Die im vergangenen Jahr wohl am heftigsten und kontroversesten diskutierten beiden übergreifenden Themen der IT – Software as a Service und Cloud Computing – schlugen sich auf der Messe weitaus weniger nieder als erwartet.
Zwar arbeiten viele Anbieter an entsprechenden Konzepten, doch scheint die Zeit noch nicht reif zu sein, den Schritt auf breiter Front zu gehen. In Teilbereichen dagegen hat sich das neue Bereitstellungsmodell bereits etabliert. Ein Blick auf zwei ausgewählte Segmente soll das verdeutlichen.
Der von SAP lang erwartete Durchbruch der eigenen SaaS-Lösung Business by Design bleibt derzeit noch aus. Immerhin, es geht langsam voran, konnte der Softwarekonzern doch einige echte mittelständische Kunden nennen, die die On-Demand-Lösung einsetzen.
Der im Vergleich zu SAP wie ein David wirkende Schweizer Hersteller Abacus hat in seinem Heimatland dagegen schon 1000 Kunden für seine seit zwei Jahren als SaaS-Lösung angebotene Finanzbuchhaltungssoftware. Den gesamten Rest seines Standardsoftwareportfolios – von CRM bis ERP – mit dem sich alle Anforderungen mittelständischer Unternehmen abdecken lassen, hat er in den vergangenen fünf Jahren SaaS-ready gemacht und will damit nun auch hierzulande Kunden gewinnen.
Rainer Kaczmarczyk, Geschäftsführer von Abacus Business Solutions in Deutschland weist aber auch darauf hin, dass sein Unternehmen Anbieter von Standardsoftware sei. Das heißt: Wenn Anforderungen auftreten, die über die bereits vorgesehenen Anpassungen und das mögliche Customizing hinausgehen, muss er eben passen. Da allerdings käme so oft gar nicht vor – und wenn, könne man eben diese Kunden nicht bedienen. Ohne Standardsoftware aber sei SaaS schlichtweg nicht möglich – zumindest aber nicht wirtschaftlich.
Mitbewerber Sage sieht das ähnlich. Man habe zwar bereits einige On-Demand-Angebote, etwa Sage CRM oder Einfach Lohn. Mit der gerade überarbeiteten ERP-Lösung für den gehobenen Mittelstand, Sage ERP X3 habe man aber derzeit keine vergleichbaren Pläne – ganz einfach, weil die Notwendigkeit nicht bestehe.
SaaS anbieten – oder vom Markt verschwinden
Anders sieht es bei einem Bereich der Unternehmenssoftware – Dokumentenmanagement – aus. Zwar halten sich da die meisten Anbieter derzeit mit SaaS-Angeboten noch zurück, aber Jürgen Biffar, Vorstand von Docuware, ist überzeugt: „In fünf bis zehn Jahren wird die größte Zahl der DMS-Lösungen als Software-as-a-Service angeboten.“ Da inzwischen auch IT-Riesen wie IBM und Microsoft das Thema forcieren würden, sei es einfach nicht mehr aufzuhalten. „Wer SaaS nicht mitmacht, wird irgendwann einfach vom Markt weg sein.“
Docuware hat daher erst kürzlich einen eigenen Bereich geschaffen, um die Entwicklung webbasierter DMS-Lösungen voranzutreiben und dafür bis Ende 2011 eine Million Euro bereitgestellt. Denn, so Biffar, SaaS sei keineswegs so trivial, wie das oft dargestellt werde. Es reiche eben nicht, die eigene Software ins Netz zu stellen und über eine Browseroberfläche bedienbar zu machen. Es gelte auch die unterschiedlichen Gegebenheiten in Bezug auf die verfügbare Bandbreite zu berücksichtigen, im Rechenzentrum Ressourcen zu schonen, um wirtschaftlich arbeiten zu können, die Möglichkeiten des Clients auch im SaaS-Modell mitzunutzen und das alles, ohne Funktionen aufzugeben.
Fazit dieser CeBIT zum Thema SaaS und Cloud Computing: Auch hier wird lange nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Dennoch lohnt es sich, die bereits verfügbaren oder geplanten Angebote anzuschauen. Es könnte durchaus etwas dabei sein – wenn man bereit ist, sich einer gewissen Standardisierung zu unterwerfen. Bei näherer Betrachtung finden sich aber sicher viele Geschäftsbereiche, in denen das durchaus möglich ist, ohne Wettbewerbsvorteile zu verlieren. Torschlusspanik braucht aber noch niemand zu haben.
Neueste Kommentare
1 Kommentar zu CeBIT 2010: Messegesellschaft blickt positiv in die Zukunft
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.
interessanter Artikel …
… mit vielen Wahrheiten, die Zukunft der CeBIT betreffend — aber aber irgendwie mit wenig neuem. Man hört das alles so oder ähnlich doch mindestens schon seit 2003. Oder? ;-)