Die Gründung des UCIF kann auch als Reaktion auf Ciscos Dominanz im Markt verstanden werden (Bild: Cisco).
Vertreter von Hewlett-Packard, Juniper, Logitech/LifeSize, Microsoft und Polycom haben in Kalifornien das Unified Communications Interoperability Forum (UCIF) gegründet. Dem Interessenverband sind als Mitglieder direkt nach der Gründung unter anderem Broadcom, Brocade, Jabra, Plantronics und Siemens Enterprise Communications beigetreten. Mit Alcatel-Lucent, Avaya und Cisco fehlen jedoch drei der wichtigsten Marktteilnehmer.
Das UCIF hat es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, bei Unified Communications Interoperabilität auf Grundlage existierender Standards zu schaffen. Denn viele Firmen seien zwar an der Einführung von Unified Communications interessiert, sie warteten jedoch häufig wegen Interoperabilitätsprobleme noch ab. Diese Einschätzung bestätigt auch eine Studie von Berlecon Resarch: Demnach sehen 40 Prozent der Unternehmen die Einführung von Unified-Communications-Lösungen mit erheblichen Kosten verbunden, und ein weiteres Drittel fürchtet den Aufwand, der durch die notwendige Veränderung der Kommunikationskultur entsteht.
Das UCIF will Firmen durch die Zertifizierung von Produkten Entscheidungshilfen für die Auswahl von Komponenten für ihre Unified-Communications-Lösung geben. Mitgliedsfirmen sollen von der zentralen Teststelle profitieren, indem die Kosten für ihre eigenen Interoperabilitätsprüfungen sinken. Die UCIS-Mitglieder hoffen damit auch die Zeit zwischen Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte zu reduzieren.
Jonathan Edwards, Unified-Communications-Marktbeobachter bei IDC, begrüßt die Initiative. „Dass diese Branchengrößen zusammenkommen und das UCIF mit dem gemeinsamen Ziel gründen, die Interoperabilität vorhandener Protokolle zu verbessern, sollte im Idealfall zu einfacheren Kaufentscheidungen, Migrationsszenarien und Einrichtungsprozessen für Kunden führen.“
Das Forum möchte sich bei seinen Interoperabilitätstests im ersten Schritt auf Lösungen für Videokonferenzen und sogenannte Telepresence-Systeme konzentrieren. Der Schwerpunkt soll auf Videocodecs und -protokollen, der Konfiguration von Endgeräten sowie Möglichkeiten liegen, Videotraffic durch Firewalls zu transportieren. Dabei könnte es sich als nachteilig erweisen, dass Cisco, seit der Übernahme von Tandberg der klare Marktführer in diesem Segment, der Interessengruppe nicht angehört.
Unter diesem Gesichtspunkt kann die Gründung des Forums auch als ein Versuch verstanden werden, dem Netzwerkanbieter Paroli zu bieten oder ihn zumindest in die Schranken zu weisen. Infonetics-Analyst Matthias Machowinski hatte bereits vor zwei Jahren prognostiziert, dass sich Microsoft und Cisco ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Marktführerschaft liefern werden.
Schließlich nutzen einige Anbieter aus dem Forum, darunter HP, bisher Tandberg-Technologien. Dazu, ob und wie sich ihre Produktpläne durch die Übernahme ändern, hat sich bisher weder HP noch einer der anderen Anbieter ausdrücklich geäußert. Juniper und Polycom hatten jedoch im Januar eine Kooperation mit dem Ziel angekündigt, mit Cisco konkurrenzfähig zu bleiben. Die Beziehungen zwischen Cisco und HP haben sich in den vergangenen Monaten ohnehin zunehmend abgekühlt. Der Kündigung von HPs Partnerschaftsvertrag durch Cisco folgte die Ankündigung von HP, seine Rechenzentren nach der 3Com-Übernahme zur Cisco-freien Zone zu machen.
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