfügbarkeit der Internetkommunikation zwischen Tunesien und Europa gewährleisten.
Unterseekabel zwischen Tunesien und Europa: SEA-ME-WE-4 (gelb), Keltra (rot) und die neue Verbindung, die als blaue Linie eingezeichnet ist (Grafik: Tunisie Telecom).
Das Kabel hat eine Gesamtleistung von 3,2 Terabit pro Sekunde – über sieben Mal mehr, als das SEA-ME-WE-Kabel bisher. Die Verantwortlichen hoffen, Tunesien so auch als Internetdrehscheibe für die benachbarten nordafrikanischen Länder etablieren zu können. „Tunisie Telecom hat in den letzten Jahren viel in die Modernisierung seiner Infrastruktur investiert und kann nun hochmoderne Telekommunikationsdienste anbieten. Dank der zusätzlichen Kapazitäten und Ausfallsicherheit, die das neue Kabel auszeichnen, wird Tunesien für ausländische Investoren, die in der Region tätig werden wollen, noch attraktiver“, sagt Gareth Williams, CEO von Interoute.
„2008 haben Ausfälle von Unterseekabeln im Mittelmeer wiederholt gezeigt, wie wichtig es ist, auf verschiedene Leitungen für die Verbindungen zurückgreifen zu können“, sagt Alan Mauldin, Research Direktor beim Marktforschungsunternehmen TeleGeography. Das neue Kabel wird seiner Ansicht nach die zusätzliche Kapazität und Ausfallsicherheit liefern, die Tunesien benötigt, um seine Internetnutzer und Unternehmen zufriedenstellen zu können.
Die Lieferung des tunesischen Kabels ist Teil des strategischen Ausbaus von Interoutes europäischen Aktivitäten nach Afrika. Erst im April vergangenen Jahres hatte das Unternehmen mit dem Partner Seacom eine Verbindung nach Ostafrika eingerichtet. Das Seacom-Glasfaserkabel verbindet Kenia, Tansania, Mosambik und Südafrika mit Europa. Außerdem besteht damit zwischen Kenia und Mumbai eine neue Verbindung nach Südasien. Dazu wurde ein 17.000 Kilometer langes Glasfaser-Unterwasserkabel verlegt.
Das jetzt in Betrieb genommene Kabel verbindet, ebenso wie „Keltra“, Tunesien mit Sizilien und hat dort über Italien Anschluss an Netze auf dem europäischen Festland. Es ist 170 Kilometer lang und wurde einen Meter in den Meeresgrund eingegraben. Dafür kamen ein eigens entwickelter Kabelpflug und ein spezielles, ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug zum Einsatz. Durchgeführt haben die Aktion in 68 Tagen 76 Crew-Mitglieder eines Spezialschiffes. Insgesamt hat der Bau der Kabelverbindung acht Monate gedauert. Die ZDNet-Bildergalerie zeigt interessante Details der Verlegearbeiten.
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2 Kommentare zu Das erste „afrikanische“ Unterseekabel nimmt den Betrieb auf
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Terabyte?
Was ist denn jetzt mit der Angabe von 3,2 Terabyte gemeint?
Terabyte pro Stunde? Wahrscheinlich pro Sekunde, aber leider wird dann oft noch Bit und Byte verwechselt…
Wenn es tatsächlich Bit/s sind, dann wären es nur 0,4 TByte/s.
AW: Terabyte?
Hallo,
vielen Dank für Ihren Hinweis, das war tatsächlich unklar. Wir haben nochmal bei Telecom Tunisie nachrecherchiert: Die Angabe dort ist 3200 Gigabit pro Sekunde, also 3,2 Terabit pro Sekunde. Im Artikel wurde das korrigiert.
Peter Marwan
ZDNet-Redaktion