In Afghanistan wird Mobile Payment unter dem Markennamen „M-Paisa“ eingeführt (Bild: Roshan).
Aber trotz des Erfolgs werden auch Probleme erkennbar: Einer Studie der regierungsunabhängigen Consultative Group to Assist the Poor (CGAP) zufolge haben in Kenia die vom Land in die Städte abgewanderten Männer ihre Fahrten nach Hause aufs Land deutlich reduziert. Sie liefern das verdiente Geld nicht mehr persönlich ab, sondern überweisen per Handy.
Der Studie zufolge fürchten viele Frauen bereits den Verlust der regelmäßigen Geldzuwendungen – und den ihrer Ehemänner. Außerdem kommen Transaktionen wegen Überlastungen des Netzes wohl öfters nicht zustande und der Service des Anbieters funktioniert oft nicht zufriedenstellend. Aber das sind teilweise Probleme, die uns aus besser entwickelten Ländern auch vertraut vorkommen. Trotz solcher Schattenseiten wächst M-Pesa immer weiter: Inzwischen bietet der Betreiber Safaricom auch Überweisung ins Ausland an, etwa nach Großbritannien, wo viele Kenianer leben.
M-Pesa wird zudem seit 2008 von Vodacom im Nachbarland Tansania angeboten. Ende 2009 transferierten dort rund eine Million Kunden pro Monat fast 13 Millionen Dollar und es gab ungefähr 2000 Agenturen.
Auch Kenias nördliches Nachbarland Äthiopien soll einen ähnlichen Dienst bekommen. Umgekehrt drängen andere Anbieter auf den kenianischen Markt, etwa die südafrikanische Telefongesellschaft MTN.
Der Erfolg ist nicht nur auf Ostafrika beschränkt. Im Februar 2008 begann Safaricom-Partner Vodafone zusammen mit der Kabuler Mobilfunkfirma Roshan mit der Einführung eines vergleichbaren Dienstes in Afghanistan. Aus dem kenianischen „M-Pesa“ ist dort nun „M-Paisa“ geworden.
Der Erfolg weckt Begehrlichkeiten
Auch klassische Bargeldtransferanbieter wie Western Union oder Money Gram sind inzwischen hellhörig geworden: Sie leben bislang gut von Provisionen, die sie vor allem für den Bargeldtransfer von in Europa oder Amerika lebenden Afrikanern kassieren, die an ihre Familien in der Heimat Geld senden. Wird M-Pesa ein internationaler Erfolg, bricht das traditionelle Transfergeschäft womöglich ein.
Bisher nicht im Bankgeschäft tätig, hat inzwischen auch Nokia das Geschäftspotenzial von Mobile Payment á la Afrika entdeckt und im vergangenen Jahr die Tochtergesellschaft „Nokia Money“ gegründet. Im Februar startete ein erstes Pilotprojekt zusammen mit der YES Bank im indischen Ballungszentrum Pune. Gemeinsam mit mehreren Netzbetreiber-Partnern in Asien und Afrika will man innerhalb von zwei Jahren 300 Millionen Kunden gewinnen.
Fazit
Warum ist dem Mobile Payment im „modernen“ Deutschland bisher kein großer Erfolg vergönnt, während im oft für „rückständig“ gehaltenen Afrika das Geschäft boomt? Der enorme Erfolg von M-Pesa wird nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass nur 15 Prozent der Kenianer ein eigenes Bankkonto besitzen, aber jeder Zweite ein Handy sein Eigen nennt. In Tansania sind sogar nur fünf Prozent der Einwohner Kontoinhaber, in Äthiopien kommt eine Bankfiliale auf 100.000 Einwohner.
Da in Ostafrika Überfälle mit dem Ziel, Bargeld zu rauben, noch immer an der Tagesordnung sind, stellt der Geldservice über das Handy für viele Menschen eine große Erleichterung dar. Vom Gelegenheitsarbeiter bis zum Manager wird das Handy als vergleichsweise sichere Geldbörse eingesetzt.
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2 Kommentare zu Mobile Payment: eine afrikanische Erfolgsgeschichte
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Kartenersatz für nicht-Kontoinhaber
In Europa zahlt man einfach und schnell mit EC- oder Kreditkarte.
Da in Kenia nur 15 % ein Konto besitzen, besitzen auch nur 15 % eine Kreditkarte oder Vergleichbares. Das Handy wird dort zum Kartenersatz. Wegen des Erfolgs von EC- und Kreditkarten ist sowas in Europa jedoch kaum denkbar.
Was ist mit den Risiken?
Interessanter Artikel, aber warum werden nicht auch die vielfältigen Risiken beleuchtet? Siehe auch PayPAl mit seinen AGBs und den Nachteilen für den Kunden in einigen nicht zu unterschätzenden Fällen.