Bericht: Dell hat bewusst fast zwölf Millionen fehlerhafte PCs ausgeliefert

In den Rechnern sind ungeeignete und minderwertige Kondensatoren verbaut. Sie wurden zwischen 2003 und 2005 ausgeliefert. Die erwartete Ausfallquote binnen drei Jahren schätzt eine von Dell in Auftrag gegebene Studie auf 97 Prozent.

In OptiPlex-PCs von Dell kam es zwischen 2003 und 2005 wegen billiger Kondensatoren regelmäßig zu Problemen (Bild: ZDNet).
In OptiPlex-PCs von Dell kam es zwischen 2003 und 2005 wegen billiger Kondensatoren regelmäßig zu Problemen (Bild: ZDNet).

Einem Bericht der New York Times zufolge hat Dell zwischen 2003 und 2005 bewusst 11,8 Millionen OptiPlex-PCs mit minderwertigen Kondensatoren ausgeliefert. Von einigen der auf den Mainboards verbauten Kondensatorentypen war dem Hersteller bekannt, dass sie explosionsanfällig sind. Ungeeignete Kondensatoren sind immer wieder Ursache schwerer Computerpannen und Anlass für Rückrufaktionen auch bei anderen Herstellern.

Dells OptiPlex-Rechner richten sich an professionellen Nutzer und werden hauptsächlich von Firmen abgenommen. Im fraglichen Zeitraum hatten unter anderem Wal-Mart und Wells Fargo die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter damit ausgestattet. Ein weiterer Dell-Kunde war die Firma Advanced Internet Technologies, die rund 2000 OptiPlex-Rechner erworben und im Jahr 2007 gegen Dell geklagt hatte.

Die Unterlagen des Verfahrens wurde jedoch erst jetzt der Öffentlichkeit zugänglich. Dabei hat sich herausgestellt, dass Dell das Problem bekannt war. Der Hersteller hatte sogar eine Studie dazu in Auftrag gegeben. Deren Ergebnis: Die mit den schadhaften Kondensatoren ausgestatteten PCs fielen mit einer Wahrscheinlichkeit von 97 Prozent binnen drei Jahren aus. Das nahmen die Texaner aber offenbar in Kauf.

Bereits 2005 hat Dell eine Rückstellung von 300 Millionen Dollar vorgenommen, die teilweise für die Reparatur und den Ersatz der von dem Problem betroffenen Computer bestimmt war. Diesen Monat hat Dell weitere 100 Million Dollar zur Seite gelegt, um für mögliche Strafzahlungen an die US-Börsenaufsicht gewappnet zu sein.

Update vom 1. Juli 2010

Inzwischen hat Dell eine offizielle Stellungnahme zu dem Bericht abgegeben. Darin wird eingeräumt, dass die fraglichen Kondensatoren von Dell-Zulieferen zwischen 2003 und 2005 zeitweise verbaut wurden. Dell habe sich aber – anders als im Bericht der New York Times behauptet – gemeinsam mit Kunden um eine Lösung der Probleme bemüht. Außerdem habe Dell die Garantie auf alle OptiPlex-Motherboards bis Januar 2008 verlängert, um das Problem mit den Kondensatoren anzugehen. Fehlerbehaftete Nichicon-Kondensatoren seien außerdem bei vielen Herstellern verbaut worden. Dass Dell stärker als andere Anbieter betroffen gewesen ist, sei reine Spekulation. Schließlich legt Dell Wert darauf, festzustellen, dass die AIT-Klage nichts mit derzeit verkauften Dell-Produkten zu tun hat.

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