Microsofts IE8: Werbung statt Datenschutz

Laut Wall Street Journal wurden Datenschutzeinstellungen in der Entwicklungsphase gezielt beschnitten. Weggefallen sind zum Beispiel automatische Werbeblock-Listen (InPrivate Suscription). Microsoft: Die Privatsphäre des Anwenders wird geschützt.

Internet Explorer

Die Privatsphäre-Einstellungen im Microsoft-Browser Internet Explorer 8 (IE8) wurden mit Rücksicht auf Werbetreibende bewusst eingeschränkt. Laut Berichten des Wall Street Journal hatten Manager aus Microsofts Werbeabteilung argumentiert, dass der Browser mit seinen Datenschutz-Funktionen die Beobachtung des Anwenderverhaltens auf einer Website verhindert hätte. Das sei aber wichtig für Online-Werbung.

Zu den möglicherweise betroffenen Werbetreibenden gehört auch Microsoft selbst. Im August 2008 investierte das Unternehmen sechs Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro) in den Kauf des Werbeanbieters Aquantive, bis dahin die größte Übernahme in der Firmengeschichte.

Geblieben ist dem IE8 nur das InPrivate Filtering. Mit ihm kann man über eine „Blacklist“ gezielt bestimmte Sites – zum Beispiel mit Werbung – blockieren. Der Anwender muss die Funktion allerdings erst per Hand anschalten und sich auch selbst um die Liste der blockierten Sites kümmern. Immerhin gibt es von Privatpersonen erstellte fertige Listen im Web.

Eine weitere Funktion, die InPrivate Suscription, wurde laut Wall Street Journal komplett gestrichen. Mit ihr hätte der Anwender die „Blacklists“ abonnieren können, so dass der Werbeblocker automatisch auf dem neuesten Stand gewesen wäre. Die Funktion wurde in einem Blog-Beitrag des IE8-Teams angekündigt und erschien sogar in einer Beta-Version des Browsers. In der finalen Version war die InPrivate Suscription jedoch verschwunden.

In einem aktuellen Blog-Beitrag versuchte der Chef des IE8-Teams, Dean Hachamovitch, den Balanceakt zwischen Werbefreundlichkeit und Datenschutz zu erklären. Er schreibt: „Der Online-Datenschutz wird unter anderem auch deswegen kompliziert, weil das Browsen im Web im Grunde ein Informations-Tauschgeschäft ist.“

Weiter heißt es: „Ihr Browser bietet Informationen an, um Informationen zu bekommen. Mit diesen Informationen kann man sie möglicherweise identifizieren. Häufig werden die Informationen zur Bequemlichkeit des Anwenders auch automatisch verschickt (zum Beispiel bei den Spracheinstellungen), um Inhalte genau auf ihn zuzuschneidern … Es gibt keine ‚Mach-mich-einfach-anonym‘-Funktion, weil einige der Techniken, die man für die Beobachtung der Anwender verwenden kann, essentiell wichtig für die Grundfunktionen des Browsers sind.“

Auf Anfrage von ZDNet nahm ein Microsoft-Sprecher Stellung zu dem Artikel: „Die Menschen wollen Online-Dienste, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind, und die Zusicherung, dass ihre Privatsphäre geschützt wird. Microsoft hat den Internet Explorer 8 so entworfen, dass er den Anwendern eine Reihe von Datenschutzfunktionen bietet. Erst kürzlich hat die Bürgerrechtsgruppe Center for Democracy einen Browser-Vergleich durchgeführt, in dem die Wirksamkeit der Schutzmechanismen des IE8 demonstriert wird.“

Themenseiten: Big Data, Browser, Datendiebstahl, Datenschutz, Internet, Internet Explorer, Microsoft, Privacy

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