Google Street View: neue Kritik und alte Gegner

Lokalpolitiker nutzen den Street-View-Widerspruch regelmäßig auch für drohendes Säbelrasseln: Statt den Widerspruch einfach abzuschicken und damit die ja gegebenen Möglichkeiten zu nutzen, hielten es die Gemeinderäte von Feldkirchen-Westerham laut Berichten lokaler Medien für nötig, darauf hinzuweisen, dass man sich „das nicht ausdrücklich genehmigte Fotografieren und anschließende Veröffentlichen von öffentlichen Gebäuden und Plätzen im Internet durch Google Street View nicht gefallen lassen will“. Sie drohten Google zudem mutig mit rechtlichen Schritten. Außerdem soll natürlich auch in Feldkirchen-Westerham den Bürgern ein Musterwiderspruch angeboten werden.

Ähnliches gilt für das nahegelegene Moosinning im Landkreis Erding. Laut einem Bericht des Münchner Merkurs habe die Bürgermeisterin Pamela Kruppa sofort Widerspruch eingelegt: Die beiden Schulhäuser, eine Kinderkrippe und zwei Kindergärten sowie eine Kindertagesstätte darf Google veröffentlichen. Selbstverständlich stellt auch Mossinning, ebenso wie Wolnzach und andere Gemeinden ein Musterschreiben auf seiner Homepage bereit, mit dem Bürger Widerspruch einlegen können.

Ein Kommentator des Berichts weist auf die Diskrepanz zwischen dem plötzlichen Anti-Google-Aktionismus und dem sonstigen Gebühren der Gemeinde in puncto Datenschutz aufgefallen. Er merkt an: „Ist nur seltsam, dass Kindergärten und Schule schon seit ungefähr 15 Jahren Fotos von sich und sogar ihren Kindern und Klassen auf ihren eigenen Homepages im Internet veröffentlichen, auf denen nicht einmal die Gesichter unkenntlich gemacht wurden.“ Komplett überprüfen ließ sich diese Aussage wenige Tage danach nicht mehr. Offenbar waren zumindest bei den Kindergarten die entsprechenden Bilder inzwischen entfernt worden. Bilder vom Gebäude und den Schüler der Volksschule sind dagegen auf deren Homepage nach wie vor problemlos online zu finden.

Die erste größere Stadt, die sich zu einer offensiv gegen Google gerichteten Aktion bereitgefunden hat, ist Ingolstadt. Kritiker führen das zum Teil darauf zurück, dass dort der immer wieder vehement als Street-View-Kritiker aufgetretene Donaukurier erscheint. Auf Anfrage von ZDNet teilte die Pressestelle der Stadt mit, dass diese Woche Rechtsreferent Helmut Chase als Reaktion auf einen Antrag der SPD-Stadtratsfraktion darauf hingewiesen hat, dass die Stadt Ingolstadt auf ihrer Homepage Informationen zu Street View für die Bürger zugänglich gemacht habe. Außerdem werde auf das Bayerische Landesamt für Datenschutz verlinkt, das einen Formulierungsvorschlag für einen Widerspruch bereitstellt.

Ein genereller Widerspruch gegen alle Aufnahmen im Stadtgebiet sei allerdings nicht möglich: Die Widerspruchsbefugnis setze eine Eigentümerstellung voraussetze, so Chase. Für eigene Gebäude der Stadt Ingolstadt also Schulen, Kindergärten, Begegnungsstätten wie Kinder- und Jugendtreffs, Alten- und Pflegeheimen, Obdachlosenheimen und dergleichen, habe das Liegenschaftsamt bereits Widerspruch gegen die Veröffentlichung eingelegt. Ausgenommen seien Immobilien, die von touristischem Interesse sind.

Diskrepanz zwischen Tun und Sagen: Die Gemeinde Moosinning wendet sich wie so viele vehement gegen Street View, publiziert aber Fotos der gemeindeeigenen Gebäude und deren Benutzter selbst ungeniert im Internet. Mit deisem widersprüchlichen Verhalten steht sie bei weitem nicht alleine da (Screenshot: ZDNet).
Diskrepanz zwischen Tun und Sagen: Die Gemeinde Moosinning wendet sich wie so viele vehement gegen Street View, publiziert aber Fotos der gemeindeeigenen Gebäude und deren Benutzter selbst ungeniert im Internet. Mit deisem widersprüchlichen Verhalten steht sie bei weitem nicht alleine da (Screenshot: ZDNet).

