Microsoft lizenziert ARM-Prozessordesigns

Damit könnte der Software-Hersteller theoretisch selbst ARM-basierte Chips entwickeln und bauen. Microsoft schweigt aber über seine Pläne. Analysten spekulieren über neue Handy-, Xbox- oder Server-Prozessoren.

Soll Windows Phone 7 von Microsofts eigenem Prozessordesign profitieren?
Soll Windows Phone 7 von Microsofts eigenem Prozessordesign profitieren?

Microsoft hat sein Abkommen mit dem Chip-Designer ARM so umgestaltet, dass der Software-Hersteller jetzt seine eigenen ARM-Chips konstruieren könnte – theoretisch zumindest. Damit träte Microsoft in die Fußspuren von Herstellern wie Qualcomm mit seinem auf ARM-Lizenz basierenden Snapdragon-Prozessor.

ARM ist einer der produktivsten Chip-Designer weltweit. ARM-Prozessoren werden zum Beispiel in Apples iPhone und iPad, aber auch in Taschenrechnern verwendet.

„ARM ist ein wichtiger Microsoft-Partner. Wir liefern mehrere Betriebssysteme für die Architektur des Unternehmens aus, am bekanntesten sind Windows Embedded und Windows Phone„, sagte Microsoft-General-Manager KD Hallman. „Durch den tiefgreifenderen Zugriff auf ARM-Technik können wir unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeit für ARM-basierte Produkte verbessern.“

Weitere Kommentare zu dem Abkommen gibt es aus Redmond nicht. Die Details seien vertraulich. Es bleibt also die Frage, zu welchem Zweck ein Software-Unternehmen Chiptechnik lizenziert.

Nathan Brookwood, Analyst von Insight 64, sieht mehrere interessante Möglichkeiten: „Wenn Sie Ihre eigenen Prozessorkerne entwickeln, kostet das viel Zeit und Geld. Da muss man schon glauben, dass man selbst besser ist als die Designer bei ARM“, sagte Brookwood. „Wenn man andererseits die ARM-Kerne nimmt und sie in einem Ein-Chip-System (System on a Chip) mit Grafik und anderen Funktionen nach Wahl integriert – dann wird das richtig sinnvoll.“

Apple ist eines der auffälligsten Beispiele dafür, was man mit einem ARM-Chipdesign alles erreichen kann. „Sehen Sie sich an, was Apple mit seinem A4-Chip gemacht hat. Sie haben ihr eigenes Ein-Chip-System auf Basis des ARM-Cortex-Kerns gebaut und dabei Grafik- und sonstige Komponenten selbst ausgewählt. Das zahlt sich aus, wenn man Millionen von Geräten verkauft, was sie mit iPhone und iPad ja auch schaffen. In diesem Fall hat man das Volumen, um diesen Entwicklungsaufwand zu rechtfertigen“, sagt Brookwood.

Der Analyst weist darauf hin, dass Microsoft bereits am Design des Xbox-Chips mitgearbeitet hat. So gesehen hat das Unternehmen bereits Erfahrung.

Linley Gwennap von der Chip-Beratungsfirma Linley Group hält Microsofts Absichten für mysteriös. „Man kauft keine Architekturlizenz, wenn man keinen Chip entwickeln will. Das einzige Gerät, für das Microsoft einen eigenen Chip entwickelt, ist die Xbox. Demnach ist es möglich, dass Microsoft die Lizenz nutzen wird, um die nächste Generation von Xbox-Prozessoren zu bauen.“

Man könne einen ARM-Chip auch für Rechenzentren verwenden, ergänzte Gwennap. „Microsoft unterhält gewaltige Rechenzentren. Vielleicht wollen sie ihre eigenen Server-Prozessoren entwerfen und sie intern für diese Rechenzentren nutzen.“

Themenseiten: ARM, Chipsätze, Forschung, Hardware, Microsoft, Mobile, Prozessoren, Windows, Windows Phone, iPad, iPhone

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