LTE im Praxistest: Mobil surfen mit 80 Megabit

LTE-Systeme und -Endgeräte sind von Anfang an so konzipiert, dass sie in mehreren Frequenz-Bändern funken können: Besonders die Deutsche Bundesregierung macht sich dafür stark und motiviert damit auch andere Nationen, die Frequenzen rund um 800 MHz, die sogenannte „Digitale Dividende“, für den Mobilfunk einzusetzen. Diese für das analoge Radio und Fernsehen benötigten Frequenzen werden durch die Digitalisierung des Rundfunks wieder frei. Die niedrigen Frequenzen rund um 800 MHz haben eine große geografische Funk-Reichweite. Sie eignen sich daher ideal, um große, aber bevölkerungsarme Landgebiete mit sehr großen LTE-Funkzellen zu versorgen. Wegen der großen Zellen muss der Provider viel weniger Basis-Stationen aufbauen als bei den kleinen Zellen des hochfrequenten LTE-2,6-GHz-Funks. Wirtschaftspolitisch ist es begrüßenswert, wenn Firmen und Familien auf dem Lande dank LTE-800-MHz möglichst bald schnelle Internet-Zugänge per Funk bekommen. Deshalb ist die Frequenz mit der Verpflichtung verbunden, sie erst in ländlichen Regionen einzuführen, bevor der Ausbau in der Stadt beginnen kann.

Die Kern-Netz-Infrastruktur für LTE-800-MHz ist technisch reif, aber es gibt noch keine kommerziellen Endgeräte, keine Daten-Dongles und erst recht keine LTE-Handys. Der Grund: LTE-800-MHz wurde erst nachträglich in die LTE-Standardisierung hinein genommen, deshalb sind die Chip- und Endgeräte-Hersteller jetzt noch nicht mit der Technik fertig.

Allerdings gibt es schon „Riesen-Handys“ in der Größe eines schweren Cisco-Routers, mit denen sich die Funktionen der späteren, kleinen LTE-Endgeräte vorab simulieren lassen. Der Test zwischen LTE-Kern-Netz und LTE-Riesen-Handy läuft aber nicht über die Luft, sondern über Koaxial-Kabel. Es wird eine 10 MHz breite Funkzelle im 800-MHz-Band simuliert. ZDNet ist dabei der einzige Power-User in diesem LTE-800-MHz-Netz.

Ein Server schickt mittels Iperf nonstop einen konstanten 65-MBit/s-UDP-Stream über die LTE-Basis-Station alias eNodeB via Koaxial-Kabel an das „Handy“ und den daran angeschlossenen Laptop. Auf dem NetMeter ist zu sehen, dass davon netto 62 bis 63 Megabit am Laptop ankommen. Mit zwei simultan aktiven Handys könne man die insgesamt 70 MBit/s der LTE-800-MHz-Zelle noch besser ausnutzen und hätte dann gut 65 MBit/s im Downstream und 18 MBit/s im Upstream, sagen die NSN-Forscher. Aus Kostengründen steht aber kein zweites LTE-Forschungs-Handy zur Verfügung.

Grafik: LTE-800-MHz und LTE-2,6-GHz
Langwelliges LTE-800-MHz bringt schnelles Internet in weite Flächen mittels großer Funkzellen. Kurzwelliges LTE-2,6-GHz bringt hohen Datendurchsatz mittels kleiner Funkzellen (Grafik: Thorsten Robrecht, Nokia Siemens Networks).

Wenn alles klappt, kann sich die deutsche Landbevölkerung bis Ende 2010 bereits auf etliche LTE-800-MHz-Funkzellen mit jeweils bis zu 70 MBit/s Datendurchsatz freuen. Doch wie viel bekommt der einzelne User von diesem stattlichen Kuchen ab? Dazu Thorsten Robrecht, Head of LTE Product Management, Nokia Siemens Networks: „Das kommt drauf an, wie viele Basis-Stationen die Provider aufstellen und wie viele User sich gleichzeitig einbuchen. Bei 10.000 Einwohnern haben Sie dann vielleicht 500 User, die sich die Bandbreite teilen müssen.“

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