Die Laptop-Wanderung beginnt in einem Keller-Raum mit Fenster zum Innenhof, einige hundert Meter von der LTE-Dachantenne entfernt. Es kommen immerhin noch 46 MBit/s an, das entspricht einem sehr guten VDSL-50.000-Anschluss. In einem funktechnisch noch ungünstigeren Keller-Flur können Durchsatz-Schwankungen von 10 bis 36 MBit/s auf dem NetMeter beobachtet werden. Im Treppenhaus vom Keller Richtung Innenhof schnellt der Durchsatz gleich wieder hoch auf 35, 44, 80 und zuletzt 81 MBit/s. Im Innenhof selber gibt es vom Laptop aus völlig freie Sicht zur wenige 100 Meter entfernten LTE-Dachantenne. Trotzdem kann keine weitere Durchsatz-Steigerung festgestellt werden.
Die Forscher von NSN wollen „die vollen 100 MBit/s herauskitzeln“ und kommen etwas später auf kurze Peaks bis 95 MBit/s. Die PR-Agentur von NSN schickt sogar noch ein Beweis-Foto hinterher, auf dem der NetMeter nach Testschluss einen Dauer-Download von 106,91 MBit/s und einen Peak von 138,89 MBit/s attestiert.
Egal ob die Downstream-Spitzenwerte mit kommerziell verfügbarer LTE-2,6-MHz-Technik nun eher bei 80 oder 138 MBit/s liegen: So viel Leistung wird ein einzelner Laptop-User nur selten für sich alleine bekommen. Denn erstens müsste er der einzige LTE-User in der ganzen Funkzelle sein. Zweitens müsste er einen sehr schnellen Server im Internet finden, der mehr als 80 MBit/s abgeben kann. Drittens müsste der LTE-Antennen-Standort ebenfalls mit über 80 MBit/s ins Internet eingebunden sein und viertens müsste der LTE-Provider, genau wie die Forscher in Ulm, über eine satte 20-MHz-Bandbreite alleine verfügen können. Deshalb dürfte ein Nutzer nur selten, etwa nachts um drei, wenn fast alle schlafen, die volle Leistung eines LTE-Netzes komplett auf seinem Laptop spüren.
Allerdings werden die meisten User derzeit keine 80, 100 oder 138 MBit/s brauchen. Ein Full-HD-Film etwa verbraucht bei guter Komprimierung in einem Funknetz circa 12 MBit/s. Das schaut dann nicht nur auf dem kleinen Laptop, sondern sogar auf dem 50 oder 65 Zoll großen Flachfernseher noch sehr gut aus. Wenn also sechs Laptop-User gleichzeitig Full HD in einer LTE-2,6-GHz-Zelle live anschauen wollen, dann wäre die LTE-Zelle rein rechnerisch erst mit 60 MBit/s belastet. Der LTE-Provider könnte also mehrere Power-User in einer Zelle sehr gut bedienen. Mit dem derzeit üblichen HSDPA mit 7,2 MBit/s können die Telekommunikationsanbieter keinen einzigen Nutzer mit 12 MBit/s scharfen Full-HD-Live-Videos zufrieden stellen.
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