Eines der wichtigsten Merkmale bei einem Handybetriebssystem ist die Art, wie das OS mit Multitasking umgeht. Windows Mobile beherrscht Multitasking seit der ersten Version. Für iOS und Android gilt dasselbe, auch wenn es unter iOS bis Version 3 auf den ersten Blick nicht so aussieht.
Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen Windows Mobile und den unixbasierten Handy-Betriebssystemen. Windows Mobile beherrscht zwar präemptives Multitasking, hat aber große Probleme zu erkennen, wann ein Prozess keine CPU-Leistung braucht. Das gilt insbesondere beim Zugriff auf Peripheriegeräte. Das präemptive Multitasking ähnelt eher dem von Windows 95, 98 und Me.
Wer noch mit Windows 95 gearbeitet hat, wird sich vielleicht erinnern, dass das Formatieren einer Diskette dazu führt, dass das System kaum noch reagiert. NT-basierte Windows-Systeme hingegen lassen sich dadurch nicht beeindrucken. Das Problem bei Windows 95 liegt darin, dass der Prozess, der die Diskette formatiert, vom Betriebssystem auch dann CPU-Zeit zugeteilt bekommt, wenn er nur darauf wartet, dass der Floppy-Controller einen Track fertig formatiert.
Ähnlich verhält sich Windows-Mobile. Wenn etwa ActiveSync im Hintergrund E-Mails herunterlädt und in die Datenbank einsortiert, ist das Handy faktisch nicht mehr zu nutzen. Das gilt auch für neue Windows-Mobile-Geräte mit relativ leistungsstarken Prozessoren.
iOS und Android haben als unixbasierte Betriebssysteme keine Probleme mit dem Multitasking. Allerdings hat sich Apple entschieden, bis einschließlich iPhone OS 3 das gleichzeitige Starten von zwei Vordergrundanwendungen zu verbieten. Möglich ist das nur, wenn das iPhone "gejailbreakt" wurde. Der Grund liegt vor allem im geringen Speicher von nur 128 MByte der ersten iPhones bis einschließlich des iPhone 3G.
Da Anwendungsprogrammierer grundsätzlich ungern freiwillig CPU-Zeit für ihre Software aufgeben, müssen die Betriebssystemhersteller etwas nachhelfen. Die Verteilung der CPU-Ressourcen muss anders gestaltet werden als bei einem Desktop-Betriebssystem. Wenn auf einem Desktop-Betriebssystem ein Fenster den Fokus verliert, ist es nicht automatisch komplett verdeckt. Ein Video oder eine Flash-Animation sollen weiterlaufen.
Bei Handy-Betriebssystemen ist grundsätzlich nur die Vordergrundapplikation sichtbar. Daher sollte das OS Hintergrundanwendungen eine geringere Priorität einräumen. So reagiert das Handy weiterhin flott auf Benutzereingaben – vorausgesetzt, es besitzt ausreichend CPU-Leistung und vor allem Hauptspeicher. Hinzu kommen andere Überlegungen. So sollte ein Video im Hintergrund grundsätzlich angehalten werden, während der dazugehörige Audio-Stream weiterlaufen kann.
Unter Android 2.2 und iOS 4 funktioniert das Multitasking optimal mit den knapp bemessenen Ressourcen der Smartphones. Windows Mobile 6.5 arbeitet hingegen nach dem Desktop-Prinzip, weshalb zwei oder drei gleichzeitig geöffnete Anwendungen dazu führen, dass das Handy kaum noch reagiert. Mit Windows Phone 7 verspricht Redmond jedoch Besserung.
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