Office Communications Server: das Ende der TK-Anlage?

Kleinere Hersteller, etwa Funkwerk Enterprise Communications (FEC), sehen den Angriff aus Redmond dagegen mit deutlich gemischten Gefühlen: „Derzeit spüren wir OCS in unserem bis circa 50 Ports reichenden Marktsegment nicht. Wir sind uns aber darüber im Klaren, dass Microsoft langfristig zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber werden könnte. Das hängt sehr stark von der Marketingstrategie und der Channel-Ansprache ab“, sagt FEC-Produktmanager Theo Mossdorf.

Der Dortmunder Anbieter Swyx, dessen Kommunikationslösung auf Windows-Servern basiert, befürchtet hingegen keinen Angriff der Amerikaner im Mittelstandssegment: „Selbstverständlich ist ein Unternehmen wie Microsoft immer ernst zu nehmen. Fakt ist jedoch, dass nicht nur der Telekommunikationsmarkt in Europa anders als in den USA funktioniert, sondern auch das Benutzerverhalten insgesamt anders ist. Wenn Microsoft beim Thema OCS in den vergangenen drei Jahren im zweistelligen Prozentbereich gewachsen ist, dann liegt das sicherlich auch an dem geringen Volumen bisher“, meint Swyx-Vorstand Ralf Ebbinghaus.

"Wir sind uns darüber im Klaren, dass Microsoft langfristig zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber werden könnte", sagt Funkwerk-Produktmanager Theo Mossdorf (Bild: FEC).
„Wir sind uns darüber im Klaren, dass Microsoft langfristig zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber werden könnte“, sagt Funkwerk-Produktmanager Theo Mossdorf (Bild: FEC).

Auch eine klare Ausrichtung auf die Bedürfnisse von mittelständischen Unternehmen sei bei Microsoft bisher überhaupt nicht erkennbar. „Das betrifft Themen wie Fax- oder DECT-Integration, lückenhafte Endgeräteunterstützung, Fokussierung ausschließlich auf PC-Telefonie, keine Unterstützung von SIP-Endgeräten, sowie hohe Anforderungen an System- und Applikationsinfrastruktur“, so Ebbinghaus. All diese Punkte würden die Kommunikationslösung aus Redmond für „Nicht-Großkonzerne“ unattraktiv oder unmöglich machen.

Auch für den Ecotel-Vorstand Achim Theis wird vor allem im Mittelstand das meiste nicht so heiß gegessen, wie es in Amerika gekocht wird. „Unsere Kunden kommen ganz überwiegend aus dem Mittelstand. Hier machen wir bisher die Erfahrung, dass vor allem ISDN-Anschlüsse und damit verbunden konventionelle Telefonanlagen gefragt sind. Die ISDN-Technologie ist ausgereift und absolut zuverlässig – und bei uns stark nachgefragt. Obwohl der IP-Telefonie sicherlich die Zukunft gehört, gehen wir aktuell noch nicht davon aus, dass softwarebasierte IP-Telefonielösungen hierzulande in absehbarer Zeit einen großen Nachfrageboom erleben werden“.

Eine aktive Vermarktung der Microsoft-Lösung könnte das teilweise ändern. Profitieren würde davon aber nicht nur Microsoft. Bei Swyx würde man ein größeres Marketingegegement von mcirosoft in diesem Bereich etwa „durchaus begrüßen“: Dies sei hilfreich, um die Akzeptanz für softwarebasierte UC-Lösungen weiter zu steigern.

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1 Kommentar zu Office Communications Server: das Ende der TK-Anlage?

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  • Am 6. Mai 2010 um 10:39 von Johann Deutinger

    Ausfallsichere IP-Telefonie
    In dem Artikel ist viel die Rede davon, dass klassische Telefonanlagen durch ihre Zuverlässigkeit im Wettbewerbsvorteil bleiben. Bislang haben tatsächlich viele Unternehmen IT und Telekommunikation getrennt, damit Netzwerkausfälle die Telefonie nicht beeinträchtign. Übersehen wird offenbar, dass sich Microsoft mit dem Communication Server 14 genau dieses Problems angenommen hat, insbesondere was die Verfügbarket im WAN angeht: Es gibt sogenannte „Survivable Branch Appliances“ (SBAs), die automatisch auf die Rückfalllösung ISDN umschalten, sobald die IP-Verbindung zur Zentrale ausfällt. D.h. bei Einsatz einer SBA bleiben alle Telefonie-Funktionen in den Filialen benutzbar.

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