Linux-Distributor Mandriva: große Pläne nach der abgewendeten Pleite

Die Franzosen bauen auf ihre starke Stellung in Brasilien, Russland, Indien und China. Außerdem wollen sie sich vom Linux- zum Infrastrukturanbieter wandeln. Partnerschaften mit anderen Open-Source-Firmen sollen dabei helfen.

Ende Juni haben nicht öffentlich gemachte Investoren durch eine Finanzspritze in nicht genannter Höhe Mandriva vor dem Aus gerettet. Das klang für die Fans der Linux-Distribution aus Frankreich zwar zunächst gut, für neutralere Beobachter aber aufgrund der vielen Unbekannten in der Gleichung etwas weniger vertrauenerweckend. Immerhin hatte Geschäftsführer Arnaud Laprévote gleichzeitig versprochen, mit den mysteriösen Geldgebern ein tragfähiges Geschäftsmodell auszuarbeiten. Erste Details dazu hat das Unternehmen jetzt ZDNet-Frankreich verraten.

Mit Unterstützung von Unternehmern und früheren Investoren verfolgt das Unternehmen einen – wie es selbst einräumt – „ambitionierten Plan“. Zu dessen Umsetzung strebt es eine Annäherung zu anderen europäischen Anbietern freier Software an. Mit IF Research, der Firma hinter dem französischen Security-Spezialisten Wallix ist ein erster Partner bereits gefunden.

Jean-Noël de Galzain, Präsident von IF Research, gibt sich recht zuversichtlich – bleibt aber auch noch sehr vage, was die gemeinsamen Pläne anbelangt. „Mandriva hat in seiner DNA alle Trümpfe, um eine weltweit führende Rolle bei freier Software einzunehmen. Es kann auf eine Community mit 3.5 Millionen Usern, einer Führungsrolle in den Ländern der BRIC-Zone, sowie renommierte Kunden aus dem öffentlichen Sektor und bei Großunternehmen aufbauen.“

Außerdem überprüft Mandriva derzeit die Vertriebswege. Man wolle sich zwar auch künftig auf Fachhändler und Systemintegratoren stützen – aber möglicherweise eben auf andere als bisher. In Europa und dem Mittleren Osten sowie den bereits angesprochenen BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien und China) steht zudem die Aushandlung neuer OEM-Vereinbarungen auf der Agenda. Auch diesbezüglich gibt es jedoch noch keine konkreten Ergebnisse.

Noch in der zweiten Jahreshälfte soll auch ein „professionelles Angebot“ für Großkunden aus dem Bildungswesen, der Industrie, der Dienstleistungsbranche und dem Handel auf den Markt kommen. Es richte sich an Kunden, die auf der Suche nach alternativen und wirtschaftlichen Lösungen zur Verwaltung heterogener IT-Landschaften und -Identitäten seien. Bisher ist das Unternehmen in diesen Bereiche mit der Management-Software Pulse und dem Mandriva Directory Server aktiv. Die Ankündigung klingt – zusammen mit der beabsichtigten Annäherung an andere europäische Linux-Anbieter – danach, als wolle man sich klar gegen Novell positionieren.

Für die unmittelbare Zukunft hat sich das Unternehmen jedoch ein drastisches Kostenreduzierungsprogramm auferlegt. Wer die neuen Anteilseigner sind, soll auf der nächsten Hauptversammlung bekanntgegeben werden. Die schon lange fällige, mehrfach verschobene, finale Version von Mandriva 2010 Spring steht laut offiziellem Wiki ab morgen zum Download bereit. Das wäre für die Community immerhin ein erstes Zeichen, dass der Anbieter aus dem gröbsten heraus ist.

Themenseiten: IT-Business, Linux, Mandriva, Open Source, Strategien

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