Mit der Modellreihe Phenom II X6 stellt AMD seine ersten Sechskern-Prozessoren für Desktop-Systeme vor. Der unter dem Codenamen Thuban entwickelte Chip umfasst 904 Millionen Transistoren, die mit der von AMD verwendeten Herstellungstechnik 45-Nanometer-SOI eine Chipfläche von 346 mm2 belegen. Für das Modell 1090T mit 3,2 GHz verlangt der Intel-Konkurrent nur 299 Euro. Der Phenom II X6 1055T mit 2,8 GHz ist 100 Euro günstiger. Die empfohlenen Verkaufspreise werden von einigen Online-Händlern geringfügig unterboten.
Das ‚T‘ in der Modellbezeichnung steht für Turbo Core: Eine Technologie, die ähnlich wie Turbo Boost von Intel funktioniert und den Chip zeitweise übertaktet. Sofern eine Software den Prozessor nicht voll auslastet, wird beim Phenom II X6 die Hälfte der Kerne in den Tiefschlaf versetzt und der Rest höher getaktet. Für das Modell 1090T mit einer Standard-Taktfrequenz von 3,2 GHz beträgt die maximale Taktfrequenz 3,6 GHz. Im Turbo-Modus erhöht sich die Taktfrequenz des 2,8 GHz schnellen 1055T um 500 MHz auf 3,3 GHz.
Zusätzlich zu den neuen Prozessoren stellt AMD die Chipsätze 890FX, 880G und 870 vor. Den 890FX sieht AMD als optimale Lösung für die neuen Phenom-II-X6-Prozessoren. Die Northbridge bietet Crossfire-Support mit bis zu vier Grafikkarten (viermal PCIe x8 oder zweimal PCIe x16) und eignet sich besonders für virtualisierte Betriebssysteme, da dank IOMMU-Technik native Gerätetreiber auch in virtuellen Umgebungen genutzt werden können. Dadurch steigt die Performance entsprechender Systemkomponenten, weil der Datenverkehr nicht mehr über die langsamen virtualisierten Treiber erfolgt.
Diese Technik stammt wie auch die CPU aus dem Serverbereich, wo AMD schon länger einen Sechskern-Chip (Istanbul) anbietet. Mit dem kürzlich vorgestellten Opteron 6100 (Magny Cours) bietet der Hersteller sogar einen Prozessor mit zwölf Recheneinheiten für 2- und 4P-Serversysteme. Der 880G bietet eine integrierte Grafikeinheit (Radeon HD 4250), die im Vergleich zu der im 890GX integrierten Lösung Radeon HD 4290 um 140 MHz niedriger getaktet ist. Beide GPUs verfügen über 80 Shadereinheiten. Die günstigste Variante der 800er-Chipsatzfamilie ist der 870, der über keine integrierte Grafik verfügt.
Die für SATA- und USB-Schnittstellen zuständigen Chips SB850 und SB810 sind über die auf „Alink Express III“ getaufte Schnittstelle mit einer Geschwindigkeit von 2 GByte/s mit der Northbridge verbunden. Das Spitzenmodell SB850, das bereits vom Chipsatz 890GX genutzt wird, bietet sechs SATA-Ports mit einer Geschwindigkeit von 6 GBit/s, 14 USB-2.0- und zwei USB-1.1-Schnittstellen. Gegenüber vergleichbaren Intel-Chipsätzen, die SATA-Platten nur mit 3 GBit/s ansteuern können, dürfte sich dieser Vorteil in der Praxis allerdings nur mit Raid-0-Konfigurationen oder mit schnellen SSDs positiv auf die Performance auswirken. Die günstigere Southbridge SB810 verfügt hingegen nur über SATA-Ports mit 3 GBit/s. Während 890FX und 890GX von den meisten Mainboardherstellern mit der Southbridge SB850 kombiniert wird, dürfte auf Boards mit 880G und 870 die abgespeckte Version SB810 zum Einsatz kommen.
Für den Betrieb der Phenom-II-X6-Prozessoren ist nicht unbedingt ein Mainboard mit den neu vorgestellten Chipsätzen nötig. Laut den Kompatibilitätslisten von Asus, Gigabyte und MSI funktionieren die Sechskerner nach einem BIOS-Update auch in bisherigen Boards mit Sockel AM3 und AM2+.
Im ZDNet-Test kann sich der Phenom II X6 1090T recht gut gegenüber der Intel-Konkurrenz behaupten. In vielen Benchmarks muss sich der AMD-Prozessor nicht einmal hinter einem mit knapp 500 Euro deutlich teureren Core i7-960 verstecken.
Der 890FX bietet Crossfire-Unterstützung mit bis zu vier Grafikkarten und eignet sich besonders für virtualisierte Betriebssysteme, da dank IOMMU-Technik native Gerätetreiber auch in virtuellen Umgebungen genutzt werden können. Mit der SB850 unterstützt AMD zudem Serial-ATA-Ports mit einer Geschwindigkeit von 6 GBit/s.
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