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5 Kommentare zu Google Street View: neue Kritik und alte Gegner

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  • Am 25. Dezember 2010 um 17:49 von Detailed View

    Jagd auf die Gegner…..
    Ist zwar im Frühling/Sommer besser (Licht und trockene Füße), aber ich habe mal testweise an einer Straße durch die ich fuhr ein paar unscharfe Häuser fotografiert. In der Tasche MyTracks (auch von Google ;] ) mitlaufend (oder man hat eine Kamera mit internem GPS).
    Mit GeoSetter dann in die Fotos die Koordinaten (aus der Gpx-Datei aus MyTRacks) schreiben, und bei Panoramio hochladen. Ups, schon wieder ein Google-Dienst ;] .
    Etwas warten, und Google übernimmt die Fotos in Earth, Maps und Stret View.
    Zugleich habe ich natürlich noch die App „Wardriving“ für Android mitlaufen lassen. Und nicht zu vergessen die Namensschilder/Briefkästen von nahem zu fotografieren.

    In die Briefkästen einen Zettel (http://goo.gl/G9UzS z.B. 9x auf ein A4-Blatt gedruckt, kann gerne von jedem verwendet werden, die Nummer am besten so lassen) mit erfundenem Produktnamen und dem Glückwunsch dass die Wohnadresse nun fotografiert wurde, und mit Infos zu Bewohnern und WLAN-Netzwerken online abrufbar sein wird.
    Darunter noch eine reguläre Festnetznummer mit AB, real klingender Computersyntheseansage (Voice-Studio-Demo), und jetzt mal abwarten ob da irgendeiner seinem Unmut Luft macht.
    Evtl. noch mit Nennung des Namens, Adresse und Rufnummer. Zumindest die Rufnummer werden einige wohl übertragen.
    Ein Spaß für YouTube und Co..

    • Am 5. Januar 2011 um 22:01 von vishna

      AW: Jagd auf die Gegner…..
      Offensichtlich kapieren es einige nicht! Wenn ich dann Sätze höre „Wer nichts zu verbergen hat…“
      Keine Ahnung ob es sich bei solchen Schreiberlingen um jüngere Mitbürger handelt, ich nehme es aber an. Viele Jugendliche sind heutzutage dermaßen desensibilisiert bezüzlich ihrer Privatsphäre, es gehört ja offensichtlich zum guten Ton sich in den sozialen Netzen mit allem was man hat oder nicht hat zu offenbaren. Warum solche Kreaturen sich jetzt in den Dienst eines Konzerns stellen und andere, die von ihrem Recht gebraucht machen nicht jedem Hansel alles sofort vom Schreibtisch aus zugänglich zu machen, ist mir unbegreiflich. Ein wenig mehr Sozialkempetenz wäre schön, vielleicht gibt es die ja als Update.

  • Am 30. April 2010 um 11:11 von BenMan

    Ist es denn so schlimm?
    Was ist denn so schlimm daran, dass Google Daten sammelt?
    Wer nicht zu verstecken hat, der hat doch nichts zu befürchten. Das ist eine provokante Äußerung, welche die Menschen in ihren Meinungen sicherlich spaltet.

    Wir versuchen auf wordpress (gbuchskandal) in einem Projekt einer Hochschule pro und kontra zu erfahren.
    Ist es nicht so? Könnte die Datensammlung nicht auch Vorteile haben?

  • Am 24. April 2010 um 8:49 von Brause

    Unterschied
    Es ist ein Unteschied, ob ich als Eigentümer auf einer von mir kontrollierten Website etwas bereitstelle, oder ob ein fremdes Unternehmen ohne mein konkretes Einverständnis/Kontrolle etwas darüber verbreitet und mit Werbung garniert.

  • Am 23. April 2010 um 15:46 von Invisibile00


    Unglaublich !!
    Hier möchte sich kleine politiker Profilieren!
    Die arrogranz mit den die Politik mit den Ängsten der Mensche umgeht ist einen großeren Verbreche als das Google häuser fotografiert und Wlan speichert Zur navigation ohne GPS!

    Wohl gemerkt google ist spät dran ganz deutschland ist schon nach private Wlan durchsucht worde.. von einer Deutsche firma.. komisch da spricht keine mehr druber….
    Seltsam…

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